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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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unerwartet. »So haben wir’s wenigstens hinter uns.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »Sie kommen aus Amerika«, meinte Raf Shuk bitter. »Sie würden mich nie verstehen. Sie würden mich für einen abergläubischen Idioten halten, wenn ich Ihnen erzählte, warum wir nicht in diese Gegend fahren.«
    Bill betrachtete den Mann mißtrauisch und kam dann zu dem Schluß, daß Khan Raf Shuk vermutlich seit langer Zeit wieder einmal ehrlich gewesen war. Er meinte tatsächlich, was er sagte.
    »Was macht Sie so sicher?« fragte Bill mit einem lauernden Unterton in der Stimme. »Vielleicht gibt es auch unter Amerikanern abergläubische Idioten, wie Sie sich ausdrücken. Ihre Geschichte interessiert mich. Sie werden sie mir erzählen. Trotzdem bestehe ich darauf, daß Ihre Männer die Gewehre über Bord werfen. Ich bestehe sogar darauf, daß sie das innerhalb der nächsten zehn Sekunden tun. Wer weiß? Vielleicht können Sie mich überzeugen, und ich kehre mit Ihnen um. Mein Angebot, die Waffen großzügig zu ersetzen, bleibt.«
    Noch saß das Mißtrauen flackernd in Raf Shuks Augen. Bill wich diesem Blick nicht aus, sondern begegnete ihm offen. Bill Fleming konnte im Bedarfsfall ein vorzüglicher Lügner sein. Natürlich würde er diesen Halunken nie zu modernen Waffen verhelfen, weil die Männer ganz so aussahen, als würden sie sie auch benützen, ohne sich groß über die Konsequenzen Gedanken zu machen.
    »Vermutlich muß ich tun, was Sie sagen«, meinte Raf Shuk nach einer Weile des Schweigens.
    »Das vermute ich allerdings auch«, meinte Bill und verstärkte den Druck der Pistolenmündung so lange, bis es dem Bengalesen den Schweiß aus allen Poren trieb.
    Raf Shuk bellte wieder einige Befehle. Die Männer sammelten die Gewehre ein und warfen sie in das aufspritzende Wasser. Doch eine oder auch zwei Waffen hatten sie bestimmt noch in Reserve. Bill würde weiterhin Augen und Ohren offenhalten müssen.
    »Und jetzt noch die Messer«, forderte er.
    Auch sie verschwanden in der brackigen Brühe.
    »Gut«, sagte Bill und steckte die Pistole griffbereit in den Hosenbund. »Dann sollten wir uns etwas unterhalten, Mr. Shuk. Sie haben da eben einige Andeutungen gemacht. Ich möchte gerne die ganze Geschichte hören. Seien Sie versichert, daß mir nichts ferner liegt, als Sie deswegen auszulachen. Ich bin durchaus interessiert. Leuchten mir Ihre Gründe für einen Abbruch dieses Unternehmens ein, dann wäre ich der Letzte, der Sie zwingt, mit mir weiterzusegeln.«
    Auch diese geharnischte Lüge ging Bill Fleming glatt über die Lippen. Er hatte seinen Plan, Zamorra und Nicole zu finden, noch keineswegs aufgegeben. Im Gegenteil: Jetzt hatte er sogar wieder Hoffnung geschöpft.
    In der Zeit, als Bill und Zamorra sich kennenlernten, hatte Bill den Gegenstand von Zamorras Forschungen als glatten Humbug abgetan. Inzwischen wußte er es besser. Eigene Erfahrungen hatten ihn von seiner ursprünglichen Anschauung über diese Dinge gründlich und nachhaltig kuriert. Er war von einem sich hinter der reinen Lehre von den Naturwissenschaften versteckenden sogenannten »aufgeklärten« Ignoranten zu einem zwar skeptischen, aber parapsychologischen und okkulten Phänomenen aufgeschlossenen Gelehrten und Lernenden geworden.
    Inzwischen hielt er es durchaus nicht mehr für unmöglich, seinen Freund und Nicole zu finden. Daß offensichtlich Tabus für die Region, die er aufsuchen wollte, bestanden, bestärkte ihn noch in seiner Hoffnung. Er war gespannt auf Raf Shuks Geschichte, weil er wußte, daß jede Legende auch ein Körnchen Wahrheit barg.
    »Kehren wir gleich um?« fragte Raf Shuk auflebend.
    Bill schüttelte den Kopf.
    »Wir sind doch noch nicht soweit, oder? Sie werden mir sagen, wann die Grenze kommt, die Sie nicht überschreiten wollen. Vorerst behalten wir unseren Kurs einmal bei. Wann ist es eigentlich soweit?«
    »Heute abend«, kam es gepreßt.
    »Jetzt ist nicht einmal Mittag. Setzen Sie sich wieder, Mr. Shuk. Und dann erzählen Sie.«
    Shuk schien sich mit seinem Schicksal abzufinden. An der Stelle des Amerikaners hätte er vermutlich abgedrückt, denn er hatte seine, Kahn Raf Shuks Pläne aufs I-Tüpfelchen genau erraten. Ihm war es ausschließlich um das Geld im Koffer gegangen. Mal sehen, wie dieser Fremde reagieren würde, wenn sich herausstellte, daß die meisten der Kisten an Bord nur Attrappen waren. Ihre Vorräte reichten nicht einmal für drei Tage.
    Doch der Ex-Offizier begann zu erzählen. Stockend und zögernd zuerst,

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