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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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für Sekunden wich alle Kraft aus seinem Körper. Ich ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten.
    »Shaun, hör mir zu!« sagte ich beschwörend. »Du darfst nicht…«
    »Schon gut, John, ich bin wieder okay«, murmelte er und schüttelte die Nachwirkungen meines Schlages aus dem Kopf.
    »Danke, du hast mir das Leben gerettet! Du kannst mich jetzt loslassen!«
    »Aber mach keinen Unsinn!« warnte ich ihn.
    »Nein!« Er sah mich aus Augen an, in denen unvorstellbare Wut und wilde Entschlossenheit flackerten. »Ich werde nach unten klettern und Minouche heraufholen! Darauf kannst du dich verlassen!«
    »Das schaffst du nicht«, rief ich verzweifelt. »Du bist ein ausgezeichneter Bergsteiger, aber gegen diese Untoten…«
    »John!« Er hob seine Hände, als wollte er sie falten, und kam einen Schritt auf mich zu. »John, versteh mich doch!«
    Im nächsten Moment verstand ich. Er knallte mir nämlich nun seinerseits die Faust ans Kinn, daß ich Sterne sah. Meine Knie knickten ein. Der Kerl hatte Fäuste wie Felsbrocken.
    Shaun war wenigstens so rücksichtsvoll, mich ebenfalls abzufangen.
    »Tut mir leid, John«, sagte er rauh, als er mich zu Boden gleiten ließ. »Aber da unten ist meine Frau! Ich muß ihr helfen!«
    Ich kam etwa zehn Sekunden später wieder auf die Beine, die vorwiegend aus Gummi zu bestehen schienen. Shaun hatte viel fester zugeschlagen als ich. Taumelnd näherte ich mich wieder der Steilwand und legte mich auf die Steine, schob mich das letzte Stück vor und blickte hinunter.
    Shaun machte seine Ankündigung wahr, er kletterte zu der »Nase«!
    Ich durfte ihm nicht folgen. Einerseits war ich zu geschwächt durch den Niederschlag, als daß ich mich auf den schmalen Graten und Vorsprüngen hätte halten können. Andererseits hätte ich für Shaun auch nichts tun können, wäre ich voll da gewesen. Er war schneller als ich, und hing ich einmal in der Wand, war ich wehrlos und konnte gegen den Magier und seine Helfer nichts unternehmen.
    Ich atmete tief und gleichmäßig, um mich möglichst bald zu erholen. Gleichzeitig behielt ich den Magier, die Lerois-Brüder und die beiden anderen Untoten im Auge. Sehr rasch merkte ich, daß sie gar nicht so unvorsichtig waren, wie ich eigentlich gehofft hatte.
    Während die drei Lerois-Brüder mit Minouche Loughelin fast schon den Felsvorsprung erreicht hatten, wandte sich Portaguerra an die beiden anderen Untoten und deutete befehlend nach oben.
    Ich hatte keine Ahnung, was das sollte. Gleich darauf setzten sich Gasconne und Maledusa in Bewegung. Auf einer senkrechten Linie glitten sie die Felsen empor.
    Ich konnte sie nicht aufhalten, da sie sich in einer Rinne bewegten, in der sie vor meinen silbernen Kugeln geschützt waren. Sollten sie mir in den Rücken fallen?
    Ich mußte meine Aufmerksamkeit dreiteilen, und das war schlecht. Jetzt hätte ich Bill Conolly oder Suko oder Jane an meine Seite gewünscht. Ich war jedoch allein und mußte zusehen, wie ich Shaun und seine Frau aus der Klemme befreite!
    In diesem Moment schwangen sich die Lerois-Brüder über die Kante des Vorsprungs. Sie bezogen neben ihrem Herrn und Meister Stellung, die ohnmächtige Minouche zwischen sich. Der Kopf der jungen Frau pendelte haltlos hin und her.
    Portaguerra blickte Shaun entgegen. Er zeigte keine Angst vor dem Ehemann seiner Geisel, die er bereits zum Tode verurteilt hatte. Ich verstand den Magier. Er wußte, daß Shaun ein Selbstmordunternehmen durchführte. Er hatte nicht die geringste Chance.
    Obwohl sich auf dem Felsenvorsprung die Lage zuspitzte, mußte ich mich für einen Moment umdrehen. Die beiden restlichen Untoten verließen nämlich soeben den Kamin. Sie hatten das Hochplateau des Col du Lauterset erreicht, ohne sich um mich zu kümmern.
    Sie schlugen die Richtung zum Hotel ein!
    Zwei Untote gegen die Gäste, das Personal und gegen Jane Collins! Ich mußte eine schwere Gewissensentscheidung treffen.
    Sollte ich meiner Freundin und den anderen Menschen in dem Hotel helfen? Oder sollte ich mich um Shaun und Minouche kümmern?
    Ich entschied mich zum Bleiben. Jane hatte meine Ersatzberetta, die mit Silberkugeln geladen war. Sie konnte sich gegen die Untoten verteidigen und war auch im Kampf gegen die Sendboten der Hölle geübt. Verließ ich aber meinen Posten hier an der Todeswand, mußten Shaun und Minouche sterben! Unweigerlich! Die beiden Untoten waren schon so weit entfernt, daß sie nicht mehr in den Kampf eingreifen konnten. Ich blickte wieder nach unten.
    Keine Sekunde

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