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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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einen perfekten Ort für einen Hinterhalt. Sie wäre gern aufgesessen und hastig über die Brücke geritten, aber ihr Pferd war vollkommen erschöpft und konnte auf dem unebenen Hang stolpern. Also band sie die Zügel um ihre linke Hand und machte sich auf dem Weg zu dem Schlund. Hoch über dem Nebel schimmerte die Sonne, aber die hartnäckigen Dunstschleier verhüllten weiterhin die Schlucht zwischen den Bergen. Suviel sah sich aufmerksam um. Ihrem Blick entging keine Einzelheit des Unterholzes und kein Schatten. Ihre Phantasie dagegen verfolgte sie mit Furcht einflößenden Bildern der erbarmungslosen Diener, die sich auf sie stürzten, und von dem Akolythen, der nur darauf wartete, ihre Seele mit seiner tödlichen Hexerei zu versengen.
    Ihr Pferd bemerkte den Akolythen-Diener zuerst. Während es am Zügel zerrte, hörte Suviel ein schnappendes Geräusch. Das Tier wieherte und bäumte sich auf. Suviel ließ rasch die Zügel los und schreckte vor dem panischen Tier zurück. Im selben Moment stürzte sich der mit einer Ledermaske verhüllte Diener aus den Büschen auf sie. Gleichzeitig hörte sie hinter sich Hufschläge, die einen Reiter ankündigten. Als der Diener sich auf sie stürzte, ohne seine Waffe zu ziehen, wurde ihr klar, dass man sie lebendig fangen wollte.
    Ihr blieb keine Zeit um nachzudenken. Sie trat einen Schritt zurück, als der Diener sie erreichte und mit der Hand ihr Gewand erwischte. Sie sah, wie sich sein geschlitzter Mund unter der Maske zu einem Grinsen verzerrte, und sein stinkender Atem schlug ihr ins Gesicht. Sie ballte die Finger ihrer rechten Hand zur Faust, wie man es sie gelehrt hatte, und als der Diener sie zu Boden werfen wollte, hämmerte sie ihre Knöchel in seine ungeschützte Armhöhle. Er knurrte schmerzerfüllt auf und beugte sich vor. Aus einem Reflex heraus griff er mit der Hand an seinen schmerzenden Arm. Suviel riss ihr Knie hoch und rammte es ihm gegen das Kinn. Er stürzte wie ein lebloser Sack zu Boden. Dann drehte sie sich um und rannte los.
    Sie hatte die Brücke fast erreicht, als der berittene Diener sie einholte. Er versuchte, sie mit der flachen Seite seiner Klinge niederzustrecken. Sie duckte sich unter dem Schlag weg, wurde jedoch von den Hinterbeinen seines Pferdes umgerissen. Sie rappelte sich hoch, doch der Reiter trieb sie von der Baumbrücke weg. Dabei hielt er die Zügel mit der Schwerthand und wühlte nach etwas in seiner Satteltasche. Sie sah, wie er die Ecke eines schmutzigen Fangnetzes herauszerrte, und warf sich zur Seite. Der Reiter stieß ein paar wütende Silben hervor, und Suviel schaffte fast ein Dutzend Schritte in Richtung Brücke, bevor ein Tritt zwischen ihre Schulterblätter sie wieder zu Boden schleuderte. Sie streckte die Hände aus, um den Aufprall abzufangen. Panik überkam sie. Sie rollte sich hastig von den Hufen des Pferdes weg und kletterte auf Händen und Knien weiter. Gleich musste das beschwerte Netz auf ihr landen und ihre Glieder fesseln.
    Statt dessen hörte sie das Klirren von Stahl gegen Stahl und drehte sich um. Der Akolythen-Diener kreuzte mit einem zweiten Reiter die Klingen. Es war eine sehnige Frau in einem gepolsterten Lederharnisch. Etwas weiter weg kauerte eine andere Person auf einem Pferd, ein junger Mann, der im Sattel zusammengesunken war. Der Diener wollte seine Widersacherin mit dem Fangnetz außer Gefecht setzen, doch die Frau ließ einfach die Zügel ihres Pferdes los und pflückte das mit Gewichten beschwerte Netz geschickt aus der Luft. Anschließend schwang sie es einmal um ihren Kopf, beugte sich vor und wickelte es um den Schwertarm ihres Gegners. Sie zog kräftig und stieß gleichzeitig mit ihrem Schwert zu. Die Spitze der Klinge bohrte sich in die Kehle ihres Widersachers. Sie riss die blutige Schneide heraus, als der Diener von seinem Pferd glitt, schwer zu Boden stürzte und gurgelnd sein Leben aushauchte.
    Keuchend wandte sich die Kriegerin zu Suviel um und musterte sie prüfend. »Du bist ein Kräuterweib, ja?«
    Suviel nickte nur.
    »Gut. Mein Freund ist… sehr schwer verwundet. Du musst ihm helfen. Hol dein Pferd und komm.« »Wer bist du?«
    »Im Namen Der Mutter, für Förmlichkeiten ist jetzt keine Zeit!«, fuhr die Frau sie an. »Wir werden von einer Horde von Mördern gejagt, die nicht weit hinter uns sind. Wir müssen über den Abgrund, also hol dein Pferd! Sofort!«
    Suviel starrte auf die blutige Schwertspitze, die nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt in der Luft schwebte. »Ich

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