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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Hörer auf, fuhr den Wagen rechts heran, stoppte und öffnete den Schlag auf Nellys Seite.
    »Bitte, steig aus!« sagte ich.
    Nellys Mund wurde zu einem Karpfenmaul, und ihre Blau—Augen bekamen die Größe von Wagenrädern.
    »Wie?« keuchte sie.
    »Steig aus«, bat ich. »Ich muß dringend irgendwohin. Ich kann dich nicht mitnehmen!«
    »Du wirfst mich hinaus?«
    »Um Himmels willen, nein! Ich flehe dich nur an, schnell auszusteigen. Es tut mir leid, aber es ist etwas sehr Wichtiges passiert. Nimm ein Taxi und fahr nach Haus, oder geh in ein Kino! Hast du Geld bei dir oder soll ich dir etwas geben?«
    Der Karpfenmund verwandelte sich in etwas, das den zischenden Mäulern von Schlangen ähnelte. Für ein Mädchen, das tagsüber auf sehr feine Weise feine Parfüms an feine Damen verkauft, waren die Dinge, die Nelly mir an den Kopf warf, überraschend massiv. Jedes einzelne Wort rechtfertigte eine Beleidigungsklage.
    »Schimpfe weiter, wenn du ausgestiegen bist«, sagte ich, »aber zwinge mich nicht, dich mit Gewalt an die Luft zu setzen.«
    Sie klappte den Mund zu, schnaufte wie das Überdruckventil einer Dampflokomotive.
    Sie warf mir einen Blick zu, der nur dadurch gemildert wurde, daß auch die Blitze, die ihre Augen schossen, blau zu sein schienen.
    Dann rutschte sie vom Sitz herunter, sprang auf die Straße und knallte die Tür ins Schloß, daß die Karosserie schepperte.
    Ich nahm vom Rücksitz das bereitliegende Päckchen und reichte es ihr durch das offene Fenster.
    »Ich wollte es dir später geben, Nelly. Nimm es jetzt, und es…«
    Sie nahm das Päckchen, das sie selbst heute morgen eingepackt hatte, hob es hoch und schmetterte es auf das Pflaster. Vierunddreißig Dollar verwandelten sich in ein paar Scherben und eine kleine Pfütze, aus der ein intensiver Duft von »Mon Cherie« hochstieg. Von Nelly sah ich nur noch die Rückseite.
    ***
    Als ich »Lucky Inn« betrat, tanzten ein paar Leute auf der Tanzfläche und die Kapelle fabrizierte soviel Lärm, daß ich für einen Augenblick glaubte, gefoppt worden zu sein. Aber neben dem Eingang zur Bar stand ein FBI-Mann.
    »Hallo, Jerry«, sagte er. »Es hat sich in den Privaträumen abgespielt. Die Leute hier haben nichts gemerkt, und Phil hat gesagt, wir sollen sie vorläufig weitermachen lassen.«
    Ich durchquerte den Raum und ging durch jene Tür, die ich schon einmal benutzt hatte.
    In Hiltons Büro fand ich alles versammelt, was heute morgen noch brav im Hauptquartier gesessen hatte. Nicht einer von den Gorillas fehlte. Auch Cols Morgan stand an der Wand und sah bleich aus.
    Phil richtete sich hinter Hiltons Schreibtisch auf.
    »Hallo, Jerry«, grüßte er. »Ich kam erst vor einer Minute, aber hier ist nichts mehr zu machen.« Jetzt erst sah ich, daß hinter dem Schreibtisch zwei Füße in Lackschuhen hervorsahen, die auf eine eindeutige Weise nach oben gerichtet waren.
    Lucky Hilton hatte einen Smoking getragen als er seinen letzten Atemzug tat. Die Brust des weißen Hemdes war rot, und ein Fleck von dem gleichen häßlichen Rot zeigte sich auf dem Teppich. Er hatte den Stuhl umgerissen, als er niederstürzte. Neben seiner rechten Hand lag eine Pistole.
    »Ein Herzschuß und nur eine Kugel«, erklärte Phil. »Für einen Aufklärer von Seitensprüngen schießt er gar nicht schlecht.«
    Er machte eine Kopfbewegung zur linken Ecke des Zimmers, wo Roger Harper zwischen zwei G—men stand. Er hielt seinen linken Arm mit der rechten Hand. Ich sah, daß zwischen den Fingern Blut hervortropfte.
    Ich ging auf ihn zu. Einer der G-men neben ihm zeigte mir die Luger.
    »Das Ding hielt er in der Hand, als wir kamen.«
    Harper hing eine Haarsträhne in die Stirn. Schweiß sickerte über seine Schläfen und seine Unterlippe zitterte.
    Ich wandte mich wütend an ihn.
    »Zuerst haben Sie es fertig bekommen, daß ich Ihretwegen einen Mann erschießen mußte. Jetzt haben Sie es offenbar selbst besorgt. - Ich habe Sie gewarnt, weiter Ihre Nase in die Angelegenheit zu stecken.«
    »Es war Notwehr«, sagte er tonlos.
    »Das ist nicht wahr«, schrie Pen Freeman dazwischen. »Er hat Lucky kaltblütig niedergeknallt.«
    »Hast du es gesehen?« fragte ich.
    »Nein, aber wir haben ihm kein Haar gekrümmt. Lucky wollte, daß wir ihn durch die Mangel drehen sollten, aber wir haben uns erinnert, daß du uns gewarnt hast, irgendwem ein Haar zu krümmen, G—man. Darum haben wir Lucky klar gemacht, daß er ihn besser laüfen läßt. Lucky hat dann verlangt, wir sollten ihn wenigstens

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