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0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt

0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt

Titel: 0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach oben zu der gewölbten Decke, die mir vorkam wie ein Tor in die Unendlichkeit.
    Dort geriet etwas in Bewegung. Um genauer hinzuschauen, blieb mir keine Zeit mehr, denn eine der Hexen jagte auf mich zu.
    Blitzschnell riß ich das Kreuz hoch.
    Die Hexe fiel nach vorn, der glühende Speer rammte in den Boden. Das Kreuz hatte ihn vernichtet.
    Plötzlich strahlte es auf.
    Gerade die Insignien der vier Erzengel gleißten in einer Weise, daß sogar ich geblendet wurde. Weißmagische Strahlen fuhren aus den vier Enden, bildeten ein gewaltiges Netz, in das die Hexen hineinrasten.
    Sie schrien auf, brüllten und kreischten. Verzweifelt versuchten sie die Lichtfesseln zu lösen, doch die Weiße Magie zerstörte ihre höllischen Körper.
    Selbst ich fühlte den Schwindel, merkte die gewaltigen Kräfte, die das Kreuz freigesetzt hatte, um mich zu schützen.
    Eine Hexe nach der anderen fiel aus dem Lichtnetz. Noch im Fall wurden sie zu Staub.
    Eine letzte kreischte noch einmal wild auf. Sie hatte sich innerhalb des Lichtnetzes verfangen. Ihre linke Körperhälfte begann bereits zu verfallen. Grüngraue Schwaden krochen daraus hervor, und aus der Haut wurde Asche.
    Trotzdem fand sie noch die Kraft, mir die nächsten Worte ins Gesicht zu schleudern. »Sohn des Lichts!« schrie sie. »Auch dich wird eines Tages der Satan holen, verlaß dich drauf!«
    Sie wollte noch mehr sagen, doch der Zerfallsprozeß erreichte auch ihr Gesicht.
    Sie verging, und die dunkle Asche rieselte zu Boden.
    Ich aber hatte die Worte der Hexe nicht vergessen. Sohn des Lichts! So wurde ich von der Hexe genannt. Und verdammt noch mal, dieser Begriff begegnete mir nicht zum erstenmal. Damals – in Rumänien – als ich Einzelheiten über die Herkunft des Kreuzes erfuhr, hatte ich von einer alten kranken Frau gehört, daß ich der Sohn des Lichts war. Ich, der Erbe des Kreuzes.
    Jetzt hörte ich den Namen wieder.
    Wie klein die Welt doch war!
    Die Höhle war leer, wie ich mit einem raschen Rundblick feststellen konnte. Auch das Energienetz gab es nicht mehr. Die Hexen waren verschwunden. Sie hatten der Weißen Magie tödlichen Tribut zahlen müssen.
    Aber Buch und Würfel waren nach wie vor da. Die Wände strahlten weiterhin das grünliche Licht ab. Ich schaute in die Stollen und Quergänge, suchte nach den Fratzen der Hexen, sah aber keine Spur mehr von ihnen.
    Diejenigen, die nicht umgekommen waren, hatten die Flucht ergriffen und hielten sich versteckt.
    Man ließ mich allein.
    Mit dem Buch.
    Urplötzlich traf mich ein Kältestoß. Ich hatte nach dem Würfel greifen wollen und zuckte zurück, denn der Kältehauch war von oben gekommen, wo die Decke in einem finsteren Dimensionstunnel verschwand.
    Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als ich den Kopf in den Nacken legte und in die Höhe schaute.
    Dort tat sich etwas!
    Die Schwärze blieb zwar nach wie vor, doch die gewölbte Decke kam mir wie ein gewaltiger Tunnel vor, der in die Unendlichkeit zu führen schien.
    Ein Dimensionstor war entstanden, und es brachte die Kälte des Alls mit.
    Doch es war nicht leer.
    Ein uraltes riesiges Gesicht erschien mit großen, wissenden Augen. Augen, die ich bereits einmal gesehen hatte. Der Beobachter, das Wesen, das zwischen den Fronten stand und das Dämonenreich unter Kontrolle hielt. Denn auch dort gab es Kriege und Machtkämpfe, der Beobachter wußte alles.
    Wie zwei Planeten kamen mir die gewaltigen Augen vor. Sie schimmerten in einem intensiven Blau, so kalt, aber auch so strahlend, daß ich den Blick unwillkürlich zu Boden senkte. Ich konnte nicht in die Augen hineinschauen.
    Damals hatte ich einen Friedhof und einen Henker darin gesehen, heute sah ich nichts.
    Nur die Kälte strahlte mir entgegen.
    Der eisige Hauch wurde stärker, er traf meinen Körper, schnürte mir die Brust zusammen, so daß ich nur sehr schwer Atem bekam. Ich taumelte zur Seite, hob die Arme etwas an und umklammerte mein silbernes Kreuz.
    Ich hoffte, es aktivieren zu können, doch das Silber blieb kalt. Das andere war stärker.
    Mit der Kälte kam der Wind. Ohne Vorwarnung packte er mich und schleuderte mich zu Boden. Ich wollte aufstehen, doch auf halber Höhe fegte mich der nächste Windstoß wieder von den Beinen.
    Auch bei einem weiteren Versuch schaffte ich es nicht, auf die Füße zu kommen. Dafür mußte ich mit ansehen, wie der Würfel plötzlich, wie von Geisterhand bewegt, in die Höhe stieg.
    Und mit ihm das Buch.
    Ich hatte nicht einmal die Kraft zu schreien. Lag

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