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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Rauch und Blut stieg bis zu ihm empor.
    »Du kannst gehen«, erwiderte er. »Schick meine Hauptleute herein.«
    Während Obax den großen Saal mit unsicheren Schritten verließ, wandte sich Byrnak von dem Fenster ab und schritt zu einem Podest. Er trat mit dem Fuß gegen die zerlumpte Gestalt, die neben dem Thron lag.
    »Hoch mit dir!«
    Der ehemalige Kriegsherr von Choroya und Süd-Honjir mühte sich auf die Knie und richtete sich langsam vor seinem siegreichen Gegner auf. Azurech war ein stattlicher Mann, doch vor Byrnak kauerte er sich zusammen. Die gebrochene Nase entstellte seine ehemals so herrischen Gesichtszüge, die jetzt in Furcht verzogen waren. Eine Sekunde sah er Byrnak in die Augen und schlug den Blick dann zitternd zu Boden. Ein gequälter Schrei drang von dem Platz zu ihnen hoch und hallte laut durch den großen Saal. Byrnak legte den Kopfschief und grinste.
    »Bist du bereit, mir zu dienen, Azurech?«
    Azurech hielt den Kopf gesenkt und bewegte die Lippen, als hätte er Mühe, die Worte zu formen. »Was … Was wollt Ihr von mir, Herr?«
    Byrnak bückte sich, packte das Kinn des besiegten Kriegsherrn und zwang ihn, hochzublicken. »Alles!«, fauchte er.
    Er starrte in Azurechs Augen und zwang sein eigenes Bewusstsein in den Verstand des anderen. Verzweiflung wucherte dort wie ein schwarzer Dschungel in einem Sumpf aus Furcht vor Byrnak und seiner Macht. Wie leicht es war, solche Furcht in Loyalität umzumünzen, die dunkle Wildnis in Entschlossenheit und Zielstrebigkeit zu verwandeln! Schon bald würde sich Azurechs gesamtes Wesen aufrichtig nach dem strahlenden, Lebensspendenden Licht recken, das Byrnak ausstrahlte, er, Kriegsherr und Schattenkönig.
    Er ließ Azurech los, der jetzt aufrechter kniete, mit gestrafften Schultern und den Blick seiner Augen ergeben auf seinen Gebieter gerichtet. Das Doppelportal des großen Saals schwang auf, und drei Männer in Lederrüstungen traten ein. Ihre Harnische klirrten, und die Absätze ihrer Stiefel knallten laut auf den Steinboden, als sie näher kamen. Byrnak drehte sich um und betrachtete sie. »Ich breche bald auf«, verkündete er. »In meiner Abwesenheit ist Azurech Euer Befehlshaber. Vielleicht bin ich einige Wochen abwesend, doch meine Hand wird über euch wachen. Azurechs Wille ist mein Wille, seine Augen sind meine Augen, also seid wachsam und gehorcht!« Die drei Hauptleute warfen sich nervöse Blicke zu und nickten dann. Byrnak knurrte verächtlich. Diese drei da zeigten mehr Willenskraft, als ihm lieb war. Andererseits hatte er sie schon vor fünf Tagen an sich gebunden, als seine Macht, den Geist zu beherrschen, noch unerprobt und roh war. Einen Moment überlegte er, ob er ihre Bindung an ihn verstärken sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er war neugierig, wie sie und Azurech miteinander auskommen würden.
    »Höre nun meine Befehle«, sagte er zu dem ehemaligen Kriegsherrn. »Sichere die Stadt, spüre alle Rebellenführer auf und tilge sie vom Erdboden. Ziehe sieben von zehn Männern über sechzehn Jahren in eine neue Stadtmiliz ein. Sämtliche Kaufleute sollen sich in einer einzigen Händlergilde organisieren, und dann beginne mit den Reparaturen an den Wällen und Befestigungen. Ach ja, und gib noch eine Wochenration an die Flüchtlinge aus. Dann treibe sie zusammen und schaffe sie nach Süden, nach Kejana. Anschließend brenne die Elendsquartiere nieder und exekutiere jeden, der sich zu widersetzen wagt.«
    »Wie Ihr befehlt, Gebieter.« Azurech verbeugte sich.
    »Und jetzt geh«, knurrte Byrnak. »Und such dir ein Gewand, das deiner neuen Position angemessen ist.«
    Er wartete, bis Azurech und die drei Hauptleute den großen Saal verlassen hatten. Dann ging er um den Thron herum und trat durch einen mit einem Gobelin verhüllten Torbogen. Der geräumige Raum dahinter wurde von einem langen Tisch dominiert, und seine Wände waren mit Bannern, Speeren und Schilden geschmückt. An der rechten Seite führte eine breite Treppe in steilem Schwung nach oben, und ihre blauen und grauen Steine waren mit aus dem Stein gehauenen Blättern und wildem Wein geschmückt. Sie mündete in einen großen, runden Raum, dessen einziges Fenster mit Läden verschlossen war, und an dessen Wänden prachtvolle Wandteppiche hingen, die Szenen aus Schlachten und Legenden darstellten.
    Mitten in dem Zimmer stand Nerek. Sie streckte ihre gefalteten Hände aus. Die zertrümmerten und qualmenden Trümmer eines breiten Bettes mit vier Pfosten lagen vor ihr, die

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