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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen.“
    „So ist es möglich, daß Ihr es heut zu sehen bekommt. Wenn es sich wirklich darum handelt, daß man mir Gelegenheit bieten will, mein Leben durchs Schwimmen zu retten, so bin ich fast überzeugt, daß ich diesen Tag überleben werde.“
    „Will es Euch wünschen, Sir! Und hoffentlich bietet man uns eine ähnliche Gelegenheit. Das ist immer besser, als hier am Pfahle hängen zu bleiben. Ich will doch lieber im Kampfe fallen als mich zu Tode martern lassen.“
    Wir waren nicht gehindert worden, miteinander zu sprechen, denn Winnetou stand, ohne zunächst weiter auf uns zu achten, mit seinem Vater und Tangua redend zusammen, und die andern Apachen, welche mich mitgebracht hatten, waren damit beschäftigt, Ordnung in dem Halbring zu schaffen, welcher sich vor und um uns gebildet hatte.
    Im Innern desselben saßen zunächst die Kinder und hinter diesen die Mädchen und Frauen, bei denen sich auch Nscho-tschi befand, wie ich bemerkte, nur selten ihr Auge von mir wandte. Dann kamen die jungen Burschen, hinter denen die erwachsenen Krieger standen. So weit war die Ordnung gediehen, als Sam die zuletzt erwähnten Worte gesprochen hatte. Da erhob Intschu tschuna, der mit Winnetou und Tangua zwischen uns und den Zuschauern stand, seine Stimme und sagte so laut, daß es alle deutlich hören konnten:
    „Meine roten Brüder, Schwestern und Kinder und auch die Männer vom Stamme der Kiowas mögen hören, was ich ihnen zu sagen habe!“
    Er machte eine Pause, und als er sah, daß die Aufmerksamkeit aller auf ihn gerichtet war, fuhr er fort:
    „Die Bleichgesichter sind die Feinde der roten Männer; es gibt nur selten eins unter ihnen, dessen Auge freundlich auf uns gerichtet war. Der edelste unter diesen wenigen Weißen kam zu dem Volk der Apachen, um ein Freund und Vater desselben zu sein. Darum haben wir ihm den Namen Klekih-petra, weißer Vater, gegeben. Meine Brüder und Schwestern haben ihn alle gekannt und lieb gehabt. Sie mögen es mir bezeugen!“
    „Howgh!“ ertönte das Wort der Beteuerung im Kreise. Der Häuptling sprach weiter:
    „Klekih-petra ist unser Lehrer gewesen in allen Dingen, die wir nicht kannten, die aber gut und nützlich für uns sind; er hat auch von der Religion der Weißen gesprochen und von dem großen Geist, welcher der Schöpfer und Ernährer aller Menschen ist. Dieser große Geist hat befohlen, daß die roten und die weißen Leute untereinander Brüder sein und sich lieben sollen. Haben aber die Weißen diesen seinen Willen erfüllt, haben sie uns Liebe gebracht? Nein! Meine Brüder und Schwestern mögen dies bezeugen!“
    „Howgh!“ erklang es im Chore.
    „Sie sind vielmehr gekommen, um uns unser Eigentum zu rauben und uns auszurotten. Dies gelingt ihnen, weil sie stärker sind als wir. Da, wo die Büffel und Mustangs grasten, haben sie große Städte gebaut, von denen alles Böse ausgeht, was über uns kommt. Wo der rote Jäger durch den Urwald oder über die Savanne ging, da rennt jetzt das dampfende Feuerroß mit den großen Wagen, in denen es unsere Feinde zu uns bringt. Und wenn der rote Mann vor ihm in die Gründe flieht, die man ihm noch gelassen hat und wo er im Frieden sterben und verhungern will, so dauert es nicht lange, bis er auf Bleichgesichter trifft, die ihm nachgefolgt sind, um dem Feuerrosse auf diesem rechtmäßigen Grund und Boden des roten Mannes neue Pfade zu bauen. Wir haben solche Weiße getroffen und friedlich mit ihnen gesprochen. Wir haben ihnen gesagt, daß dieses Land unser Eigentum sei und nicht ihnen gehöre. Sie haben nichts dagegen vorbringen können, sondern es zugeben müssen. Aber als wir sie aufforderten, fortzugehen und darauf zu verzichten, das Feuerroß nach unsern Weideplätzen zu bringen, da sind sie unserer Aufforderung nicht gefolgt und haben Klekih-petra, den wir liebten und verehrten, erschossen. Meine Brüder und Schwestern mögen bestätigen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe!“
    „Howgh!“ erklang laut und einstimmig diese Bestätigung.
    „Wir haben die Leiche des Ermordeten hierher gebracht und auf den Tag der Rache aufbewahrt; dieser Tag ist heut angebrochen. Klekih-petra soll heut begraben werden und mit ihm der, der ihn ermordet hat. Mit ihm haben wir auch diejenigen gefangen, welche bei ihm waren, als die Tat geschah. Sie sind seine Freunde und Genossen und haben uns in die Hände der Kiowas geliefert; aber sie leugnen es. Bei allen andern roten Männern würde das, was wir von ihnen wissen, genügen, sie in den

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