010 - Satansmesse
ermorden?«
Sie lachte überlegen. Dann sah sie Ben herablassend an.
»Schicken Sie ihn zu mir, ich werde ihn verprügeln. Ist das alles?«
»Nein, das ist erst ein Anfang.«
Die alte Frau lachte heiser. Das Mädchen fing dieses Lachen auf, richtete seinen Blick mit etwas mehr Intensität auf Ben und lachte dann genauso wie die alte Frau.
Ben sah das Mädchen neugierig an. Vielleicht war ihr zu helfen, wenn sie in erfahrene Hände kam, die den Lebensfunken nähren und fördern konnten.
Aber solange sie mit diesen Menschen zusammenlebte, bestand wenig Hoffnung auf Genesung.
Harry sah das Mädchen erstaunt an. Auch ihm fiel der wache Blick auf, der vorübergehend in die Augen des Mädchens kam.
»Jesus!« rief er überrascht.
»Halt den Mund! Du hast diesen Namen in meiner Umgebung nicht auszusprechen. Ich warne dich, mein Junge, auch vor dir mache ich nicht halt!« schrie sie zornig, und ihre Augen glühten. Dann fuhr sie herum und schrie Ben an, der entsetzt einen Schritt zurückwich.
»Sie bringen mir den Vater dieses Mädchens nach Hause, haben Sie mich verstanden?«
Das Mädchen lachte wieder. Es war ein künstliches Lachen, als habe sie es noch nie probiert und müsse es oft wiederholen, um es nicht zu vergessen. Aber sehr bald wurde ihr Gesicht wieder stumpf, und sie drehte wieder an ihren Fingern.
So kommen wir nicht weiter, dachte Ben. Es muss mir irgendetwas einfallen, womit ich diese Alte erschrecken und aus ihrer Reserve locken kann. Er ließ die Blicke über die Wände und die Decke schweifen und sah einen Drudenfuß an der Türschwelle. Er wunderte sich nicht darüber, dieses typische Zeichen hier zu finden.
»Warum glauben Sie eigentlich, dass ich Ihre Zusammenkünfte in der Kirche nicht interessant finde?«
Die Frau fuhr zu ihrem Sohn herum und sah ihn sprachlos an. Er senkte den Blick schuldbewusst auf die Tischplatte.
»Was ist los?« fragte sie heiser. »Was weiß dieser Mann?«
Harry zuckte mit den Schultern. Er war sichtlich verstört.
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass er Bescheid weiß?«
Aber Harry antwortete nicht, er starrte auf seine Hände, als sei er ebenso unwissend und kindisch wie seine Nichte.
Die alte Frau bückte sich und legte neue Holzscheite in das Feuer, das hell aufloderte und knisterte. Lange blickte sie in die Flammen und sprach kein Wort.
»Die alte Mrs, Sweene ist tot«, sagte ihr Sohn plötzlich.
»Du Idiot, wie kann das sein? Aber wenn schon, ich bin froh darüber. Es wäre ohnehin nicht mehr lange gut mit ihr gegangen, nachdem wir jetzt …« Sie unterbrach sich, presste die Lippen aufeinander und blickte wütend auf Ben.
Harry sah auf und wollte etwas sagen, überlegte es sich aber und stand auf. Er ging langsam zur Tür und öffnete sie.
Die alte Frau ging zu dem Mädchen hinüber und strich ihm sanft das Haar aus der Stirn. Sie blickte es freundlich an und schien sich auf etwas zu freuen. Dann kehrte sie zum Herd zurück.
Sie sah Ben mitten ins Gesicht, als sie sich an die Wand neben dem Herd lehnte.
»Nun will ich Ihnen etwas sagen, junger Mann, und das dürfen Sie ernst nehmen. Was hier geschieht und geschehen wird, geht niemanden etwas an. Kein Mensch wird es aufhalten können, und kein Mensch wird mich daran hindern, es zu tun. Alles, was solchen Kummer in die Familie gebracht hat, wird in Ordnung kommen.« Damit sah sie wieder zu dem Mädchen hinüber, das stumpf vor sich hinblickte.
»Machen Sie jetzt, dass Sie hier wegkommen, ich kann Ihre Gegenwart nicht mehr ertragen. Harry, bring den Mann ’raus!« Sie hob die Hand und deutete auf die Tür.
Harry erhob sich und ging auf Ben zu. Seine Haltung war gelöst, und er schien keinen Angriff zu planen. Ben hob die Hand und hielt ihn einen Augenblick auf.
»Wie heißt sie? Sagen Sie mir den Namen, ich muss ihn wissen!«
Die alte Frau trat einige Schritte auf Ben zu und hob ihm die geballte Faust vor die Augen.
»Sie werden gar nichts erfahren. Ich sage Ihnen nur das eine: Bringen Sie Frank nach Hause, sonst werde ich dafür sorgen, dass Sie und Ihre Familie eines grausigen Todes sterben.«
Ben fühlte ein leichtes Kribbeln im Nacken.
»Bis heute Abend haben Sie Zeit. Wenn Frank bis dahin nicht gesund vor mir steht, können Sie mit allem rechnen.«
Sie senkte die Stimme und flüsterte beinahe, aber Ben verstand jedes Wort, das sie sagte:»Später ist es völlig gleichgültig, ob Sie etwas gewusst haben oder ob Sie etwas Falsches vermutet haben. Ich habe dann mein Ziel erreicht, und
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