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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Graat
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sich orientieren, falls er allein wieder aus diesem Wald hinausfinden musste. Die Stämme waren hier alt und standen sehr hoch, und die Schneise, durch die sich der Weg zog, war sehr schmal, so dass der Blick nur auf den Bäumen ruhte.
    Harry fuhr immer noch voran und sah sich nie um. Er schien den Weg sehr gut zu kennen. Ben hatte auf seinen Kilometerzähler geblickt, ehe sie abgefahren waren, und stellte nun fest, dass er bereits sechs Kilometer zurückgelegt hatte. Harry fuhr weiterhin bergan. Als Bens Zähler zehn Kilometer zeigte, blieb der Wald etwas zurück, und es zeigten sich einige Lichtungen.
    Harry fuhr an einer Ahornpflanzung vorbei, in der man früher einmal Ahornzucker gewonnen hatte. Heute waren die Tropfrillen verwachsen, und es standen auch keine Eimer mehr an den Bäumen. Nicht weit von dieser Pflanzung befand sich ein altes Zuckerverarbeitungshaus, und durch eine Wiese davon getrennt, ein altes Bauernhaus mit Stall und Scheune.
    Harry fuhr an die Rückseite des Bauernhauses heran und stellte den Wagen dort ab. Dann wartete er, bis Ben ihn eingeholt hatte, und ging darin auf eine Tür zu. An der Hauswand stand ein Jeep. Die Reifenspuren waren noch ganz frisch. Ben sah, dass Harry die Waffe im Wagen gelassen hatte. Anscheinend war dies doch keine Falle, sondern Harry hatte ihn tatsächlich zu seiner Mutter gebracht.
    Sie traten in die alte Scheune ein, in der noch ein wenig Heu herumlag. Die Ställe dahinter waren leer. Sie gingen hindurch und kamen auf der anderen Seite zu der Haustür des Wohnhauses. Sie war sehr niedrig, und als Harry darauf deutete, trat Ben ein, wobei er den Kopf einziehen musste, um nicht an den Balken zu stoßen. Im Flur des Hauses herrschte fast völlige Finsternis. Ben folgte Harry in die kleine Küche, in die so hell die Sonne fiel, dass er einen Augenblick geblendet die Augen schloss. In der einen Ecke stand ein alter Holzfeuerherd, in der anderen ein runder Tisch mit einer Eckbank. Auf der Bank saß ein junges Mädchen, das den beiden Männern stumm entgegenblickte.
    »Barbie, wo ist Mutter?«
    Harry bekam keine Antwort. »Verdammt!« zischte er und lief in das angrenzende Zimmer.
    Ben sah das junge Mädchen an, das auf der Bank sitzen blieb und an ihm vorbei sah, als wäre er nicht im Raum. Sie war ungefähr siebzehn Jahre alt hatte ein hübsches aber leeres Gesicht und blondes Haar, das ihr etwas strähnig in die Stirn hing. Sie war ordentlich und sauber gekleidet und bereits voll entwickelt. Aber ihr Geist schien nicht so entwickelt zu sein wie ihr Körper, denn sie sah nun auf ihre Hände hinunter und flocht die Finger ineinander, als sei das eine schwere Aufgabe. Ben sah sie mitleidig an.
    Harry trat wieder in die Küche und warf Ben einen wütenden Blick zu, als er sah, dass dieser das Mädchen betrachtete.
    »Ist sie Franks Tochter?« fragte Ben leise.
    »Was geht Sie das an? Kommen Sie ihr nicht zu nahe, sonst schlage ich Ihnen den Schädel ein!«
    Ben sah ihn erstaunt an. Harry zeigte Beschützergefühle, die Ben bei ihm nicht vermutet hätte. Jetzt setzte sich Harry an den Tisch und blickte auf seine Hände. Er schien auf seine Mutter zu warten, mit der er im Nebenzimmer gesprochen hatte.
    Draußen lag die kühle Novembersonne über dem verlassen wirkenden Hof und gab ihm eine herbstliche Heiterkeit. Ben war ans Fenster getreten und stand nun an den Rahmen gelehnt.
    Die Tür öffnete sich langsam, und die alte Mrs. Emerly trat in die kleine Küche. Sie ging zum Ofen hinüber, stocherte in der Asche und legte Späne darauf. Nachdem sie das Feuer umständlich entzündet hatte, legte sie Holzscheite auf, die neben dem Herd in einer offenen Mulde lagen. Endlich wischte sie sich die Hände an ihrer dunklen Schürze ab und wandte sich zum Fenster, wo Ben immer noch stand.
    »Wo haben Sie Frank hingebracht?« fragte sie mit harter, böser Stimme. Ben erinnerte sich dieser Stimme aus dem Gasthaus, aber dort hatte sie viel ruhiger und menschlicher geklungen.
    »Es geht ihm gut, Mrs. Emerly, Sie brauchen sich vorläufig keine Sorgen um ihn zu machen. Aber ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Kann man hier offen reden, oder möchten Sie das junge Mädchen in ein anderes Zimmer bringen?«
    Mrs. Emerly sah das Mädchen an. Es war kein geringschätziger Blick, aber er war auch nicht freundlich.
    »Warum soll sie nicht sitzen bleiben? Sie versteht doch nicht, was wir miteinander sprechen.«
    »Gut, Mrs. Emerly, wussten Sie, dass Frank gestern versucht hat, mich zu

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