0102 - Das letzte Duell
und brüllte: »Verlasse dich nur nicht auf deine Freunde, Geisterjäger. Du bist hier in meinem Reich, und ich sorge dafür, daß sie sterben. Zuvor sollst du vernichtet werden, und damit die anderen nicht eingreifen, werde ich sie mit einem Bann belegen.«
Der Dämon hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er sie auch schon in die Tat umsetzte. Niemand, auch ich nicht, konnte ihn daran hindern.
Aus seinen Augen schossen urplötzlich rote Blitze, die mich an Blutstrahlen erinnerten. Die Blitze faserten dicht über den Köpfen meiner Freunde auseinander und wurden zu einem Netz, das sich gedankenschnell auf sie legte.
Das magische Netz lähmte sie.
Suko, Bill, Jane, Sir Powell und Myxin konnten sich nicht bewegen. Sie standen auf dem Fleck, als wären sie zu Stein geworden.
In unnatürlichen, angespannten Haltungen, so wie sie mich gerade angeschaut hatten.
Kommissar Mallmann hielt sogar noch seine Waffe in der Hand.
Der Schwarze Tod bewegte sein Maul und lachte drohend. »So, Geisterjäger, die wären ausgeschaltet.«
Ich nickte. »Okay, und was hast du mit mir vor?«
»Keine Bange, John Sinclair, dich werde ich nicht magisch lähmen. Obwohl es eine starke Magie ist, wie du gesehen hast, denn auch Myxin ist davon eingefangen worden. Ich habe mir für dich etwas Besonderes einfallen lassen.«
So etwas hatte ich mir gedacht. Leicht wollte es der Schwarze Tod sich nicht machen. Er war ein Dämon, und er mußte mir seine Stärke beweisen, er konnte es nicht auf rasche Art und Weise hinter sich bringen, das ging gegen seine Natur.
»Du wirst nicht auf diesem Friedhof sterben«, sagte er. »Hier wird nur dein Grab sein. Wenn du tot bist, schaffe ich deinen Kadaver hierher.«
Die letzten Worte waren das Zeichen für die schwarzen Skelette.
Sie verließen ihre Plätze, stellten sich in Gruppen auf und schritten mir entgegen.
Ich überlegte, ob ich jetzt schon schießen sollte, ließ es aber bleiben und wartete auf eine günstigere Gelegenheit.
Die riesige Gestalt des Schwarzen Tods schwebte über mir und sah zu, wie sich die Skelette etwa einen Schritt vor mir teilten und mich in die Zange nahmen.
»Folge ihnen!« donnerte der Schwarze Tod. »Sie werden dich zu deinem Sterbeplatz begleiten.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung nachzukommen. Eingerahmt von den schwarzen Skeletten schritt ich quer über den Friedhof, vorbei an meinen Freunden, die sich nicht bewegen können, und ging dorthin, wo der Dschungel begann.
Den schmalen Pfad hatte ich zuvor nicht gesehen. Erst als ich dicht davorstand, sah ich, daß er sich in die Höhe wand, auf einen Berg zu, der ebenso schwarz wie die Skelette war. Allerdings sah ich auf der Spitze ein rotes Leuchten, und mir war klar, daß ich dort meinen Tod finden sollte.
Plötzlich bekam ich Angst.
Trotz meiner neuen Waffe und obwohl ich dazu noch das Kreuz bei mir trug, hatte ich plötzlich Angst, es nicht zu schaffen. Ich ging über das dunkle, rissige Gestein mit dem Gefühl im Herzen, dem Ende entgegenzuschreiten. Ich hatte erlebt, was der Schwarze Tod alles konnte, wie er meine Freunde ausschaltete, und jetzt schwebte er vor mir her.
Eine grausame Vision, ein schrecklicher Dämon, der nur den Haß und die Vernichtung kannte.
Der Weg wurde steiler. Ich atmete schwer. Längst war der Wald zurückgetreten, vor mir sah ich bereits die Bergspitze, eingehüllt in ein düsteres rotes Glosen.
Lag dort die Hölle?
Hart preßte ich die Lippen zusammen und sog die Luft scharf durch die Nase ein. Ich konzentrierte mich auf die vor mir liegende Aufgabe und versuchte nicht, an eine eventuelle Niederlage zu denken.
In Gipfelnähe wurde der Weg noch beschwerlicher. Der Fels unter mir war porös. Manche Einkerbungen sahen aus wie Stufen, in die ich zum Glück meine Füße hineinsetzen konnte. Dabei mußte ich große Schritte machen und mich mit dem jeweiligen Standbein immer wieder abstemmen. Mein Gesicht glänzte, als hätte man es mit einer Speckschwarte eingerieben. Der Schweiß rann mir aus allen Poren, die Luft und das Klima machten mir schwer zu schaffen.
Die Skelette blieben immer an meiner Seite. Ihnen machte das Steigen nichts aus. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie würden sogar über den Vulkanfels schweben.
Vegetation gab es nicht mehr. Nur noch schwarze Felsen. Und hoch über mir war der graue, eintönige Himmel.
Welch ein Kontinent!
Wenn ich den Blick hob, konnte ich zum Gipfel schauen. Dort wartete der Schwarze Tod bereits.
Diesmal würde
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