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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist umgekehrt. Ich blieb so lange aus, weil wir uns hier in großer Gefahr befinden und ich lange Zeit brauchte, zu entdecken, worin dieselbe besteht. Old Shatterhand ist hier.“
    „Das dachte ich. Hat mein Bruder ihn gesehen?“
    „Ja.“
    „Wir werden ihn fangen und unserm Häuptling bringen, dem er die Beine zerschmettert hat. Der Tod am Marterpfahl ist ihm gewiß. Wo befindet er sich?“
    Also die Kiowas hatten uns nicht nach ihrem Dorf locken wollen, sondern angenommen, daß wir zu Winnetou zurückkehren würden.
    „Ob ihr ihn fangen werdet, das ist noch sehr ungewiß“, antwortete Santer.
    „Es wird geschehen, denn diese Hunde haben nur dreißig Krieger bei sich, wir aber zählen über fünfmal zehn, und sie wissen nicht, daß wir da sind. Wir werden sie also vollständig überrumpeln.“
    „Da irrst du dich gewaltig. Sie wissen, daß wir kommen wollen; sie wissen vielleicht sogar schon, daß ihr da seid, denn sie haben uns jedenfalls Späher entgegengesandt.“
    „Uff! Sie wissen es?“
    „Ja.“
    „Dann können wir sie ja nicht überraschen!“
    „Freilich nicht.“
    „Es wird also, wenn wir sie angreifen, zum Kampf kommen, welcher Blut kostet, denn Winnetou und Old Shatterhand sind jeder für zehn Krieger zu rechnen.“
    „Ja, das sind sie. Der Tod Intschu tschunas und seiner Tochter hat sie jedenfalls mit Wut erfüllt; sie kochen Rache und werden sich wie tolle Hunde, wie wütende Raubtiere verteidigen. Aber unser müssen sie doch werden. Winnetou wenigstens muß ich auf alle Fälle fangen.“
    „Warum ihn?“
    „Der Nuggets wegen. Er ist nun wahrscheinlich der einzige, welcher den Fundort kennt.“
    „Und wird ihn keinem Menschen verraten.“
    „Auch dann nicht, wenn wir ihn gefangennehmen?“
    „Nein.“
    „Ich martere ihn so lange, bis er mir das Geheimnis mitteilt.“
    „Er wird dennoch schweigen. Dieser junge Hund der Apachen spottet aller Qualen. Und wenn er weiß, daß wir kommen, wird er sich hüten, in unsere Hände zu fallen.“
    „O, ich weiß, wie wir es anfangen müssen, ihn in unsere Gewalt zu bekommen.“
    „Wenn du es weißt, so sag es uns!“
    „Wir brauchen nur die Falle, welche sie uns gestellt haben, schlau zu benutzen.“
    „Eine Falle haben sie uns gelegt? Welche?“
    „Sie wollen uns in eine enge Schlucht locken, in welcher wir keinen Platz zur Verteidigung haben, und uns da gefangennehmen.“
    „Uff! Weiß mein Bruder Santer dies genau?“
    „Ja.“
    „Kennt er auch die Schlucht?“
    „Ich bin drin gewesen.“
    „Erzähle mir, wie du es erfahren hast!“
    „Ich habe viel, sehr viel gewagt. Wenn man mich bemerkt hätte, so wäre ich jedenfalls dem gräßlichsten Martertod verfallen, und ich bin verteufelt froh, daß es so glücklich abgelaufen ist. Diesen guten Erfolg habe ich nur dem Umstand zu verdanken, daß ich den Weg nach dem Nugget-tsil schon einmal gemacht hatte und die Örtlichkeit da oben, wo die Gräber stehen, kannte.“
    „Die Gräber? Winnetou hat also, so wie ich es vermutete, seine Toten da oben begraben?“
    „Ja. Das war für mich sehr vorteilhaft, denn dadurch ist die Aufmerksamkeit der Apachen abgelenkt worden. Ich sagte mir selbstverständlich, daß sie droben auf der Lichtung seien, und nahm mich außerordentlich in acht. Ich habe schon manches durchgemacht und darf mich rühmen, kein unerfahrener Westmann zu sein; aber so vorsichtig wie heut bin ich doch noch nie gewesen. Ich ging natürlich nicht im offenen Tal, sondern im Wald an der Lehne desselben. Da, wo es rechts in die Schlucht hinaufgeht, hatten die Kerls ihre Pferde. Es war keine Kleinigkeit, hinaufzukommen, ohne sich der Schlucht als Weg zu bedienen, aber es gelang mir doch. Droben mußte ich diese Vorsicht noch verdoppeln und alle meine Schlauheit zusammennehmen. Ich hielt es nicht für möglich, unbemerkt bis zur Blöße vordringen zu können; aber die Apachen hatten nur Augen und Ohren für das Begräbnis, und so wagte ich mich bis hinter einen Felsen, der am Rand der Lichtung liegt. Von dort aus konnte ich alles beobachten.“
    „Mein weißer Bruder ist sehr kühn gewesen; daß er noch lebt, hat er nur dem Begräbnis zu verdanken.“
    „Das sagte ich ja schon! Als die Gräber zugemacht worden waren, schickte Winnetou seine Leute fort, um die Pferde holen zu lassen.“
    „Dort hinauf? Ist das nicht schwer?“
    „Sehr mühevoll!“
    „Dann muß er einen Grund dazu gehabt haben!“
    „Allerdings. Wir sollen, wenn wir sehen, daß sie mit den Pferden da hinauf

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