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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in sein Büro schaffend Ich, Razzoni und Dexter sind an seinen Tisch gegangen und haben ihm gesagt, der Chef wolle ihn sprechen. Er ist auch gleich und friedlich mitgegangen. Wir haben ihn hier in diesen Raum gebracht. Lucky hat uns fortgeschickt. Wir haben im Flur gewartet. Keine fünf Minuten später hat es geknallt. Wir sind hineingestürzt, aber Lucky lag schon auf dem Rücken und atmete nicht mehr. — Der Bursche« — er zeigte auf Harper — »hat dann selbst die Polizei angerufen.«
    Ich sah den Privatdetektiv fragend an.
    »Ja, das stimmt«, sagte er.
    »Und was geschah in den fraglichen fünf Minuten?«
    »Haben Sie ’ne Zigarette?« fragte Harper.
    Ich reichte ihm das Päckchen. Er bediente sich vorsichtig mit der linken Hand, ohne mit der anderen den Arm loszulassen.
    »Hilton stand hinter dem Schreibtisch«, sagte er und stieß den Rauch des ersten Zuges aus. »Er schickte seine Leute fort und sagte dann zu mir: ›Jetzt reden wir Englisch, mein Junge. Für wen arbeitest du?‹
    ›Für Sie, wenn Sie gut zahlen‹, antwortete ich. Ich wollte mich in sein Vertrauen einschleichen, G-man. Ich dachte, er würde mich in seine Gang aufnehmen, und ich könnte erfahren, was hier wirklich gespielt wurde. Zuerst schien es auch so, als wäre er bereit, auf meinen Vorschlag einzugehen, aber er verlangte, daß ich vorher alles erzählen sollte. Ich verpaßte ihm eine Geschichte von einem Unbekannten, der mir den Tip mit Kelly gegeben hätte und dreihundert Dollar dafür zahlte, daß ich diesen Tip an das FBI weiterreichte. Später hätte ich den Mann noch einmal getroffen. Für noch einmal hundert Dollar sollte ich das FBI auf ihn, Hilton, aufmerksam machen.
    Weiter kam ich mit meiner Geschichte nicht. Hilton schrie, daß ich ein verdammter Lügner sei, riß seine Schreibtischschublade auf und hielt plötzlich eine Pistole in der Hand. Ich reagierte instinktiv. Er schoß, als er die Waffe in meiner Hand sah, aber er traf nur meinen Arm, während meine Kugel ihn tötete.« Er ließ die Zigarette auf den Fußboden fallen und trat sie aus.
    »Das ist alles«, schloß er, »und ich denke, jedes Gericht wird sagen, daß es Notwehr war.«
    Ich versuchte, ihm in die Augen zu sehen, aber er wich meinem Blick aus.
    »Gut gemacht, Harper«, sagte ich leise, »aber es kann auch so gewesen sein, daß Sie zuerst die Kanone zogen, daß Sie zuerst schossen und Hilton sich zu verteidigen versuchte. Soll ich Sie jetzt fragen, für wen Sie arbeiten?«
    »Für niemand, G-man. Hilton ist ein Gangster, nicht wahr? Wenn ich ihn wirklich hätte erledigen wollen, so hätte ich mich doch nieinals in seine Höhle getraut, mitten zwischen all die Burschen, die auf seinen Pfiff hören! Glauben Sie mir! Es war Notwehr!«
    War dieser Bursche, der einmal so lässig in mein Büro getrottet war und sich nur für Whisky zu interessieren schien, wirklich ein so ausgekochter Junge, daß er das Unwahrscheinliche tat, um dadurch um so sicherer der Gerechtigkeit zu entgehen? Oder hatte sich wirklich alles so abgespielt, wie er erzählt hatte?
    Ich wußte es nicht, aber ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach:
    »Roger Harper, ich verhafte Sie wegen Mordverdachtes. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß jedes Ihrer Worte gegen Sie verwandt werden kann.«
    ***
    Zwei Tage später mußten wir Roger Harper wieder laufen lassen. Zwar hatte der Untersuchungsrichter einen vorläufigen Haftbefehl ausgesprochen, aber als die Protokolle der Zeugenaussagen Vorlagen, hob er den Befehl wieder auf und lehnte die Eröffnung eines Verfahrens wegen Mordes ab.
    Er begründete seine Entscheidung damit, daß aus den Aussagen von Freeman, Yazzoni, Stennow, Dexter, Morgan und auch aus meinen Mitteilungen hervorging, daß Hilton von Harper Auskünfte zu erpressen versuchte, daß er ihn für den Mann einer gegnerischen Bande hielt, und daß es somit sehr wahrscheinlich sei, daß Lucky Hilton als erster zur Pistole gegriffen habe.
    Außerdem bot die genaue Durchforschung von Roger Harpers Leben keinerlei Anlaß dafür, daß er in irgendeiner Form etwas anderes betrieb oder je betrieben hatte, als auf ehrliche, wenn auch vielleicht romantische Weise sein Brot zu verdienen.
    Der Untersuchungsrichter war bereit, gegen ihn Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge erheben zu lassen, aber auf Grund dieses Vergehens konnte Roger Harper bis zur Verhandlung nicht in Haft gehalten werden.
    Ich ließ ihm diesen Bescheid durch einen Boten zugehen, denn ich

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