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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Martertod zu führen; wir aber wollen den Lehren unseres weißen Vaters Klekih-petra gehorchen und gerechte Richter sein. Da sie nicht zugeben, unsere Feinde gewesen zu sein, so wollen wir sie verhören, und ihr Schicksal soll nach dem bestimmt werden, was wir dabei erfahren. Meine Brüder und Schwestern mögen mir ihre Zustimmung erteilen!“
    „Howgh!“ erklang der Beifall rund umher.
    „Hört, Sir, das klingt günstig für uns“, sagte da Sam zu mir. „Wenn sie uns verhören wollen, liegt die Sache gar nicht so schlimm für uns, wie wir gedacht haben. Ich hoffe, es gelingt uns, unsere Unschuld zu beweisen. Ich werde diesen Leuten alles so klarmachen und sie so überzeugen, daß sie uns freilassen werden.“
    „Sam, das bringt Ihr nicht fertig“, antwortete ich ihm.
    „Nicht? Warum? Meint Ihr etwa, daß ich nicht reden kann?“
    „Oh, das Sprechen hat man Euch wohl schon als Kind so nach und nach beigebracht; aber wir sind sechs Wochen hier gefangen gewesen, und während dieser ganzen langen Zeit ist es Euch nicht gelungen, den Apachen eine bessere Meinung beizubringen.“
    „Euch auch nicht, Sir!“
    „Allerdings nicht, Sam, denn erst konnte ich nicht reden, und dann, als es mir wieder möglich war, die Zunge zu bewegen, hat sich kein einziger Roter bei mir sehen lassen. Ihr werdet also wohl zugeben, daß ich nicht einmal einen Versuch habe machen können, uns gegen einen der Häuptlinge zu verteidigen.“
    „So macht ihn ja auch jetzt nicht!“
    „Warum?“
    „Weil es Euch nicht gelingen würde. Ihr seid als Greenhorn viel zu unerfahren in solchen Dingen und könnt Euch darauf verlassen, daß Ihr uns nicht heraushelfen, sondern ganz im Gegenteil uns immer tiefer hineinreiten würdet. Ihr besitzt zwar eine riesige Körperkraft, die uns aber hier gar nichts nützen kann, denn hier kommt es vor allen Dingen auf die richtige Erfahrung, auf den Scharfsinn und die Schlauheit an, die Euch abgehen. Ihr könnt ja nichts dafür, denn Ihr seid nun einmal ohne diese schönen Eigenschaften geboren worden, aber grad darum müßt Ihr die Hand aus dem Spiel lassen und es erlauben, daß ich unsere Verteidigung übernehme.“
    „So wünsche ich Euch nur bessern Erfolg, als Ihr bisher gehabt habt, lieber Sam!“
    „Wird nicht fehlen, denn Ihr sollt hören, daß ich meine Sache gut machen werde.“
    Dieser unser Meinungsaustausch hatte ungestört stattfinden können, weil unsere Vernehmung nicht sofort begonnen hatte. Intschu tschuna und Winnetou unterhielten sich leise mit Tangua und hielten dabei ihre Augen oft auf uns gerichtet. Sie sprachen also von uns. Die Blicke der beiden ersteren wurden immer finsterer und strenger, und die Bewegungen und Mienen des Kiowa waren diejenigen eines Mannes, welcher auf jemand eifrig einspricht, um andere bei ihm zu verdächtigen. Wer weiß, was er für Lügen von uns erzählte, um uns zu verderben! Dann kamen sie auf uns zu. Die beiden Apachen stellten sich rechts von uns auf, während Tangua sich links neben mir postierte. Nun sagte Intschu tschuna zu uns, wieder mit lauter Stimme, so daß alle es hören konnten:
    „Ihr habt vernommen, was ich vorhin gesprochen habe. Ihr sollt uns die Wahrheit sagen und euch verteidigen dürfen. Beantwortet mir die Fragen, welche ich an euch richte! Ihr gehöret zu den Weißen, welche die neue Bahn des Feuerrosses vermessen haben?“
    „Ja. Doch muß ich dir sagen, daß wir drei hier nicht mit gemessen haben, sondern ihnen nur zum Schutz mitgegeben worden sind“, antwortete Sam. „Und was den vierten hier betrifft, Old Shatterhand genannt, so – – –“
    „Schweig!“ unterbrach ihn der Häuptling. „Du hast nur meine Fragen zu beantworten und kein weiteres Wort zu sprechen. Redest du mehr, so laß ich dich peitschen, daß dir die Haut aufspringt! Also ihr gehörtet zu diesen Bleichgesichtern? Antworte kurz mit Ja oder Nein!“
    „Ja“, sagte Sam, um sich nicht schlagen lassen zu müssen.
    „Old Shatterhand hat mit vermessen?“
    „Ja.“
    „Und ihr drei beschütztet diese Leute?“
    „Ja.“
    „So seid ihr noch schlimmer als sie, denn wer Diebe und Räuber beschützt, der hat doppelte Strafe verdient. Rattler, der Mörder, war Euer Gefährte?“
    „Ja, doch muß ich dir sagen, daß wir nicht seine Freunde ge – – –“
    „Schweig, Hund!“ fuhr ihn Intschu tschuna an. „Du hast nur das zu sagen, was ich wissen will, mehr aber nicht! Kennst du die Gesetze des wilden Westens?“
    „Ja.“
    „Wie wird ein Pferdedieb

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