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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Detektivbüro ›Argus‹ den Auftrag, ihren Ehemann John Clean zu dem Zwecke zu überwachen, ehewidriges Verhalten festzustellen und Material für eine Scheidung zu sammeln, Mrs. Clean macht hierzu folgende Angaben, deren Wahrheit sie versichert.
    John Clean kommt seit vier Wochen unregelmäßig nach Hause. Er bleibt vielfach die ganze Nacht über aus. Er gibt ihr kein ausreichendes Geld zur Führung des Haushaltes. Mrs. Clean hat festgestellt, daß ihr Mann anscheinend ein Verhältnis mit einem farbigen Mädchen hat, dessen Namen ihr nicht bekannt ist. Sie hat jedoch beobachtet, daß er sich regelmäßig mit diesem Mädchen trifft und mit ihr mehrfach ein Lokal in der 120. Straße aufgesucht hat, ein Lokal, das einen üblen Ruf hat.«
    Das Datum stand neben der Unterschrift, und aus diesem Datum ging eindeutig hervor, daß es sich hier um jenen Überwachungsantrag handelte, in dessen Verlauf Roger Harper auf den ›Roten Kelly‹ gestoßen war.
    Ich pfiff leise durch die Zähne. Wenn man sich überlegte, welche Folgen dieser Besuch der Mrs. Anna Clean gehabt hatte, dann schien es fast so, als wären diese Folgen beabsichtigt gewesen. Und die genauen Angaben, die Mrs. Clean zu machen wußte, hörten sich fast so an, als wolle sie unter allen Umständen vermeiden, daß Roger Harper eventuell nicht in jene Kneipe der 120. Straße gelangte, in der Kelly seinen Bedarf an Whisky deckte.
    War der Auftrag von Mrs. Clean der »Anfang«, von dem Harper gesprochen hatte? Okay, ich würde es feststellen. Ann Mary Cleans Adresse stand neben ihrer Unterschrift. Bronx. Westchester Avenue 3216.
    Obwohl es elf Uhr abends war, entschloß ich mich, Mrs. Clean noch einen Besuch abzustatten.
    Das Haus in der Westchester Avenue mit der Nummer 3216 war eine große vielstöckige Mietskaserne. Vor dreißig Jahren, als es gebaut wurde, mochte es ein großes, vornehmes und teueres Haus gewesen sein, jetzt war es verkommen, und der Portier, der aus seiner Souterrain-Wohnung auf mein Klingeln hin erschien, paßte zum allgemeinen Zustand des Baus.
    »Mrs. Clean?« wiederholte er meine Frage mit einem widerlichen Grinsen. »Vierter Stock, aber der Aufzug funktioniert nicht. Na ja, ein Liebhaber macht sich nichts aus einem Dutzend Stufen, um zu seinem Herzchen zu gelangen.«
    Ich fand im vierten Stock eine Tür, an der eine sehr zerrissene, schmutzige Visitenkarte den Namen »Clean« aufwies. Hinter der Tür jaulte ein Radio.
    Die Klingel funktionierte so wenig wie der Aufzug. Ich hämmerte gegen die Tür.
    »Ja, ja«, hörte ich eine rauhe Frauenstimme. Die Tür wurde geöffnet. Vor mir stand eine große Frau mit verlebtem Gesicht, grell blondgefärbten Haaren und einer Zigarette zwischen den geschminkten Lippen.
    »Hallo«, sagte sie. »Sie kenne ich gar nicht.«
    Ich hatte den Eindruck, daß sie etwas betrunken war.
    »Sind Sie Ann Mary Clean?«
    Sie kicherte. »Wie nett, daß Sie alle meine Namen kennen. Die meisten Männer sagen Cleany zu mir.«
    »Ich muß Sie sprechen, Mrs. Clean.«
    »Immer rein in die gute Stube!« lachte sie, daß ihre Goldzähne blitzten. Ihr Salon war mit rosarotem, beängstigendem Kitsch eingerichtet. Ich setzte mich vorsichtig in einen der Plüschsessel.
    »Einen Drink?« fragte die Frau.
    »Danke!«
    »Aber ich genehmige mir noch einen.« Sie füllte ein Glas beachtlichen Ausmaßes und tat nur wenig Soda hinzu.
    »Schießen Sie los, mein Junge«, sagte sie und ließ sich in den benachbarten Sessel fallen. Sie befand sich in jenem Zustand der Trunkenheit, der die Menschen dazu verführt, alles lustig zu finden.
    »Mrs. Clean, Sie haben vor mehreren Wochen ein Privatdetektivbüro beauftragt, Ihren Mann zu überwachen. Ich möchte…«
    Sie Jegte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Sie konnte sich überhaupt nicht beruhigen, und es dauerte eine Zeit, bis sie, immer noch zwischen Lachsalven hervorstieß:
    »Ich hätte nie geglaubt, daß der kleine Spaß die Leute noch so lange beschäftigen würde. Immer kommt einer und will wissen, ob ich es mit der Überwachung von John auch ernst gemeint habe.«
    »Sie sind schon einmal danach gefragt worden?«
    »Klar! Vor drei Tagen, und es war der gleiche Detektiv, der selbst hinter John und seinem braunen Herzblatt hergelaufen ist.«
    »Roger Harper!«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt, aber ein hübscher Junge ist er. Konnte ihm nichts vorlügen.«
    »Der Überwachungsauftrag war also nicht ernst gemeint?«
    »Doch«, antwortete sie und nahm einen Schluck. »Sehr ernst

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