010 - Die Todesengel
Küche wollen? Oder können Sie auch Plätzchen backen, Mr. Hunter?«
»Ich meine – es könnte doch sein, daß er in einem unbeobachteten Augenblick an den Teig herangekommen ist und was reingetan hat«, gab Storm zu bedenken, während er das Plätzchen kritisch betrachtete.
Geht das schon wieder los! dachte Dorian. »Ich verwende nie Gift, sondern habe viel grausamere Methoden, um meine Opfer zu beseitigen«, konnte er sich nicht zu sagen verkneifen.
Betty Drawson bekam einen sehnsüchtigen Ausdruck, Owen Grovers rülpste vernehmlich, und Schwester Mercy sagte pikiert: »Jetzt werden Sie albern, Mr. Hunter. Eine solche Bemerkung hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
»Ha!« machte John Storm und schlug die Faust auf den Tisch. »Jetzt hat er die Katze endlich aus dem Sack gelassen. Ich weiß natürlich, daß Sie glauben, durch Ihre Bemerkung jeden Verdacht von sich abgewendet zu haben, Mr. Hunter. Aber das zieht bei mir nicht. Ich habe Sie durchschaut. Ich weiß auch, daß Sie eine Waffe eingeschmuggelt haben. Wahrscheinlich handelt es sich sogar um ein handfesteres Mordinstrument als Gift. Eine Pistole oder ein Messer. Das würde Ihrer brutalen Veranlagung auch eher entsprechen.«
»Bitte, machen Sie doch deswegen keine Szene, Mr. Storm!« versuchte ihn Betty Drawson zu beruhigen.
»Lassen Sie mich!« fauchte er sie an. »Ich weiß, was ich weiß. Und ich werde es auch aussprechen.« Er deutete auf Dorian. »Das ist mein Mörder!«
»Das geht zu weit!« sagte Schwester Mercy tadelnd, und Schwester Hercy nickte zustimmend. »Hören Sie damit auf! Sonst zerstören Sie uns noch den ganzen Abend.«
»Ich gehe schon«, sagte Storm erregt und entfernte sich vom Tisch, kam aber sofort wieder zurück. »Aber ich werde heute mein Haus verbarrikadieren. Und ich werde wach bleiben. Glauben Sie nur nicht, mich unvorbereitet anzutreffen, Mr. Hunter! Ich lese es an Ihren Augen ab, daß Sie die Tat für heute nacht geplant haben. Es kommt Ihnen wohl gelegen, daß Dr. Deming und Dr. Hillary fort sind? Aber glauben Sie nur nicht, daß ich eine leichte Beute für Sie sein werde!« Er hatte sich während des Sprechens wieder auf die Tür zubewegt. Bei seinen letzten Worten öffnete er sie und schlug sie dann hinter sich zu.
»Endlich!« meinte Deborah erleichtert.
Der Wahnsinnige flößte ihr von allen die meiste Furcht ein. Sie tastete unter dem Tisch instinktiv nach Dorians Hand und drückte sie. Als sie sich ihrer Handlung bewußt wurde, zuckt sie erschrocken zurück.
»Mr. Storm ist manchmal zu impulsiv«, stellte Betty Drawson fest.
»Dabei liebt er Blumen«, meinte Gene Hallowell.
»Er sollte seinen Kummer im Schnaps ertränken«, lallte Owen Grovers.
»Wir sollten ihm helfen«, sagte Schwester Mercy.
»Aber wie?« fragte Schwester Hercy.
»Helft lieber mir!« rief Owen Grovers über den Tisch. »Noch einen Tee mit Schuß, ihr gnadenvollen Schwestern!«
Deborah erhob sich. »Für mich ist es Zeit zum Gehen«, sagte sie und warf Dorian einen fragenden Blick zu.
»Ich glaube, wir sollten alle Schwester Mercy und Schwester Hercy nicht länger zur Last fallen«, sagte der Dämonenkiller und stand auf. »Soll ich Mr. Grovers in seinen Bungalow bringen?«
»Nein, lassen Sie nur, Mr. Hunter!« sagte Schwester Mercy. »Er bekommt noch ein Gläschen als Gute-Nacht-Trunk. Aber verpetzen Sie uns bitte nicht bei Dr. Deming!«
Als Dorian an Deborahs Seite die Reihe der Bungalows entlangging, hakte sie sich bei ihm unter. Er spürte, daß sie fröstelte.
»Ist Ihnen kalt?«
»Ich muß nur daran denken, was Storm gesagt hat.«
»Haben Sie Ihre Meinung über mich etwa schon wieder geändert?«
»Nein. Aber er schien so sicher zu sein, daß heute nacht noch etwas Furchtbares passiert.«
»Und ich sage Ihnen, daß Sie in Sicherheit sind. Wessen Wort hat nun mehr Gewicht für Sie?«
Sie waren bei ihrem Bungalow angekommen.
»Ihres«, sagte sie. »Sie haben die seltene Gabe, einem das Gefühl von Sicherheit zu geben.«
Sie ließ ihn los, zögerte jedoch, zu ihrer Tür zu gehen, so daß Dorian vermutete, sie erwarte, von ihm zu sich eingeladen zu werden. Er dachte jedoch nicht daran, die Situation für sich auszunutzen.
»Gute Nacht, Deborah! Und denken Sie daran, daß Ihr Schutzengel nebenan wohnt!«
»Gute Nacht, Dorian!«
Er war froh, zurück in seinem Bungalow zu sein. Die Teekränzchen bei den Schwestern gingen ihm langsam auf die Nerven. Die beiden Damen waren in ihrer Fürsorglichkeit und Gastfreundschaft
Weitere Kostenlose Bücher