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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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geworden, die Luft stach wie feine Nadeln in ihrem Gesicht. Vor Anstrengung traten ihr Tränen in die Augen. Durch einen Schleier hindurch erkannte sie, daß sie direkt auf den Abgrund zulief. Wenn sie nicht aufpaßte, nahm sie dem Untoten die Arbeit ab.
    Sie schlug einen Haken, und das rettete sie noch einmal. Die Hände ihres Verfolgers fegten an ihr vorbei, daß sie den Luftzug fühlte.
    Mit den Armen rudernd und nach Luft schnappend, hetzte sie den Abhang wieder hinauf. Sie mußte die Pistole finden!
    Jane hatte mehr Glück, als sie erhoffte. Robert Maledusa geriet auf eine Geröllhalde, die unter ihm nachgab und als Steinlawine zu Tal jagte. Der Untote wurde mitgerissen und fing sich erst kurz vor der Kante des Plateaus an einem vorspringenden Felsen. Seine Händen packten zu. Die losen Steine donnerten unter ihm vorbei und verschwanden in der Tiefe. Er selbst konnte sich hochziehen.
    Dadurch verlor er jedoch soviel Zeit, daß Jane inzwischen die Pistole erreichen mußte!
    Sie lief auf die Stelle zu, an der sie gestürzt war. Noch einmal lächelte ihr das Glück. Sie entdeckte die Pistole auf Anhieb.
    Mit einem Satz war sie bei der Waffe und streckte die Hand danach aus, als sie gepackt und zurückgerissen wurde.
    Jane schrie gellend auf. Ihre Finger erwischten den Pistolenlauf.
    Sie brachte die Waffe an sich, doch es half ihr nichts. Arme schlangen sich um ihren Körper und preßten ihre Hände so fest gegen ihre Hüften, als wäre sie gefesselt.
    Der zweite Untote! Wie hatte sie ihn nur vergessen können! Es war die Angst vor Roberto Maledusa und die Aussicht auf Rettung gewesen. Zu spät erkannte sie, daß die zweite Bestie die ganze Zeit neben der Beretta in einer Felsspalte gelauert hatte für den Fall, daß Jane ihrem Verfolger entkam. Ganz logisch hatte der Untote geschlossen, daß sie dann hierherkommen würde.
    Und sie war blindlings in die Falle gelaufen!
    Jane konnte nur noch darauf hoffen, daß sie für einen Moment wenigstens soviel Freiheit erhielt, daß sie die Pistole in ihrer Hand umdrehen und abdrücken konnte. Jede Verletzung mit einem Silbergeschoß mußte den Untoten ausschalten.
    Er beging jedoch keinen Fehler, obwohl er einige Minuten wartete, bis sein Gefährte zu ihm stieß.
    Ständig durch Felsblöcke oder in tiefen Rinnen gegen Sicht geschützt, entfernten sie sich von dem Hotel und näherten sich der Todeswand. Jane schloß mit ihrem Leben ab. Sie konnte sich selbst nicht mehr helfen, und es war niemand zu sehen, der sie im letzten Moment diesen Bestien entrissen hätte.
    Jane wußte, daß Portaguerra seine Opfer auf dem Felsvorsprung hinrichtete, den die Bergsteiger »Nase« nannten. Sie erwartete, daß die Untoten sie dorthin bringen würden, doch sie hatte sich getäuscht.
    Die beiden lebenden Leichen trugen sie bis an das Ende des Hochplateaus und schoben sie über den Rand hinaus.
    Noch immer hielt Jane die Pistole umklammert, als wäre sie ihre letzte Verbindung zum Leben. Sie ließ sie erst los, als ihre Beine haltlos über den Abgrund hingen und die Untoten sie in die Tiefe stießen…
    ***
    Im Hotel hängte ich mich erst einmal ans Telefon und rief Sergeant Ladono an. In Kurzform schilderte ich ihm, was vorgefallen war.
    »Ich habe von der Störung der Seilbahn gehört, aber jetzt fährt sie wieder«, entgegnete er schroff.
    »Fragen Sie das Ehepaar Loughelin, warum sie stehenblieb und was dann geschah!« rief ich gereizt. »Dann werden Sie einsehen, daß Sie die Seilbahn stillegen und die Gegend sperren müssen! Verstehen Sie nicht? Die Menschen im Tal sind in Gefahr! Und ich kann nicht garantieren, daß dieser Magier nicht weitere Opfer anlocken wird!«
    »Das liegt nicht bei mir, das muß Grenoble entscheiden«, entgegnete er.
    »Aber Sie fragen Shaun Loughelin und seine Frau?« hakte ich nach.
    »Ja«, antwortete er nur und legte auf.
    Nicht gerade sehr entgegenkommend, aber ich dachte nicht schlecht über meinen französischen Kollegen. Ich wußte, wie schwer es den meisten Leuten fiel, meine Schilderungen zu glauben. Viele zweifelten sogar noch, wenn sie es mit eigenen Augen gesehen hatten.
    Ich ging auf mein Zimmer, duschte und zog mich um. Danach versorgte ich mich aus meinem Einsatzkoffer mit Waffen. Denn eines hatte ich schon erkannt. Nur mit Silberkugeln war Portaguerra nicht beizukommen. Dazu war er zu mächtig.
    Anschließend erkundigte ich mich am Empfang, aber Jane war noch nicht zurückgekommen. Das machte mich stutzig. Ich hatte sie gebeten, über das Hotel

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