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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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dann immer flüssiger und eindringlicher. Er wollte Bill Fleming überzeugen, wollte ihn von seinem Wahnsinnsplan abbringen.
    Und war es denn nicht heller Wahnsinn, sich aus freien Stücken mit dem Dämon der Tigermenschen anzulegen? Und gegen Durgha, seine Dienerin? Gegen Durgha, die Feindin allen menschlichen und pflanzlichen Lebens?
    ***
    Zamorra rann der Schweiß in Strömen vom Körper. Nicoles Angebot, ihm zu helfen, hatte er natürlich abgelehnt. Sie war noch viel zu schwach für derart schwere Arbeiten. Professor Zamorra fand, daß er in den letzten Wochen sein Fitness-Training etwas vernachlässigt hatte, und das rächte sich jetzt.
    Seine Lungen pumpten laut wie ein löchriger Blasebalg, als er die Stämme aus dem Unterholz hinter der Lichtung freizubekommen versuchte. Er arbeitete mit allen Tricks, benützte Stangen als Hebel, machte sich im sumpfigen Gelände am nördlichen Rand der Insel den Auftrieb zunutze und kam trotzdem kaum vorwärts.
    Acht mickrige Bäume hatte er bisher über der Lichtung und ans Ufer geschafft, an dem sie vor genau vierundzwanzig Stunden gelandet waren. Da hatte die Pagode noch gestanden, und Menschen hatten sich auf der Insel befunden.
    Menschen?
    Zamorra hoffte sehr, irgendwelche Anhaltspunkte in den vergessenen Folianten irgendwelcher Bibliotheken in Dacca zu finden. Eine Legende über Tigermenschen vielleicht. Schon manches Mal waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt gewesen, wenn er auf diese Art an die Lösung eines Problems herangegangen war.
    Allerdings: Er hatte immer das Amulett bei sich gehabt, und jetzt hatte er es nicht mehr. Er war dadurch verletzbar wie jeder andere Sterbliche auch, und gerade dieser Aspekt wollte ihm überhaupt nicht gefallen.
    Seiner Energie tat das keinen Abbruch. Er machte sich Nicoles Maxime zu eigen: Tu immer das, was du gerade tun kannst, und hebe dir alles andere für später auf.
    Im Augenblick galt es, ein Floß zu bauen und auf ihm bewohnte Gebiete zu erreichen, von denen aus man weitersehen konnte.
    Die Sonne stand bereits schräg, als er die erforderliche Menge von fünfzehn verschieden langen Bäumen zusammen hatte.
    »Als Floßbauer bist du keine große Klasse«, meinte Nicole reichlich schnippisch. Sie hatte doch noch nicht ganz vergessen, wie Zamorra sich von Rahndra hatte verführen lassen. Zamorra hatte ihr übrigens mittlerweile die ganze Wahrheit gebeichtet. Nicole hätte sie lieber nicht gehört, aber er meinte, daß man ihrer beider Verhältnis nur so ein für alle Mal klären könne.
    »Es ist mein erstes Floß«, gab Professor Zamorra ein wenig ungnädig zurück. Die zerfetzte Kleidung klebte ihm am Körper. »Die nächsten werden bestimmt besser.«
    »Chef…« lenkte Nicole schuldbewußt ein. »Das wollte ich nicht. Du hast geschuftet wie ein Pferd. Aber auch Hengste müssen mal Pause machen.«
    Sie konnte es eben nicht lassen.
    Zamorra widmete ihr einen ungnädigen Blick.
    »Der Hengst wird Pause machen, Liebstes.« Er zeigte ihr seine Hände. Die Haut an der Innenseite war von blutigen Furchen durchgraben.
    »Oh…«
    »Oh!« äffte Zamorra sie nach. »Kannst du dem Hengst etwas Heu und Hafer geben?«
    Er zeigte auf die Früchte, die er gesammelt und auf einen Haufen gestapelt hatte.
    Nicole beeilte sich, seinen Wünschen nachzukommen. Sie trennte die Früchte sogar in mundgerechte Stücke auf und fütterte damit Professor Zamorra, der sich das mit sichtlichem Vergnügen gefallen ließ.
    »Wir sollten uns öfter mal aus einem Jet entführen lassen«, meinte er sarkastisch, aber sein Sarkasmus war nur mehr gespielt.
    Nicole bemerkte das, und sie fiel Professor Zamorra um den Hals. Beide kippten um und wälzten sich im Sand.
    Als die Schatten länger wurden, faßte Zamorra den Entschluß, die Baumstämme erst am nächsten Morgen miteinander zu einem Floß zu vertäuen.
    Nicole Duval hatte gar nichts, aber auch überhaupt gar nichts gegen diesen Sinnesumschwung einzuwenden.
    ***
    »Hier ist Schluß«, sagte Khan Raf Shuk fest und sah in die untergehende Sonne, die blutrot hinter Palmenwipfeln versank.
    Sie hatten die freien Gewässer schon seit den frühen Nachmittagsstunden hinter sich und waren mittlerweile von Inseln und Inselchen umgeben.
    Der Wind flaute ab. Er wehte nur am Tage. Schlaff hing das Dreieckssegel am Mast, und zwei von Shuks Männern holten es ein.
    »Warum soll schon Schluß sein?« fragte Bill. »Es ist nicht dunkel.«
    »Weil ich es gesagt habe, Mr. Fleming. Ich frage mich ohnehin, warum Sie bis

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