0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
am Morgen. Es gibt keinen scheußlicheren Anblick, als die Leiche eines Mannes in einem regnerischen, trüben Morgen auf einem nassen glitschigen Pflaster liegen zu sehen, und hier waren es drei Männer, die stumm und verkrampft und reglos lagen.
Der Pier 158 wimmelte von Männern. Als um vier die Ablösung des Zolldienstes die Erschossenen fand, gab es einen Großalarm, nicht für das FBI und die City Police, sondern für den Hafendienst und die Leute vom Wasserschutz. Hinter dem Gitter, das den Pier abschloß, drängten sich die Rudel der Reporter und blitzten alles, was in ihre Nähe kam.
Unser Chef, Mr. High, stand mit den Sektionschefs der Stadt und Staatspolizei und des Wasserschutzdienstes in einer Gruppe zusammen. Phil und ich hielten uns hinter High und bekamen mit, was die hohen Herren sagten.
»Es gibt nur drei Möglichkeiten«, erklärte John High seinen Kollegen. »Erstens. Ein Amokläufer tobte über den Pier und erschoß die drei Männer, Sie werden mir zugeben, daß diese Möglichkeit wenig Wahrscheinlichkeit für sich hat. Alle drei Männer waren bewaffnet, aber nicht einer von ihnen hat seine Waffe benutzen können. Also können wir annehmen, daß die Beamten vorsätzlich getötet wurden, und das kann nur aus einem von zwei Gründen geschehen sein. Entweder wurde eine Schmuggelware angelandet, oder sie wurde verladen, um sie aus dem Lande zu schaffen.«
»Welche Ware?« fragte der Zollchef. Mr. High hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber jedenfalls eine Sache, die ein dickes Geschäft verspricht. Auch abgebrühte Gangster verüben nicht drei Morde wegen einer Lappalie.«
Er wandte mir den Kopf zu.
»Wollen Sie die Nachforschungen übernehmen, Jerry?«
»Ich bin mit dem Harper-Fall noch nicht fertig, Chef.«
Er lächelte. »Warum sind Sie so hartnäckig, Jerry? Der Richter ist nicht der Meinung, daß Roger Harper ein Mörder ist. Sie haben keinen Grund, diesen leidenschaftlichen Privatdetektiv weiter zu verfolgen. Ich denke, diese Geschichte hier ist wichtiger.«
Vielleicht hatte er recht, aber im Augenblick konnte ich ohnedies noch nichts unternehmen. Noch waren die Techniker am Zuge.
Sie krochen zollweise über den Pier und untersuchten jeden Zoll des Bodens.
Am Abend ließ der Chef Phil und mich kommen, und er konnte uns auf Grund der technischen Untersuchung so genau sagen, was sich in der Nacht abgespielt hatte, als wäre er dabei gewesen.
»Aus Ölspuren am Hafenkai kann geschlossen werden, daß ein Südamerikanischer Frachter von rund 1000 Bruttotonnen angelegt hat. Seine Herkunft resultiert aus der chemischen Untersuchung des Öls. Es ist eine Sorte, wie sie von der Standard—Oil in Mexiko und Brasilien verkauft wird. Zwischen der Kaimauer und dem eigentlichen Pier befindet sich eine Stelle, an der die Pflasterung ausgebrochen ist. Dort hat sich ein Matschstreifen gebildet. Die Leute von der Technik haben Reifenspuren gefunden, die darauf schließen lassen, daß drei schwere Lastwagen an der Aktion beteiligt waren. Lastwagen von mindestens fünf Tonnen Ladegewicht.«
Er griff nach einlm zweiten Blatt. »Die Berichte der Mediziner. Die drei Beamten sind aus kurzer Entfernung erschossen worden, der Zollbeamte in den Rücken, die beiden anderen von vom. Das Ganze Jiat sich ungefähr um Mitternacht abgespielt, wahrscheinlich etwas früher. Da die Leiche des Zollbeamten nicht in der Nähe des Hauses gefunden wurde, und da die Morde nicht gleichzeitig verübt worden sind, haben die Täter wahrscheinlich Schalldämpfer benutzt.«
»Drei Lastwagen?« wiederholte ich nachdenklich. »Rund fünfzehn Tonnen, die fortgeschafft oder ins Land gebracht wurden. Was von beidem, Chef?«
»Keine Ahnung. Sie müssen es herausfinden, Jerry.«
Auf den ersten Blick schien diese Aufgabe nicht sehr schwierig zu sein. Unsere Techniker versorgten mich mit guten Gipsabdrücken der Reifenprofile, und ich machte mich auf die Strümpfe um eine Reihe von Lastwagenvertretungen abzuklappern. Bei GMC kam ich gleich an die richtige Adresse.
»Das sind Profile von Reifen, mit denen wir unseren schweren Truck ausrüsten«, erklärte der Geschäftsführer.
»Haben Sie irgendwem in letzter Zeit drei solcher Lastwagen verkauft?«
Er studierte seine Listen.
»In den letzten Monaten haben wir besonders viel Fahrzeuge in größeren Posten verkauft. Ich lasse Ihnen eine Abschrift dieser Listen machen.«
Ich hetzte sieben G-men los, um die GMC-Käufer zu interviewen, aber es kam nichts dabei heraus, denn alle
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