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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bruders niemals wieder hören. Hier liegt Nscho-tschi. Du sagst es selbst, daß sie mich liebgehabt hat und mit meinem Namen auf den Lippen gestorben ist. Auch dich hat sie liebgehabt, mich als Freund und dich als Bruder, und du hast ihr ihre Liebe reichlich zurückgegeben. Bei dieser unserer Liebe bitte ich dich, sprich den Schwur, welchen du tun willst, nicht jetzt aus, sondern erst dann, wenn die Steine des Grabes sich über der edelsten Tochter der Apachen geschlossen haben!“
    Er sah mich ernst, fast finster an und senkte dann den Blick auf die Tote nieder. Ich sah, daß seine Züge milder wurden, und endlich richtete er das Auge wieder auf mich und sagte:
    „Mein Bruder Old Shatterhand hat eine große Macht über die Herzen aller, mit denen er verkehrt. Nscho-tschi würde ihm seine Bitte gewiß erfüllen, und so will auch ich sie ihm gewähren. Erst dann, wenn mein Auge diese beiden Leichen nicht mehr sieht, mag es sich entscheiden, ob der Mississippi mit allen seinen Nebenflüssen das Blut der weißen und der roten Völker nach dem Meere führen soll. Ich habe gesprochen. Howgh!“
    Gott sei Dank! Es war mir, wenigstens für einstweilen, gelungen, großes Unheil abzuwenden. Ich drückte ihm dankend die Hand und sprach:
    „Mein roter Bruder wird sogleich einsehen, daß ich keine Gnade für den Schuldigen erbitten will; ihn mag die Strafe so schwer und so streng treffen, wie er es verdient. Es muß dafür gesorgt werden, daß er nicht Zeit findet, zu entkommen. Wir dürfen ihm keinen Vorsprung einräumen. Winnetou mag mir sagen, was in Beziehung auf ihn jetzt geschehen soll!“
    „Meine Füße sind gebunden“, erklärte er, nun wieder düster. „Die Gebräuche meines Volkes gebieten mir, bei diesen Toten, weil sie mir so nahe verwandt waren, zu bleiben, bis sie begraben sind. Erst nachher darf ich den Weg der Rache antreten.“
    „Und wann wird das Begräbnis stattfinden?“
    „Das will ich mit meinen Kriegern beraten. Entweder begraben wir sie hier an der Stelle, wo sie gestorben sind, oder wir schaffen sie nach dem Pueblo, wo sie bei den Ihren wohnten. Aber selbst dann, wenn sie hier ihre Ruhestätte finden, werden mehrere Tage vergehen, bevor den Erfordernissen Genüge geschehen ist, welche beim Begräbnis eines so großen Häuptlings zu machen sind.“
    „Dann wird aber der Mörder sicher entkommen!“
    „Nein. Denn wenn Winnetou ihn auch nicht verfolgen darf, so kann doch von andern geschehen, was nötig ist. Mein Bruder mag mir recht kurz erzählen, wie es geschah, daß er hierher kam!“
    Jetzt, wo es sich um rein Sachliches handelte, war er so ruhig wie gewöhnlich. Ich erzählte ihm, was er zu wissen begehrte, und dann trat eine kurze Pause des Nachdenkens ein. Während derselben hörten wir einen schweren Seufzer, welcher von der Stelle kam, wo die beiden Strolche lagen, die ich glaubte erschossen zu haben. Wir gingen schnell hin. Dem einen war meine Kugel grad durch das Herz gegangen; der andere war so wie Nscho-tschi getroffen worden; er hatte noch Leben und kam grad jetzt wieder zu sich. Er starrte uns verständnislos an und murmelte Worte, welche ich nicht verstehen konnte. Ich bog mich zu ihm nieder und rief ihm zu:
    „Mann, kommt zu Euch! Wißt Ihr, wer jetzt bei Euch ist?“
    Er gab sich sichtlich Mühe, sich zu besinnen. Sein Auge wurde auch wirklich klarer, und ich hörte ihn leise fragen:
    „Wo – wo ist – Santer?“
    „Entflohen“, antwortete ich, denn es wollte mir nicht gelingen, einen Sterbenden, obgleich er ein Mörder war, zu belügen.
    „Wo – wohin?“
    „Das weiß ich nicht; aber ich hoffe, von Euch einen Wink zu erhalten. Eure andern Gefährten sind tot, und auch Ihr habt nur noch Sekunden zu leben. Ihr werdet doch an der Pforte des Grabes besser handeln als vorher! Woher stammt Santer?“
    „Weiß – es – nicht.“
    „Heißt er wirklich Santer?“
    „Hat – viele – viele Namen.“
    „Was ist er eigentlich?“
    „Weiß – auch – auch nicht.“
    „Habt Ihr Bekannte hier in der Nähe, vielleicht auf irgendeinem Fort?“
    „Nein – nicht.“
    „Wo wolltet ihr hin?“
    „Nir – nirgends. Hin, wo Geld – Beute – – –“
    „Also wart ihr Gauner von Profession! Schrecklich! Wie kamt ihr denn auf den Gedanken, die beiden Apachen mit dem Mädchen zu überfallen?“
    „Nug – Nuggets.“
    „Aber ihr konntet doch von den Nuggets nichts wissen.“
    „Wollten nach – nach dem – – –“
    Er hielt inne. Es fiel ihm

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