0102 - Das letzte Duell
in seinem Reich«, erklärte sie. »Und nichts, aber auch gar nichts wird den Schwarzen Tod daran hindern, dich zu töten. Deine Zeit ist abgelaufen, John Sinclair. Und auch die Zeit deiner Freunde. Schau sie dir genau an, die dort versammelt sind. Sie hoffen auf dich, aber es muß ihnen klar sein, daß sie keine Chance haben. Nicht gegen uns!«
Das waren große Worte, die jedoch an mir abprallten, denn schon oft genug hatte ich gehört, wie Dämonen protzten und mit ihrer Macht und Stärke angaben, nur um ihre Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. Zu Beginn meiner Laufbahn war ich darauf hereingefallen, doch nun ließen mich die großsprecherischen Worte relativ kalt.
Vielleicht wollten sie sich selbst damit Mut machen.
Ich schaute mir die Skelette an.
Waffen hielten sie nicht in den knochigen Fingern. Das war schon ein Vorteil. Aber ob es meine Freunde schafften, die zwanzig Gerippe zu besiegen, war fraglich.
Karin Mallmann übernahm wieder das Wort. Diesmal sprach sie nicht mich an, sondern ihren ehemaligen Gatten.
»Will!« rief sie.
Der Kommissar rührte sich nicht.
»Will, komm her!«
Die erste Machtprobe. Ich war gespannt, was Karin Mallmann vorhatte. Und wie Will darauf reagierte.
Ich hob die rechte Hand und winkte den Freunden beruhigend zu. Sie verstanden und nickten.
Will traute sich noch nicht, einfach loszugehen. Deshalb machte es ihm die Untote ein wenig leichter. Sie trat einen Schritt vor, und die Skelette öffneten den Kreis, den sie allerdings hinter ihr sofort wieder schlossen, damit ich nicht auch entwischen konnte. Von diesen Gestalten ging eine böse Aura aus. Ich spürte es besonders daran, daß sich mein Kreuz erwärmt hatte.
Würde es mich auch diesmal nicht im Stich lassen?
Ich hoffte es, und ich rechnete auch fest damit. Das Kreuz und der Bumerang, damit müßte der Schwarze Tod eigentlich zu schaffen sein, dachte ich.
Doch vorerst war er noch nicht da, und das Geschehen konzentrierte sich auf Will Mallmann und dessen tote Frau.
Sie schritten aufeinander zu.
Tat Will einen Schritt, so machte Karin zwei. Sie näherten sich ziemlich schnell.
Plötzlich blieb der Kommissar stehen.
Auch Karin stoppte.
Ihr Gesicht zeigte nichts von dem, was sie vielleicht dachte. Sie fragte nur: »Willst du mich nicht in die Arme schließen, Will?«
»Nein!«
Die Antwort überraschte mich. Ich hatte Will noch als gebrochenen Mann gesehen, der stark um seine Frau trauerte und alles geben wollte, um sie zurückzubekommen.
Und jetzt diese Antwort.
Irgendeine Wandlung war mit ihm vorgegangen. Vielleicht hatten andere ihn beeinflußt, auf ihn eingeredet und ihn mit den unabänderlichen Tatsachen konfrontiert.
Ihn und seine Frau verband nichts mehr.
Das war gut so.
»Aber du hast dich doch nach mir gesehnt«, sagte Karin. »Aus dem Jenseits habe ich mitbekommen, wie du um mich getrauert hast. Jeden Abend hast du mein Bild angeschaut, hast mit mir gesprochen, hast nach mir gerufen, und ich, Will, ich habe nur gelacht, denn längst war ich eine Dienerin des Schwarzen Tods.«
Will Mallmann hörte die Worte und reagierte nicht. Sein Gesicht war eine Maske. Es wirkte wie aus Stein gehauen, selbst seine Augen blickten wie zwei Kiesel.
Glatt und kalt.
»Na, Will? Willst du es dir nicht überlegen? Ich kann dir dein Leben schenken, wenn du zu mir kommst. Du brauchst dich nur auf unsere Seite zu stellen, dann ist alles klar. Von deinen Freunden und vor allen Dingen von John Sinclair kannst du keine Hilfe mehr erwarten. Sie werden schon bald unter der Erde liegen. Ihre Knochen vermodern auf dem Friedhof am Ende der Welt, du aber, Will, du wirst leben. Mit mir leben!«
»Was wäre das für ein Leben?« fragte der Kommissar mit tonloser Stimme.
»Ein wunderbares Leben. Du gehörtest zum engeren Kreis des Schwarzen Tods. Und du hättest alles, was du dir nur wünschen kannst. Macht, Reichtum, Geld…«
Will hob den rechten Arm. »Ich gebe dir eine Antwort, Karin.«
»Die wäre?«
»Ich verzichte auf deinen Vorschlag. Ich habe, was ich brauche. Ich will nicht die Macht und auch nicht den Reichtum, den du mir bietest und der auf der Basis der Hölle aufgebaut worden ist. Nein, daran sollst du ersticken, Karin. Ich bin darauf nicht angewiesen, das merke dir.«
»Ist das dein letztes Wort?«
»Nein!«
»Dann hast du es dir doch noch überlegt?«
»Ich will dir noch eine Antwort geben, Karin«, erwiderte Will mit tonloser Stimme. »Eine Antwort, die ich mir genau überlegt habe und die ich
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