Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
gewesen war. Er ignorierte dieses Wissen. Ich bin ich, dachte er ärgerlich, kein geborstenes Gefäß einer blutrünstigen Gottheit.
    Einen Augenblick lang glaubte Byrnak, fernes, sprödes Gelächter zu hören, bis er merkte, dass es nur ein Pferdeharnisch war, der sich im Wind bewegte. Trotzdem fröstelte ihn.
    Vier Berittene warteten im Mittelpunkt dieser gewaltigen Menge von Soldaten. Die vier Schattenkönige. Drei von ihnen hüllten sich gänzlich in ihre Rüstungen, während der vierte von Kopf bis Fuß in schwarze und rote Roben gekleidet war.
    »Er ist der Schwarze Priester«, erklärte sein Ross.
    Byrnak grinste freudlos. Es war erst das zweite Mal, dass er mit dem Akolythen Obax gemeinsam das Reich der Dämmerung betreten hatte. Zwar stieß ihn das aufdringliche Wesen dieses Bruders des Zwielichts nicht mehr ab, aber es erfüllte ihn nach wie vor mit Unbehagen. Er beherrschte jetzt zwar die Zauberkraft, von der die alten Sagen und Legenden gekündet hatten, doch diese Macht hatte ihm auch etwas genommen. Er vermochte Feuer unter seine Feinde zu streuen, konnte Eiszapfen auf ihre Köpfe herabregnen lassen, Feinde in Diener verwandeln, Körper, Seelen und Absichten nach eigenem Gutdünken ändern, doch er selbst fühlte sich nicht mehr länger unbesiegbar. Seine Ignoranz, welche ihm Sicherheit gewährt hatte, wurde vom Schicksal, der Macht und dem unsterblichen Wissen, das in ihm schlummerte, stetig zerbrochen.
    Acht Köpfe, vier verhüllte und vier Pferdeschädel, wendeten sich ihm zu, als er heranritt. Byrnak hieß Obax anhalten, lehnte sich zurück und betrachtete sie durch die Augenschlitze seines eigenen Helmes. Mit einer weit ausholenden Geste seiner behandschuhten Rechten deutete er auf die reglosen Armeen um sie herum.
    »Was ist das?«
    »Ein Gott träumt«, erwiderte der Schwarze Priester.
    »Er träumt unseren Traum«, fügte einer der drei anderen mit einem leisen Lachen hinzu. »Nicht meinen Traum«, gab Byrnak barsch zurück. Einem Impuls gehorchend löste er den Verschluss seines schweren, geschmückten Helmes und setzte ihn ab. Befreit von der stickigen Dunkelheit schüttelte er sein langes schwarzes Haar und kniff unter dem gleißenden, gelblichen Glanz des Himmels die Augen zusammen.
    »Was zeigen dir deine Träume?«
    Die roten Falten der Kapuze verbargen das Gesicht des Schwarzen Priesters, doch seine Stimme war dunkel und rau, und bebte in mühsam gebändigter animalischer Wildheit. Byrnak grinste. »Den Tod«, erwiderte er. »Überall.«
    »Genug jetzt!«, mischte sich einer der anderen ein. »Wir haben Entscheidungen zu treffen.« Byrnak erkannte die Stimme als die des Reiters, der bei ihrer ersten Begegnung das Wort geführt hatte. Laut Obax nannte er sich Der Verborgene. Die beiden anderen Gepanzerten hießen Thraelor und Grazaan. Aus der Nähe konnte Byrnak nun auch die feinen Unterschiede an ihren Rüstungen erkennen. Der Helm Des Verborgenen war mit Schlangen und Echsen verziert, der des Nächsten zeigte Reliefs von vielarmigen Meeresgeschöpfen. Thraelor, flüsterte Obax in seinen Gedanken, während der Kopfschutz des Dritten mit Spinnen und Skorpionen geschmückt war. Grazaan. Byrnak schaute auf seinen eigenen Helm herab, der auf seinem Sattel ruhte. Ihn zierten Klauen und Reißzähne, gehörnte Bestien, die ihre Lefzen bleckten.
    »Der Tod wird überall sein«, murmelte der Schwarze Priester. »Meine Jünger haben bereits begonnen …«
    »Sie haben begonnen, sinnlosen Schrecken zu verbreiten«, unterbrach ihn Der Verborgene. »Und unwillkommene Aufmerksamkeit auf unsere Pläne gelenkt.«
    »Der Einfluss der Huren Mutter muss ausradiert werden!«, erwiderte der Schwarze Priester scharf. »Zu gegebener Zeit«, konterte Der Verborgene. »Sobald unsere Armeen ihren Zweck erfüllt haben.« Er wendete sich an Thraelor. »Wecke dein Ross, Bruder. Welche Fortschritte wurden erzielt, jene zu sammeln, die wir um uns scharen wollen?«
    Thraelor rammte seinem Pferd die Hacken in die Flanke. »Antworte!«
    Der Schädel des Pferdes pendelte einen Moment schlaff hin und her, bevor es ihn hob und seine weißen Augen ins Leere starrten. Geifer rann aus seinem Maul.
    »Gebieter … Die Akolythen haben die Befehle gegeben, und fast alle Kriegsherrn gehorchen und marschieren nach Nord-Khatris …«
    »Fast alle?«
    »Oscarg, ein Kriegsherr in den Bergen von Anghatan hat sich dem Befehl widersetzt.« »Oscarg ist mächtig«, murmelte Thraelor. »Er ist mir schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Was

Weitere Kostenlose Bücher