0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt
kommt gesund zurück.«
»Danke.« Bill beugte sich vor und hauchte seiner Frau einen Kuß auf die Lippen.
Myxin räusperte sich. »Wir sollten uns beeilen. Es ist…«
Da genau schlug das Telefon an.
Die Menschen schraken zusammen. Myxin drehte unwillig den Kopf und schaute den Störenfried an.
Bill hob ab. Er meldete sich mit vollem Namen und war nicht wenig überrascht, als er plötzlich Sukos Stimme hörte.
»Du, Suko?«
»Ja, ich bin’s.« Sukos Stimme klang, als wäre er meilenweit entfernt.
»Wo steckst du denn?« rief Bill in den Hörer hinein und hielt sich mit einer Hand das linke Ohr zu, weil Suko schwer zu verstehen war.
»Germany – West Germany…«
»Also im Westen?«
»Ja.«
Bill fiel ein Stein vom Herzen. »Und wo steckt John?«
»Ich weiß es nicht, Bill. Mich hat man überwältigt, nachdem wir von einer Seilbahn gesprungen sind.« Suko gab in Stichworten einen knappen Bericht.
Die beiden Frauen schauten den Reporter gespannt an und sahen, daß er blaß wurde. Schließlich kratzte er sich am Kopf und meinte: »Das ist ein Ding.«
»Was ist denn los?« zischte Jane fragend.
Bill Conolly winkte ab. Er mußte weiterhin zuhören. Suko erklärte ihm, daß er so rasch wie möglich nach London kommen wollte.
»Moment mal«, sagte der Reporter, deckte seine Hand über die Muschel und wandte sich den anderen zu. »Suko will herkommen«, meldete er.
Damit war Myxin nicht einverstanden. »Wir verlieren zuviel Zeit«, erwiderte er. »Ich werde etwas anderes machen.«
»Und was?«
Anstelle einer Antwort nahm Myxin dem Reporter den Hörer aus der Hand.
Er sprach einige Minuten mit dem Chinesen. Die anderen hörten staunend zu, denn nun bekamen sie Myxins Macht zu spüren. Er erklärte dem Chinesen, wie er eine Beschwörung durchzuführen hatte. Danach reichte er Bill den Hörer zurück.
»Hast du alles verstanden?« erkundigte sich der Reporter etwas atemlos.
»Ja.«
»Und du läßt dich darauf ein?«
»Natürlich. Es ist der schnellste Weg!«
»Okay, dann wünschen wir uns viel Glück.« Der Reporter legte auf.
Myxin ging durch den Livingroom und löschte überall das Licht.
Es wurde dunkel.
»Setz dich zu den Frauen«, wies der Magier Bill Conolly an. »Es ist besser so. Bitte nicht sprechen, denn ich brauche für die Beschwörung unbedingte Ruhe.«
Bill nickte nur. Neben seiner Frau nahm er Platz und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sheila schmiegte sich eng an ihn. Er spürte die Wärme ihrer Haut, merkte aber auch, wie sehr sie zitterte. Sheila hatte Angst.
Wohl war es Bill Conolly nicht in seiner Haut.
Sechs Augen beobachteten Myxin, wie er durch das Zimmer schritt. Er ging ein Quadrat ab, bückte sich und holte aus seiner Manteltasche einen Stab.
Er war etwa unterarmlang, aus einem schwarzen Material, das an Hartgummi erinnerte. Vorn lief es spitz zu. Ähnlich wie ein großer Bleistift.
»Zum Glück hat Suko seine Waffen behalten können«, flüsterte Bill Conolly.
»Ruhe«, sagte Myxin. Er schaute Bill an, und der Reporter sah, daß seine Augen grün leuchteten.
»Okay, schon gut.« Bill grinste.
Myxin bückte sich. Er zeichnete mit seinem Stab die unsichtbaren Linien des Quadrats nach, das er abgegangen war.
Plötzlich flammten die Linien fahlgrün auf. Etwa handhoch flackerte der Schein über dem Boden.
Myxin nickte zufrieden und blieb inmitten des Quadrats stehen.
Die Anwesenden hielten den Atem an. Sie sahen, wie der Magier die Arme hob und die Hände dabei zur Decke streckte.
Ein regelrechtes Strahlennetz sprang aus seinen Fingern und legte ein verwirrendes Muster über den Livingroom der Conollys. Die Gesichter der Menschen bekamen einen fahlen Schein. Sheila schloß die Augen, Jane senkte den Blick, nur Bill schaute weiterhin dem Magier zu, der in die Knie gefallen war, die Hände auf den Boden legte und mit seiner Beschwörung begann.
Stöhnende, ächzende Geräusche drangen aus seinem Mund. Er fuhr mit den Fingern über den Teppich. Laute einer außerirdischen Sprache ertönten. Kehlige Töne und dämonische Sprachfetzen wehten aus seinem Mund.
Das Netz nahm eine andere Form an. Die einzelnen Energiefäden liefen aufeinander zu. Ungeheure Kräfte waren in Bewegung geraten und preßten die Maschen zusammen.
Myxin fiel auf die Seite. Er wand sich am Boden, seine Gestalt zuckte, die Beschwörung mußte ungeheuer an seinen Kräften zehren.
Bill Conolly hob ein wenig seinen Blick. Er glaubte, nicht Myxin zu sehen, sondern einen anderen. Ein
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