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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Farbe kehrte wieder in ihr Gesicht zurück. Ihre Augen schimmerten feucht und glücklich. Ihr Kopf sank auf Zamorras breite Schultern, und ihr graziler Körper wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt.
    Zamorra fuhr der jungen Frau sachte über das klatschnasse, mit Sand verklebte Haar. Ihre nächste Reaktion würde wohl sein, ihn zu fragen, ob er nicht einen Spiegel bei sich hätte.
    »Hast du einen Spiegel bei dir, Chef?« fragte sie mit dünnem Sümmchen. »Ich muß ja fürchterlich aussehen.«
    »Du gefällst mir so, wie du bist, Nicole.« Er drückte sie noch stärker an sich. Ihr Schluchzen verging. Schließlich löste sie sich von ihm und sah ihn an.
    »Sie haben mich ins Wasser gezerrt, Chef.«
    Zamorra nickte. »Ich weiß. Und ich kam gerade noch dazu.«
    »Du hast sie verjagt?«
    »Ja. Sie sind weg.«
    Ihr Blick glitt an ihm vorbei.
    »Wo sind wir, Chef?«
    Zamorra deutete ihren Blick richtig. »Die Pagode ist auch weg, Chérie. Sie ist einfach verschwunden. Verlange keine Erklärung von mir. Ich könnte dir keine geben. Außer der einen, wir hätten das alles nur geträumt. Doch das glaube ich nicht. Bittere Tatsache bleibt, daß ich mein Amulett nicht mehr habe.«
    »Was?«
    »Du hast schon richtig gehört. Als ich es zum letzten Mal sah, trug es eine Tigerin um den Hals, und das Tier verschwand mit der Pagode.«
    Beim Wort »Tigerin« fuhr Nicole zusammen. Also mußte auch sie ihren Teil an einschlägigen Erlebnissen gehabt haben.
    »Dann wurde dir das Amulett gestohlen«, stellte sie leidenschaftslos fest. »Sieht ganz danach aus.«
    »Bei… bei welcher Gelegenheit?«
    Es fiel ihr sichtlich schwer, diese Frage zu stellen.
    »Danach«, antwortete Zamorra knapp. »Als ich schlief.«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Du willst mir etwas erzählen?«
    »Eine ganze Menge sogar. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob ich das wirklich alles erlebt habe. Alles ist… so unwahrscheinlich.«
    »Sag’s trotzdem. Vielleicht besteht doch noch eine Chance, das Amulett wiederzubekommen.«
    »Ich wäre froh, wenn du es nicht mehr hättest. Wir könnten dann endlich ein normales Leben führen. Zusammen.«
    Von ihrem Standpunkt aus hatte Nicole zweifellos recht. Der Besitz des wunderkräftigen Medaillons hatte Professor Zamorra bisher kaum mehr als unvorhergesehene Abenteuer und Gefahren eingebracht. Und trotzdem…
    »Andere Menschen müssen sterben, wenn ich ihnen nicht helfen kann, Nicole. Du weißt, daß es neben der sichtbaren Welt noch eine unsichtbare gibt. Eine Welt der Geister und Dämonen. Sie greift immer wieder in das irdische Leben ein, gefährdet Hilflose und Unschuldige. Bisher konnten wir manchmal helfen dank des Amuletts.«
    »Entschuldige, Chef. Daran habe ich einen Augenblick nicht gedacht. Es tut mir leid.«
    »Dir braucht nichts leid zu tun. Ich habe mich wie ein Hornochse benommen. Wenn das Amulett jetzt weg ist, dann ist das ganz allein meine Schuld. Zerbrich dir nicht mehr den Kopf darüber. Versprichst du mir das?«
    Ihre Lippen öffneten sich ein wenig. Zamorra konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie sanft zu küssen. Nicole erwiderte seinen Kuß. Zögernd erst, dann leidenschaftlicher. Sie hatte ihm verziehen.
    »Was willst du jetzt tun?« fragte Nicole nach einer stummen Umarmung.
    »Vor allem dich in Sicherheit bringen«, antwortete er. Und er fügte leiser hinzu: »Wenn mir das gelingt…«
    »Zusammen schaffen wir’s schon«, meinte Nicole optimistisch. Allmählich begann sie, wieder die alte zu werden. »Aber was hast du dann vor?«
    »Ich werde hierher zurückkehren und versuchen, mein Amulett wiederzufinden. Es hängt zuviel davon ab. Versuche also erst gar nicht, mich von meinen Plänen abzubringen. Das Medaillon darf nicht auf die Dauer verlorenbleiben.«
    Nicole seufzte ergeben. Sie fügte sich in das Unvermeidliche. Sie wußte haargenau, an welcher Stelle ihr Einfluß auf Professor Zamorra endete.
    Das war so eine Stelle.
    »Wie fühlst du dich?« wollte Professor Zamorra wissen.
    Nicole lächelte tapfer und ließ sich von ihrem Chef auf die Beine helfen. Sie stand noch ein wenig schwankend.
    »Es geht«, sagte sie. »Aber Bäume kann ich erst morgen wieder ausreißen.«
    »Ich werde versuchen, ein Floß zu bauen«, meinte Zamorra. »Ich habe einige umgestürzte Bäume und auch Lianengewächse gesehen. Mit etwas Geschick sollte mir das möglich sein. Das Wasser kann nicht sehr tief sein. Ich kann uns mit einer Stange vorwärtsstaken. Und verhungern werden wir

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