0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Reifen. Und ich quetsche dir ganz privat die Puste aus den Lungen.«
»Du sprichst wie ein Dichter, Kleiner«, lachte ich.
Als ich »Kleiner« sagte, blitzten seine Augen auf. Er nahm die Hände vom Gürtel.
Ich faßte blitzschnell zu und griff ihn an den Aufschlägen der Lederjacke, zog ihn zu mir heran, knallte ihm rechts und links ein paar Ohrfeigen und stieß ihn dann von mir.
Das Gegröle seiner Kameraden verstummte. Der Schläger stand in zwei Schritten Entfernung mit blutrotem Kopf. Nur die Hälfte der Röte stammte von meinen Ohrfeigen, die andere Hälfte war Scham. Wahrscheinlich hätte sich der Boy sang- und klanglos getrollt, wenn nicht plötzlich einer seiner Kumpane gebrüllt hätte:
»Zeig’s ihm, Benny!«
Diese Halbstarken haben einen verklemmten Ehrkomplex. Freund Benny wußte, daß er im Kreise seiner Kumpane erledigt war, wenn er die Ohrfeigen nicht rächte.
Und so warf er den Kopf hoch, spie seinen Kaugummi von sich und rückte gegen mich an. Die fünf Genossen, die außer ihm noch auf der Straße herumlungerten, bildeten einen Halbkreis. Ich wußte, daß sie mich angreifen würden, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
Benny machte sich durch Zähnefletschen Mut. Als er nahe genug heran war, sprang er mich an. Ich fing diesen Sprung ohne einen Konterschlag ab, und ehe Benny wußte, wie ihm geschah, stand er tief gebeugt vor mir, während ich seinen auf den Rücken gedrehten Arm hielt und ein wenig sein Handgelenk massierte, daß er vor Schmerz aufbrüllte.
Benny, der Schläger mit dem Totenkopf, war damit so hilflos wie ein keiner Junge, dessen Kopf der Lehrer zwischen die Beine geklemmt hat, um ihm den Hosenboden zu versohlen.
Aber Bennys fünf Freunde hielten nicht so still wie eine Schulklasse. Sie stürzten vor. Ich gab Benny einen Tritt in seine Kehrseite, daß er wie aus einer Pistole geschossen davonsauste. Es kam zu einem hübschen Zusammenprall. Benny und zwei seiner Kumpane kugelten sich über das Pflaster.
Die drei Burschen, die noch übrig blieben, waren kräftige, gesunde Jungens, wenn sie auch sicherlich zuviel Zigaretten rauchten und nicht früh genug zu Bett gingen. Aber es fehlte ihnen an der Technik und an der Härte.
Der erste ging bereits auf einen Haken zu Boden, den jeder Berufsboxer als ein Streicheln empfunden hätte. Einem wilden Schwinger des zweiten wich ich aus, und weil der dritte gerade von der anderen Seite heranstürmte, fing er sich diesen Schwinger ein, der ihm freilich nicht viel tat.
Sie standen günstig, und ich griff zu. Ich packte sie, den einen im Nacken, den anderen bei den Haaren und stieß ihre Köpfe zusammen. Es knallte beachtlich. Als ich sie losließ, taumelten sie und bückten verwirrt um sich. Mit den flachen Händen stieß ich sie von mir. Der eine kam dabei von den Beinen und plumpste auf sein Gesäß, auf dem er mit ausgesprochen dämlichem Gesicht sitzen blieb.
Die beiden Burschen, die ich mit Bennys unfreiwilliger Hilfe von den Beinen geholt hatte, waren inzwischen wieder aufgesprungen, und auch Benny selbst stand aufrecht.
»Weg, Jungens«, gurgelte er. »Jetzt erledige ich ihn!«
Sie wichen zurück, und der Schläger in der Totenkopfjacke schlich geduckt auf mich zu. In seiner rechten Faust blitzte die Klinge eines Messers.
Ich tat langsam zwei Schritte rückwärts.
»Schnapp nicht über, Kleiner«, warnte ich. »Eine Schlägerei nehme ich nicht ernst, aber bei einer Messerstecherei hört der Spaß auf.«
Er grinste nur.
»Angst?« knurrte er. »Wenn du Angst hast, nimm die Arme hoch. Ich schlage dir dann ein paar Zähne aus, und du kannst dich nach Hause trollen. Sonst…« Er hob die Faust mit dem Messer.
Ich tat noch einen Schritt zurück, aber aus diesem Schritt heraus sprang ich vor. Er reagierte mit einem Messerhieb, aber seine Reaktion kam zu spät. Ich fing den Hieb mit dem Unterarm ab, packte mit der rechten Hand das Handgelenk und bog seinen Arm nach unten, wobei mein Ellbogen als Hebel diente.
Er wollte nicht loslassen. Ich hörte sein Stöhnen und das Knirschen der Zähne, aber der Schmerz des Hebelgriffs war stärker. Er entlockte ihm einen wilden Schrei. Seine Finger öffneten sich. Das Messer klirrte auf die Erde.
Jetzt rührte sich keiner seiner Kumpane, um ihm zu Hilfe zu eilen. Ich ließ den Arm los, faßte ihn bei der Jacke und drängte ihn gegen die Mauer. Jede Spur von Unverschämtheit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er keuchte und wehrte sich nicht.
»Hast du Frankie Bodge gekannt?«
Er
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