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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trachtet, und das kann doch nur ein Greenhorn tun, hihihihi!“
    Ich antwortete ihm, aber er hörte es nicht, weil sein lautes Lachen meine Worte übertönte. Also er dachte, ich hätte es auf den Schimmel abgesehen. Meinetwegen! Ich überließ ihm also das Maultier und lenkte zur Seite, wo die Mustangs nun ängstlich schnaubend und wiehernd regellos durcheinanderjagten. Sam war dem Maultier so nahe gekommen, daß er den Lasso warf. Die Schlinge fiel richtig; sie legte sich um den Hals des Tieres. Nun mußte Sam anhalten und, wie er mir ja so sorgsam angeraten hatte, sein Pferd nach rückwärts werfen, um den Ruck aushalten zu können, wenn der abgelaufene Lasso sich straff spannte. Er tat dies auch, aber um einen Augenblick zu spät; sein Pferd hatte sich noch nicht umgedreht, noch nicht eingestemmt und wurde von dem gewaltigen Ruck umgerissen. Sam Hawkens flog, einen unendlich brillanten Purzelbaum schlagend, weit durch die Luft und auf die Erde nieder. Das Pferd raffte sich rasch wieder auf und rannte weiter. Dadurch verlor der Lasso die Spannung, und das Maultier, welches fest gestanden hatte und nicht umgerissen worden war, bekam Luft; es galoppierte auch fort und riß das Pferd, weil der Lasso am Sattelknopf befestigt war, über die Prärie dahin.
    Ich eilte zu Sam, um nachzusehen, ob er verletzt sei. Er war aufgestanden und rief mir erschrocken zu:
    „Alle Wetter! Da reißt mir Dick Stones Gaul mitsamt dem Maultier aus, ohne auch nur Adieu zu sagen, wenn ich mich nicht irre!“
    „Habt Ihr Euch beschädigt?“
    „Nein. Steigt schnell ab und gebt mir Euer Pferd. Ich muß es haben!“
    „Wozu?“
    „Ich will natürlich den beiden Ausreißern nach. Also steigt schnell herunter!“
    „Fällt mir nicht ein! Könntet wieder einen Purzelbaum riskieren, und dann wären alle beide Pferde zum Teufel.“
    Bei diesen Worten trieb ich mein Pferd weiter, dem Maultier nach. Dieses war schon eine bedeutende Strecke fort, kam aber jetzt mit dem Pferd in Konflikt. Dieses wollte hierhin und jenes dorthin, und dadurch hielten sie einander auf, weil sie mit dem Lasso zusammenhingen. Darum holte ich sie bald ein. Es kam mir gar nicht in den Sinn, meinen Lasso zu gebrauchen, sondern ich griff nach dem anderen, welcher die beiden Tiere verband, wickelte ihn mir einigemal um die Hand und war nun sicher, das Maultier bändigen zu können. Ich ließ es zunächst weiterlaufen und galoppierte mit den beiden Pferden hinterdrein, zog aber den Riemen nach und nach kräftiger an, so daß die Schlinge sich immer mehr verengte. Dabei konnte ich das Tier ganz leidlich lenken; ich brachte es durch scheinbares Nachgeben so weit, daß es in einem Bogen dahin zurückkehrte, wo Sam Hawkens stand. Dort zog ich die Schlinge plötzlich so stark an, daß dem Maultier der Hals zugeschnürt wurde; es verlor den Atem und stürzte zu Boden.
    „Haltet fest, bis ich den Racker festhabe, und laßt dann los!“ rief Sam.
    Er sprang hinzu und stellte sich, obgleich das auf dem Boden liegende Tier mit den Beinen um sich schlug, hart neben dasselbe.
    „Jetzt!“ sagte er.
    Ich ließ den Lasso los; das Maultier bekam Luft und sprang auf; ebenso schnell hatte sich Sam auf seinen Rücken geschwungen. Es blieb einige Augenblicke bewegungslos stehen, wie vor Schreck erstarrt; dann aber ging es in die Luft, bald vorn, bald hinten; dann sprang es plötzlich mit allen vieren auf die Seite, machte einen Katzenbuckel, aber der kleine Sam saß fest.
    „Bringt mich nicht herunter“, rief er mir zu. „Jetzt wird es das letzte versuchen und mit mir davonrasen. Wartet hier auf mich; ich bringe es gezähmt zurück!“
    Aber da hatte er sich geirrt. Es ging keineswegs mit ihm durch, sondern es warf sich plötzlich nieder und wälzte sich. Es konnte dem kleinen Kerl alle Rippen brechen; er mußte aus dem Sattel. Ich sprang aus dem meinigen, ergriff den am Boden schleifenden Lasso wieder und schlang ihn schnell zweimal um die starke Wurzel eines daneben stehenden Busches. Da hatte das Maultier seinen Reiter abgestreift und sprang auf. Es wollte fortstürmen, aber die Wurzel hielt fest; der Lasso wurde angespannt und die Schlinge zog sich wieder scharf zusammen; das Tier stürzte abermals nieder.
    Sam Hawkens hatte sich auf die Seite retiriert, betastete sich die Rippen und die Schenkel, zog ein Gesicht, als ob er Sauerkraut mit Apfelmus gegessen hätte, und sagte:
    „Laßt die Bestie laufen; die bändigt kein Mensch, wenn ich mich nicht irre.“
    „Das wäre! Möchte

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