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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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jeder von ihnen in Abständen von drei Stunden nach der Dienstvorschrift einen gesonderten Rundgang über den Pier hätte machen müssen, so waren sie sich doch längst darüber einig geworden, daß es genügt, wenn einer von ihnen ging.
    Was sollte ausgerechnet auf dem mehr als halbtoten 158. Pier schon passieren?
    In dieser Nacht regnete es dünn, aber ununterbrochen. Eine Stunde vor Mitternacht trat der Zollbeamte seine Runde an, die gewöhnlich eine halbe Stunde dauerte, aber fünfzehn Minuten vor zwölf Uhr war er noch nicht zurück.
    »Möchte wissen, was Buck ausgerechnet bei diesem Regen draußen hält?« brummte der Wächter der Hafen Verwaltung.
    »Wird schon kommen«, antwortete der Polizist, trat an das Fenster und spähte durch die Scheiben. Er konnte von hier aus das Gatter der Einfahrt sehen.
    »He, Jim!« rief er. »Da stehen zwei Männer am Tor!«
    »Na und?« fragte der Hafenwächter zurück. »Wahrscheinlich Seeleute, die sich verlaufen haben.«
    »Ich glaube, ich sehe mal nach«, sagte der Polizist und ging hinaus, während der andere ihm nachrief:
    »Du wirst vollkommen unnötig naß!«
    Der Cop trat ins Freie. Er ging an der Holzwand des Hauses entlang. Als er die Ecke erreichte, sagte eine Stimme hinter ihm:
    »Nimm die Pfoten hoch, mein Junge!«
    Der Beamte warf sich herum und griff nach seiner Pistole. Noch bevor er den Griff berührte, ploppten drei dumpfe Schüsse, die kein lauteres Geräusch verursachten als ein leises Händeklatschen. Mit einem schweren Aufschlag fiel der Polizist auf das regennasse, schmutzige Pflaster.
    Der Wächter der Hafenverwaltung hatte die Schüsse nicht gehört, aber er hörte das Aufschlagen des Körpers. Er eilte nach draußen.
    Der Mann, der den Polizisten erledigt hatte, schoß auf ihn, als er aus der Tür stürzte. Der Wächter stoppte, als habe ihn eine riesige Faust aufgehalten. Er wankte ein wenig und brach dann wie vom Blitz gefällt auf der Schwelle des Hauses zusammen.
    Aus dem Schatten der Wände löste sich eine zweite Gestalt. »Das hat gut geklappt, Ray. - Diese Schalldämpfer sind großartig.«
    »Hoffentlich ging es bei dem Zöllner auch gut ab.«
    »Keine Sorge! Die anderen sind nicht ungeschickter als du. Wollen sehen, daß wir den Schlüssel zum Tor finden.«
    Über die Leiche des Hafenwächters hinweg betraten sie das Haus. Den Schlüssel zu finden, war kein Problem. An einem großen Brett hingen alle Schlüssel, die am 158. Pier gebraucht wurden, und schmale Zettel gaben sogar an, wozu sie paßten.
    Die Männer gingen zum Gatter. Sie öffneten und schoben das Tor zurück.
    Aus den zwei Männern, die der Polizist bemerkt hatte, waren inzwischen ein rundes Dutzend geworden.
    »Alles in Ordnung, Jungens. Holt die Trucks!«
    Schwere Lastwagenmotoren brummten auf. Aus der Dunkelheit schoben sich hintereinander drei schwere Lastwagen, fuhren in das Hafengelände ein und hielten neben dem Wachthaus.
    »Alles hier?« fragte der Mann, der das Tor geöffnet hatte. Das Gatter wurde wieder vorgeschoben.
    Während die meisten der Männer bei den Lastwagen warteten, gingen drei von ihnen zur eigentlichen Anlegemauer. Sie träfen auf die beiden Gangster, die den Zollbeamten bei seinem Rundgang gebracht hatten.
    »Hast du die Lampe, Ray?« fragte der Mann, der der Anführer zu sein schien. »Gib das Signal!«
    Der Angesprochene machte sich an einer massiven Blendlaterne zu schaffen. In einem bestimmten Rhythmus betätigte er die Blendklappe, und das Licht flackerte über den dunklen Hudson: kurz, lang, kurz, kurz.
    Zehn Minuten später flackerte vom Fluß her ein Antwortsignal gleicher Art: kurz, lang, kurz, kurz.
    »Na ja, da sind sie. Mach weiter, damit sie die Richtung finden.«
    Länger als eine halbe Stunde gaben sie Lichtzeichen, die vom Fluß her beantwortet wurden und sich immer mehr näherten.
    Dann tauchte aus dem nächtlichen Dunst der Umriß eines Schiffes auf, das sich langsam näher manöverierte. Es war nur ein kleiner Küstendampfer, aber in der Nacht wirkte das Schiff mächtig und unheimlich.
    Von Bord rief eine rauhe Männerstimme ein paar Sätze auf Spanisch. Der Anführer der Männer antwortete in der gleichen Sprache. Langsam schob sich das Schiff heran. Die Anlegeleinen flogen hinüber. Die wartenden Männer fingen sie auf und legten sie, mehr oder weniger geschickt, um die Poller. Dann endlich lag der Dampfer längsseits am Kai. Der Mann an Bord rief auf Spanisch:
    »Beeilt euch, daß wir das Zeug von Bord bekommen.«
    ***
    Es regnete

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