0102 - Das letzte Duell
Auge, die sich ebenfalls nicht rührten und stumm wie Denkmäler vor ihren aufgebrochenen Gräbern standen.
Welche Funktion mochten sie haben?
Diese Frage stellte sich nicht nur der Magier, sondern Bill Conolly sprach sie laut aus.
Will Mallmann hob die Schultern. »Ich weiß nicht, weshalb sie aus der Erde gekommen sind.«
»Vielleicht eine Schutzmannschaft für den Schwarzen Tod«, vermutete Jane Collins.
»Möglich«, gab ihr Bill Conolly recht. Er schaute die Detektivin an. Jane ging es wieder besser. Sie hatte sich in den letzten Minuten gut erholt, was man ihr auch ansah. Längst machte sie keinen so erschöpften Eindruck mehr, und in ihren Augen flammte wieder der alte Überlebenswille auf.
Auf dem Friedhof herrschte eine bedrückende Stille, denn auch die Menschen schwiegen. Nicht ein Windhauch fuhr über die aufgebrochenen Gräber, aber jeder spürte die Aura des Bösen, die überall lauerte.
Diese Umgebung war gefährlich…
Bill stieß den Chinesen an. »Was meinst du, Suko, nehmen wir uns der Skelette an?«
»Wir sollen sie killen?«
»Genau.« Bill grinste hart. »Wenn sie schon einmal von der Bildfläche verschwunden sind, wird es der Schwarze Tod längst nicht so leicht haben.«
Der gute Bill steckte wieder voller Tatendrang. Er fand die Idee des Chinesen gar nicht mal so schlecht. Aber die beiden Männer kamen nicht mehr dazu, sie in die Tat umzusetzen.
Die Skelette veränderten sich.
Sie blieben zwar in der Größe gleich, doch das Weiß der Knochen verschwand, es wurde dunkler, nahm einen schmutzigeren Farbton an und wurde grau.
Bill und Suko machten die anderen auf diese Umwandlung aufmerksam.
Die Menschen staunten.
Niemand griff ein.
Immer stärker dunkelten die Knochen nach. Jetzt waren sie schon nicht mehr grau, sondern schwarz. Zudem glänzten sie, als wären sie mit Schuhcreme eingerieben worden. Vor ihnen aus dem Boden drang dünner Rauch, der etwa in Kopfhöhe der Skelette schwebte und dann in deren Mundhöhlen drang, als würde er von einem Staubsauger eingesogen. Überall waren die Rauchfahnen zu sehen, sie legten einen regelrechten Nebel um Mensch und Monster.
»Was hat das denn nun wieder zu bedeuten«, flüsterte Bill. Er hatte seine mit Silberkugeln geladene Beretta gezogen und war bereit, bei einem Angriff sein Leben zu verteidigen.
Die Skelette taten ihnen nichts.
Noch nichts…
Allerdings veränderten sich ihre Augenhöhlen. Sie füllten sich plötzlich mit einem dunklen Rot und wirkten dabei wie Schächte, die in die Hölle führten.
Jane Collins stieß den Reporter an. »Weißt du, wie die aussehen?« hauchte sie.
Bill gab die Antwort. »Wie der Schwarze Tod.«
»Genau. Jedes dieser Skelette ist eine getreue Nachbildung des Dämons.«
Bei diesen Worten rann nicht nur Jane Collins ein Schauer über den Rücken. Jedem war klar, daß der Schwarze Tod seine Armee um sich versammelt hatte.
Sie hatten es also nicht nur mit einem Gegner zu tun, sondern mit zwanzig Helfern zusätzlich.
»Der hat alles verdammt gut vorbereitet«, murmelte Bill. »Wir sitzen in der Klemme.«
Suko hatte seine Dämonenpeitsche gezogen. Er stieß Superintendent Powell an. »Möchten Sie meine Pistole haben?«
Wie auch die anderen hatte Sir Powell das Geschehen ebenfalls fassungslos beobachtet. Jetzt blickte er Suko an. »Ich soll eine Waffe tragen?«
»Es wäre zumindest vorteilhaft.«
Hinter den dicken Brillengläsern flackerten Sir Powells Augen unruhig. Schließlich nickte er und sagte: »Gut, Suko, ich werde die Waffe nehmen.«
Der Chinese reichte ihm die Beretta.
»Und Sie?«
Suko lächelte. »Ich habe die Dämonenpeitsche. Sie ist ebensoviel wert, was Ihnen Myxin bestätigen kann.«
Myxin sagte jedoch nichts. Er hatte sich ungeheuer geärgert, als wir ihm die Waffe wegnahmen. Zuerst hatte er versucht, sie wiederzubekommen, doch nun fragte er nicht mehr. Suko gab die Waffe niemals aus der Hand.
Die Verwandlung der Skelette war nun völlig abgeschlossen.
Zwanzig schwarze Gestalten standen vor ihren Gräbern.
Wie auf ein geheimes Kommando hin setzten sie sich in Bewegung. Mit langsamen Schritten stakten sie aufeinander zu, trafen sich jedoch nicht, sondern bildeten in der Mitte des unheimlichen Friedhofs einen Kreis.
Die Spannung wuchs.
Niemand wagte es, jetzt noch zu sprechen. Auch von außen drang kein Geräusch mehr an die menschlichen Ohren. Es schien, als hielte selbst die Natur den Atem an.
Gleich mußte etwas geschehen.
Und es geschah auch was.
Plötzlich
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