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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Strickanzug verzichtet und sich statt dessen für das Gebirge passend angezogen.
    Zu ihrer Ausrüstung gehörte ein gefütterter Anorak, den sie gut gebrauchen konnte. Die Sonne hatte sich durch den Hochnebel nicht hindurchgekämpft. Sie stand als kleine weiße Scheibe am Himmel und spendete kaum Wärme. Ein empfindlich kalter Wind pfiff über das Hochplateau. In der Tasche ihres Anoraks steckte die Beretta mit den silbernen Kugeln. Diese Waffe war hier besser als ihre eigene Astra-Pistole mit den normalen Kugeln, mit denen sie sich als Privatdetektivin schon manchmal Respekt bei Verbrechern verschafft hatte.
    Jane schlenderte zu der Seilbahnstation hinüber. Sie machte einen verlassenen und trostlosen Eindruck, doch gerade als Jane die Station erreichte, liefen die Seile an. Die Berggondel verließ die schützende Halle. Leer. Also kam jemand von unten herauf.
    »Hallo«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln zu Domenico Chalor, der die Fahrt überwachte.
    Er wandte sich in seinem Rollstuhl kaum zu ihr um. »Wollten Sie mitfahren? Dann hätten Sie sich beeilen müssen.«
    »Ich wollte mich nur ein wenig umsehen«, erwiderte Jane und bot ihm eine Zigarette an.
    »Ich rauche nicht«, sagte er schroff. »Ich war Bergsteiger. Da kann man keine teerverseuchte Lunge gebrauchen.«
    »Da haben Sie auch wieder recht«, meinte Jane und steckte die Zigaretten weg.
    »Sie stören«, erklärte er kurz angebunden.
    »Erzählen Sie mir nicht, daß Sie die Seilbahn nicht bedienen können, wenn ich neben Ihnen stehe«, versetzte Jane gereizt. Ihre Nerven hatten gelitten. Ihre Geduld war keineswegs mehr unerschöpflich. »Warum sind Sie bloß so unfreundlich! Habe ich Ihnen etwas getan?«
    Domenico Chalor griff in die Räder seines Rollstuhl und schwenkte ruckartig herum. »Ich habe mir diese Arbeit gesucht, weil ich allein sein will, verstehen Sie?« fuhr er Jane an. »Ich hätte etwas unten in Modane machen können, wo ich mit Leuten zusammentreffe. Statt dessen habe ich mir diese Station ausgesucht. Also, lassen Sie mich in Ruhe!«
    Jane blickte sekundenlang in die verbitterten Züge des Mannes, in die kalten, abweisenden Augen. Dann nickte sie.
    »Wie Sie wollen, Monsieur Chalor«, sagte sie, wandte sich ab und verließ die Station. Daher bekam sie nicht mehr mit, wie die Sicherheitseinrichtungen der Seilbahn Alarm gaben und die Gondel automatisch angehalten wurden. Sie kehrte zum Hotel zurück und sah sich vergeblich nach mir um. Auch Shaun zeigte sich nicht.
    Sie machte sich große Sorgen. Jane verwünschte den Umstand, daß keiner ihrer Freunde einsatzbereit war. Aber sie sah es ein, daß Bill Conolly seinen kleinen Sohn nicht allein lassen konnte, und Suko und Shao hatten sich auch etwas Ruhe verdient.
    Jane hatte das Hotel noch nicht erreicht, als sie in einer Entfernung von ungefähr einem halben Kilometer die Umrisse zweier Männer entdeckte. Winkend und rufend lief sie auf die beiden zu.
    »Hallo, John! Shaun!«
    Jane fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten schon das Schlimmste befürchtet und gar nicht gewagt, sich auszumalen, was alles passieren konnte. Es war ein Wagnis, gegen einen Magier oder Dämon anzutreten, auch wenn man die besten Waffen besaß. Die Tücken der Hölle kannten keine Grenzen. In den Sekunden, in denen Jane auf ihre vermeintlichen Freunde zulief, erschienen Bilder aus den vergangenen Jahren vor ihrem geistigen Auge.
    Schaudernd nahm sie sich zusammen und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Sie wußte schließlich worauf sie sich einließ, wenn sie sich an Kämpfen gegen das Böse beteiligte!
    Das Hotel lag rechts von ihr, die Seilbahnstation hinter ihr, die beiden Männer waren noch immer ungefähr zweihundert Meter vor ihr. Sie hatten bisher das Hotel angesteuert, blieben nun stehen und schwenkten zu ihr um.
    Jane prallte entsetzt zurück. Ihr Atem ging schneller, ihre Pulse rasten. Kalter Schweiß brach ihr aus.
    Das waren nicht John und Shaun! Das waren zwei Untote! Sie erkannte sie an den zerschlissenen Kleidern.
    Der eine war Roberto Maledusa. Noch sah sie sein Gesicht nicht genau, aber er trug keine Bergkleidung, sondern Jeans, Halbschuhe und ein leichtes Sommerhemd, das an der Brust weit geöffnet war.
    So war er am Vorabend in den Tod gestürzt.
    Der zweite Mann war ihr fremd. Es mußte sich um Raoul Gasconnes Leichnam handeln.
    Doch dieses Wissen half Jane nicht. Die beiden Untoten gingen schneller. Ihre Bewegungen waren abgehackt und doch so sicher, als bewegten sie sich auf ebenem

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