010 - Die weiße Hexe
Kellertreppe hinauf. Weiß wie ein Laken war das Gesicht von Lamb und Culler. Nie im Leben hätten es sich die beiden träumen lassen, daß sie mal so ein schreckliches Ende finden würden.
Sie wurden in den Festsaal gebracht.
Auf der Bühne würde gleich eine Show des Grauens beginnen.
Die Vorbereitungen waren bereits getroffen.
***
Ich zählte fünf Schergen. Waren das alle?
Fünf gefährliche Gegner – plus Mago. Die Aussichten, hier noch mal heil davonzukommen, standen äußerst schlecht für uns. Mago hatte uns diesmal gut in den Griff bekommen. Seinen Gehilfen war es gelungen, Mr. Silver auszuschalten, und allein kämpfte ich gegen diese schwarze Übermacht auf verlorenem Posten. Ich erinnerte mich, daß ich Roxane und Mr. Silver nicht mitnehmen wollte. Hatte ich im Ernst geglaubt, es mit Mago und seinen Schergen allein aufnehmen zu können? Nun, inzwischen hatte sich herausgestellt, daß ich zu einer solchen Glanzleistung nicht fähig war.
Die Bedingungen waren gegen mich gewesen, waren es immer noch.
Fünf Schergen.
Und Mago…
Er wies auf die Scheiterhaufen, brauchte kein Wort zu sagen.
Zwei Ungeheuer packten Oda. Das rothaarige Mädchen schrie und wehrte sich verzweifelt. Mir tat es weh, aber ich konnte ihr nicht beistehen. Die Gehörnten banden sie an den Pfahl.
Als nächste kam Roxane dran.
Das war für mich noch schlimmer, denn mit ihr verband mich mehr als mit Oda, die ich heute erst kennengelernt hatte. Ich wollte mich losreißen, doch die schleimigen Wesen hielten mich eisern fest.
»Mago!« brüllte ich. »Kämpf mit mir um das Leben dieser Mädchen!«
Der Graugesichtige wandte sich mir zu und grinste mich höhnisch an. »Wozu soll ich kämpfen? Das Leben der abtrünnigen Hexen gehört mir, und deines auch, Tony Ballard!«
»Du feige Kreatur!«
Der Schwarzmagier schüttelte den Kopf. »Gib dir keine Mühe, Tony Ballard. Du erreichst nicht, was du vorhast. Du wirst gezwungen sein, den Tod dieser Hexen mitzuerleben, und anschließend werde ich dir das Leben nehmen, denn Asmodis wartet schon seit langem auf die Seele seines größten Feindes.«
»Du hast Angst vor mir!« schrie ich.
»Ich brauche dich nicht zu fürchten!«
»Beweise es.«
»Es wäre mir zu primitiv, mich mit dir herumzuschlagen. Glaub mir, du hättest nicht die geringste Chance gegen mich.«
Auch Roxane wurde an den Pfahl gebunden. Sie schaute mich ernst an. Ihr Blick war ein Abschied für immer.
Der Schwarzmagier vollführte mit den Händen eine fließende Bewegung. Er machte in der Luft ein Zeichen, das einer Flammenzunge glich, und sofort fing der Scheiterhaufen, auf dem Oda stand, zu brennen an. Das gleiche Zeichen noch mal. Dann brannte auch Roxanes Scheiterhaufen. Ich hörte es prasseln, knistern und knacken.
Die abtrünnigen Hexen würden vor meinen Augen sterben.
Mago wußte genau, was er mir damit antat. Er grinste gemein, und ich spürte die Hitze der lodernden Scheiterhaufen, auf denen die beiden Mädchen ihr Leben verlieren sollten.
***
Chefinspektor Henry Ryan leitete die Polizeiaktion. Für ihn stand die Existenz von Geistern und Dämonen außer Zweifel. Er hatte zwar keine Ahnung, wie man sie bekämpfte, war aber trotzdem entschlossen, zu versuchen, jenen Menschen, die den Ungeheuern ausgeliefert waren, beizustehen.
Er hoffte, mit einem großen Polizeiaufgebot auf die Dämonen so viel Eindruck zu machen, daß sie das Weite suchten. Vielleicht schaffte er es mit einer beeindruckend großen Mannschaft, die Monster zu verjagen.
Ryan trommelte jeden verfügbaren Mann zusammen. Er stellte innerhalb von fünfzehn Minuten einen Trupp von fünfzig Mann auf die Beine und rückte damit unverzüglich ab.
Ian Ekenberry und Bruce Perkins fuhren immer noch nicht nach Hause. Sie wollten sehen, wie die Sache ausging. Deshalb fuhren sie hinter den Polizeifahrzeugen zum Gasthaus zurück.
Ryan war ein Stratege. Er faßte sofort einen Plan. Seine Männer mußten einen Ring um das Gasthaus ziehen. Es gab vier Scharfschützen unter ihnen. Die verteilte er an den vier Ecken. Mit ihnen war er auch per Funk verbunden. Was er anordnete, wurde von ihnen an die Kollegen weitergegeben.
Claudia Clooney kletterte aus dem Bus, als sie die Uniformierten sah. Ekenberry und Perkins winkten sie zu sich. Zu dritt begaben sie sich zu Chefinspektor Ryan, und das Mädchen berichtete ihm über den derzeitigen Stand, soweit sie ihn überblicken konnte.
Henry Ryan bedankte sich mit einem nachdenklichen Kopfnicken. »Halten Sie
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