010 - Satansmesse
der Straße hatte abdrängen wollen. Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. Er sah am Straßenrand im Sand die Spuren seines Wagens und stellte fest, dass es nur um Millimeter gegangen war. Ein wenig weiter stand ein Baum, und daneben lief ein Graben. Wäre sein Wagen bei der Geschwindigkeit in diesen Graben geraten, so wäre er am Baum gelandet, und die Emerlys hätten bereits um ihn keine Sorgen mehr.
Ben erreichte die Hauptstraße, und kurz darauf fuhr er auf die Autobahn. Bis zur Abzweigung nach Crawford fuhr er in schnellem Tempo, dann bog er wieder ab und fuhr die hügelige Straße entlang, die ihm nun schon gut bekannt war. Er kam an der Parkbucht vorbei, wo er in der vergangenen Nacht mit Sarah
McMurray gestanden hatte. Besorgt wanderten seine Gedanken zu dem Haus außerhalb von Crawford, und er hoffte, dass dort alles in Ordnung war.
Schon kurvte er um die letzte Höhe herum und fuhr dann den Berg in großem Bogen hinunter, um auf den Parkplatz der
Emerlys vor dem »Krähennest« einzubiegen. Kein Wagen stand dort, wo gestern mehrere Wagen geparkt hatten. Ben stieg aus und ging entschlossen auf das Haus zu. Das Licht auf dem Dach, das das Schild anleuchtete, brannte immer noch, aber es verbreitete keine Helligkeit mehr. Die Morgensonne schien golden und beleuchtete das Tal. Ein kleiner Windstoß fuhr über den Platz und wirbelte die Blätter auf, aber sie fielen bald wieder übereinander.
Ben klopfte an die Tür. Als niemand öffnete, ging er zu einem Fenster und blickte in das Schankzimmer. Es war leer. An der rückwärtigen Wand erblickte Ben einen Münzfernsprecher, neben dem ein Telefonbuch hing. Wenn kein Mitglied der Familie im »Krähennest« war, so musste er die Leute herbeibringen. Ben ging auf die Tür zu und warf sich kurz entschlossen dagegen. Sie sprang mit einem Knall auf und ließ ihn fast in den Schankraum stolpern. Da Ben die Telefonnummer des Rathauses nicht wusste, nahm er das Telefonbuch zur Hand und begann zu blättern. Da hörte er eine eiskalte Stimme hinter sich: »Jetzt kann ich Sie endlich dahin bringen, wohin Sie schon lange gehören!« Es war Harry Emerly.
Er stand neben der Tür und sah Ben hasserfüllt an, als dieser sich umdrehte.
»Hallo, Harry, ich habe Sie gerade besuchen wollen.«
Ben bemühte sich, einen harmlosen Ton anzuschlagen, als er die Pistole sah, die auf seinen Bauch gerichtet war. Er lächelte Harry überlegen zu.
»An Ihrer Stelle würde ich mit dem Schießen noch einen Augenblick warten. Sonst sehen Sie nämlich Ihren Bruder Frank nicht lebend wieder.«
Nun tauchte noch ein anderer Mann neben Harry Emerly auf. Ben hatte ihn schon einmal gesehen. Er trug die gleiche Jägerkleidung wie Frank und warf Ben einen wütenden Blick zu. Man sah ihm an, dass er ihn am liebsten zusammengeschlagen hätte.
Der Mann trat einen Schritt in den Raum hinein und sah Ben ins Gesicht. Die Gaststube lag im Dämmerlicht, da die Sonne die Fenster noch nicht erreicht hatte und die Fenster anscheinend seit langer Zeit nicht geputzt worden waren. Harry rührte sich nicht und hielt die Pistole ruhig auf Ben gerichtet.
»Ist das der Kerl, der uns gestern die Frau weggenommen hat, Harry?« fragte der andere mit einem drohenden Unterton. Als er näher an Ben herantrat, war er darauf bedacht, nicht in die Schusslinie von Harrys Revolver zu geraten. Er hatte kurz geschnittenes graues Haar, ein gewöhnliches Gesicht und einen grobsinnlichen Mund. Seine Zähne waren braun verfärbt, und er roch stark nach Alkohol. Jetzt stemmte er die Arme in die Seiten, und seine Augen begannen zu glitzern.
»Schieß ihn über den Haufen!«
»Er behauptet, Frank zu haben«, sagte Harry in ruhigem, geschäftsmäßigem Ton.
»Ach, ist ja lächerlich! Was kann er Frank schon tun? Wir legen ihn jetzt um und holen uns dann Frank. Er wird ihn irgendwo in seinem Keller haben.«
Ben verzog keine Miene. Die beiden Männer durften nicht merken, dass sie auf der richtigen Spur waren.
Emerly schüttelte den Kopf. Er senkte die Waffe und steckte sie dann in die Tasche. Benjamin holte tief Luft und fühlte sich wieder freier. Für den Augenblick hatte er die Gefahr überwunden.
»Es ist mir zu riskant, Frank erst suchen zu müssen. Der Kerl wird ihn freilassen, und dann können wir ihn immer noch umpusten. Lass ihn jetzt in Ruhe.«
»Wann lassen Sie Frank wieder frei?« fragte der Grauhaarige.
»Sobald ich mit Mrs. Emerly gesprochen habe. Ich muss so schnell wie möglich mit ihr sprechen«, sagte
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