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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weiter und weiter vorgeschoben wurden. Das konnte dadurch, daß wir den Apachen zu nahe rückten, für uns gefährlich werden, und so wünschte ich sehr, daß ihr Angriff bald erfolgen möge.
    Dieser Wunsch wurde endlich, endlich erfüllt. Es ertönte das erwähnte „Hiiiiiiiii!“ in einem so schrillen, durchdringenden Ton, daß es mir durch Mark und Bein fuhr, und darauf folgte ein Geheul, welches so schrecklich klang, als ob es von tausend Teufeln ausgestoßen würde. Wir hörten trotz der Weichheit des Erdbodens schnelle Schritte und Sprünge. Dann war plötzlich alles still. Einige Augenblicke regte sich nichts rundum. Man hätte, wie man sich auszudrücken pflegt, eine Ameise laufen hören können. Dann hörten wir Intschu tschuna das eine kurze Wort „Ko!“ rufen.
    Dieses Wort bedeutete Feuer, also Feuer machen. Unsere Asche glühte noch immer, und das dürre Holz und Gezweig, welches dabei lag, brannte leicht. Die Apachen gehorchten dem Befehl schnell und warfen von dem Holz auf die glimmende Asche. Es dauerte nur wenige Sekunden, so loderte die Flamme neu empor, und die Umgebung des Feuers war erhellt.
    Intschu tschuna und Winnetou standen nebeneinander, und es bildete sich schnell ein Kreis von Kriegern um sie, als die Apachen zu ihrem Erstaunen sahen, daß wir fort waren.
    „Uff, uff, uff!“ riefen sie verwundert.
    Winnetou zeigte schon jetzt, trotz seiner Jugend, die Umsicht, welche ich später so oft an ihm bewundert habe. Er sagte sich, daß wir uns noch in der Nähe befinden müßten und die an dem Feuer stehenden, also beleuchteten Apachen im Nachteil seien, weil sie uns für unsere Gewehre ein sicheres Zielen gestatteten. Darum rief er:
    „Tatischa, tatischa!“
    Dieses Wort heißt, sich entfernen. Er setzte auch schon zum Sprung an, doch ich kam ihm zuvor. Vier, fünf schnelle Schritte hatten mich an den Kreis gebracht, welcher ihn umgab. Rechts und links die mir im Weg stehenden Apachen auseinander werfend, drang ich hindurch, und Hawkens, Stone und Parker folgten mir auf dem Fuß. Eben als Winnetou sein lautes „Tatischa, tatischa!“ gerufen hatte und sich zum Fortspringen umwendete, stand er vor mir und wir sahen uns einen Moment lang in die Gesichter. Seine Hand fuhr blitzschnell in den Gürtel, um das Messer zu ziehen, da aber traf ihn schon mein Faustschlag gegen die Schläfe. Er wankte und brach auf die Erde nieder. Zugleich sah ich, daß Sam, Will und Dick seinen Vater gepackt hatten.
    Die Apachen heulten vor Wut auf; aber ihr Geheul war nicht zu hören, denn es wurde übertönt von dem schrecklichen Brüllen der Kiowas, welche sich nun auf sie warfen.
    Ich stand, da ich den Kreis der Apachen durchbrochen hatte, mitten in dem kämpferischen und heulenden Knäuel von Menschen, welche miteinander rangen. Zweihundert Kiowas gegen vielleicht fünfzig Apachen, also vier gegen einen! Aber die braven Krieger Winnetous wehrten sich aus allen Kräften. Ich hatte zunächst alles aufzubieten, mehrere von ihnen von mir abzuhalten, und mußte mich darum, da ich mich in ihrer Mitte befand, wie einen Kreisel im Kreis drehen. Dabei gebrauchte ich nur meine Fäuste, denn ich wollte keinen verwunden oder gar töten. Als ich noch vier oder fünf niedergeschlagen hatte, bekam ich Luft, und zu gleicher Zeit wurde der allgemeine Widerstand schwächer. Nach fünf Minuten seit unserem Angriff war der Kampf zu Ende. Fünf Minuten nur! Aber in einem solchen Fall bedeuten sie doch eine lange Zeit!
    Der Häuptling Intschu tschuna lag gefesselt am Boden, neben ihm Winnetou besinnungslos; er wurde auch gebunden. Es war kein einziger Apache entkommen, wohl meist deshalb, weil es diesen tapferen Leuten gar nicht in den Sinn gekommen war, ihre beiden Häuptlinge, welche sofort überwältigt worden waren, zu verlassen und die Flucht zu ergreifen. Viele von ihnen waren verwundet, ebenso eine Anzahl der Kiowas, und leider gab es bei den letzteren auch drei und bei den Apachen fünf Tote. Das hatte freilich nicht in unserer Absicht gelegen; aber der energische Widerstand der Apachen hatte die Kiowas veranlaßt, ihre Waffen nachdrücklicher, als wir es gewünscht hatten, zu gebrauchen.
    Die besiegten Feinde waren alle gefesselt. Dazu hatte es gar keines großen Kunststückes bedurft, denn da vier, oder da wir Weißen uns doch auch mitrechnen mußten, fast fünf gegen einen gestanden hatten, war es nur nötig gewesen, daß drei Kiowas einen Apachen festhielten und der vierte oder fünfte ihn schnell fesselte.
    Die Leichen

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