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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß man scharfe Augen besitzt, sie müssen auch geübt sein, und das waren die meinigen damals noch nicht. Heut würde ich Winnetou sofort entdecken, und wenn es nur infolge der Mücken wäre, die, von seiner Person angezogen, um den Busch weit dichter spielten als anderswo.
    Wir kehrten also unverrichteter Dinge zu den anderen zurück und beschäftigten uns nun alle mit dem Sammeln zum Holz für das Lagerfeuer. Wir brachten mehr zusammen, als wir brauchten.
    „Recht so“, meinte Sam. „Wir müssen einen Haufen für die Apachen liegen haben, denn sie sollen, wenn sie uns ergreifen wollen und wir aber verschwunden sind, schnell ein Feuer machen können.“
    Hierauf wurde es dunkel. Sam, als der Erfahrenste, versteckte sich ganz vorn, da, wo der Grasstreifen, an dessen Ende wir saßen, bei der Savanne seinen Anfang nahm. Er wollte das Kommen der Späher erlauschen, die wir mit Sicherheit zu erwarten hatten, da sie unser Lager auszukundschaften hatten. Das Feuer wurde angezündet und leuchtete über den Grasstreifen hinweg weit in die Savanne hinaus. Für was für unvorsichtige und unerfahrene Menschen mußten die Apachen uns da halten. Dieses große Feuer war ja ganz geeignet, dem Feind aus weiter Ferne den Weg zu uns zu zeigen.
    Wir aßen Abendbrot und lagerten uns so, als ob wir ganz entfernt davon seien, an etwas Arges zu denken. Die Gewehre lagen ein großes Stück von uns entfernt, doch nach der Halbinsel zu, damit wir sie später mitnehmen konnten. Diese letztere war, wie Sam bestimmt hatte, durch unsere Pferde abgeschlossen worden.
    Es waren seit Anbruch der Dunkelheit wohl drei Stunden vergangen, da kehrte Sam lautlos wie ein Schatten zurück und meldete mit leiser Stimme:
    „Die Kundschafter kommen, zwei Mann, einer auf dieser und der andere auf jener Seite. Habe sie gehört und sogar auch gesehen.“
    Sie näherten sich also auf beiden Seiten des Grasstreifens, indem sie sich im Dunkel des Gebüsches hielten. Sam setzte sich zu uns und begann mit lauter Stimme eine Unterhaltung über den ersten besten Gegenstand, der ihm einfiel. Wir antworteten ihm, und so entspann sich ein Gespräch, dessen Lebhaftigkeit darauf berechnet war, die Späher in Sicherheit zu wiegen. Wir wußten, daß sie da waren und uns scharf beobachteten, hüteten uns aber sehr, auch nur einen einzigen mißtrauischen Blick in das Gebüsch zu werfen.
    Jetzt galt es vor allen Dingen, zu erfahren, wenn sie sich wieder entfernten. Hören konnten wir es nicht und sehen auch nicht, und doch durften wir von dem Augenblick ihres Rückzuges an keinen Augenblick verlieren, denn es stand zu erwarten, daß dann schon nach kurzer Zeit die ganze Schar heranschleichen werde. Inzwischen aber mußten die Kiowas die Halbinsel besetzen. Da war es wohl am besten, nicht zu warten, bis sie sich entfernten, sondern sie dazu zu zwingen. Darum stand Sam auf, tat, als ob er nach Holz suchen wolle, und drang auf der einen Seite in die Büsche ein; ich tat dasselbe auf der anderen Seite. Wir konnten nun sicher sein, daß die Späher sich fortgeschlichen hatten. Da hielt Sam die beiden Hände auf den Mund und ließ dreimal den Schrei eines Ochsenfrosches hören. Dies war das Zeichen, daß die Kiowas kommen sollten. Weil wir uns an einem Wasser befanden, konnte der Ruf des Ochsenfrosches nicht auffallen. Hierauf schlich sich Sam wieder vor auf seinen Lauscherposten, um uns die Ankunft des Gros der Feinde melden zu können.
    Noch waren kaum zwei Minuten seit dem Ruf des Frosches vergangen, so kamen die Kiowas herbeigehuscht, einer hart hinter dem anderen, eine lange Reihe von zweihundert Kriegern. Sie hatten nicht im Wald gewartet, sondern waren, um dem Zeichen rascher folgen zu können, schon vorher bis an den Bach vorgedrungen und dann über denselben gesprungen. Wie Schlangen schoben sie sich hinter uns in unserm Schatten tief am Boden hin und der Halbinsel zu. Das ging so gewandt und schnell, daß höchstens nach drei Minuten der letzte an uns vorüber war.
    Nun warteten wir auf Sam. Er kam und raunte uns leise zu:
    „Sie nähern sich, und zwar wieder auf beiden Seiten, wie ich gehört habe. Legt kein Holz mehr an! Wir müssen dafür sorgen, daß, wenn die Flamme verlöscht, noch eine Glut übrig bleibt, an welcher die Roten das Feuer rasch wieder entzünden können.“
    Wir schichteten den Holzvorrat, den wir noch hatten, so rund um das Feuer auf, daß dann diese Glut keinen Schein werfen und unser Verschwinden vorzeitig verraten konnte. Als dies geschehen war,

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