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0104 - Portaguerra

0104 - Portaguerra

Titel: 0104 - Portaguerra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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für den Fall zu interessieren begann. »Sie sind in die Todeswand eingestiegen, dafür gibt es zwei Zeugen, zwei englische Touristinnen. Es gibt nur eine Route durch die Nordwand des Col du Lauterset. Sie müssen unterwegs abgestürzt sein. Shaun Loughelin meint, es gäbe nur ein gut übersichtliches Geröllfeld, auf dem ihre Leichen liegen könnten. Als ihn der Vater der Lerois-Brüder anrief und um Hilfe bat, stieg er sofort zu dem Geröllfeld auf, aber da waren keine Leichen. Die Brüder waren aber auch nicht mehr in der Wand. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Es kommt häufig vor, daß Menschen in den Bergen verschwinden, weil sie in Felsspalten stürzen«, wandte ich ein.
    »John, willst du nicht verstehen?« rief Bill erregt. »Mein alter Freund Shaun Loughelin ist Bergführer. Ein erfahrener Bergsteiger. Er lebt seit vielen Jahren in Modane. Er selbst kennt die Todeswand wie seine eigene Hosentasche! Wenn er sagt, daß es keine Erklärung für das Verschwinden der drei Brüder gibt, dann gibt es auch keine. Zumindest keine natürliche«, schränkte er ein und federte aus seinem Sessel hoch, weil es draußen im Garten großes Geschrei gab.
    Der kleine Johnny, Bills und Sheilas Sohn und mein Patenkind, der ganze Stolz seiner Eltern, hatte sich mit den anderen Kindern in die Wolle gekriegt. Bill griff schlichtend ein und kam fünf Minuten später grinsend zurück.
    »Diese Rangen!« Er warf sich in seinen Sessel und runzelte die Stirn. »Wo war ich stehengeblieben? Ach so, bei der Todeswand. Es gibt eine alte Legende von einem Magier. Shaun hat sie nur kurz erwähnt, als er mich anrief und um Hilfe bat.«
    »Würde ich an jeden Ort fahren, an dem es eine Legende über einen Magier gibt, wäre ich ständig unterwegs, Bill.«
    Mein alter Freund und Kampfgefährte aus den Tagen vor seiner Ehe schenkte sich noch einen Whisky ein. Dabei runzelte er die Stirn und warf mir einen knappen Blick zu.
    »Ich würde selbst fahren, wäre Sheila hier, John. Ich kann den kleinen Johnny aber nicht allein lassen.«
    »Schon gut, Bill«, beruhigte ich ihn. »Ich versuche es wenigstens.«
    Ich zog mir das Telefon heran und staunte selbst, wie leicht es ging. In fünf Minuten hatte ich die Erlaubnis, halboffiziell nach Frankreich zu fahren. Der Yard übernahm die Spesen. Stellte sich Bills Verdacht als richtig heraus, sollte ich mich mit den französischen Behörden in Verbindung setzen. War es eine Fehlanzeige, sollten die Spesen auf der Verlustseite gebucht werden.
    »Großzügig«, meinte Bill anerkennend, als ich ihm das Ergebnis meines Telefongesprächs mitteilte. »Aber andererseits bist du einer der wenigen Spezialisten im Kampf gegen das Böse. Der Yard darf dich nicht eifersüchtig hüten wie einen persönlichen Schatz.«
    »Immer edel!« rief ich grinsend. »Wir helfen der Welt, wie schön!«
    Bill reagierte kaum auf meinen Scherz. Er war in Gedanken ganz mit dem Problem seines Freundes Shaun Loughelin beschäftigt.
    »Wen nimmst du mit, oder fährst du allein?«
    »Wahrscheinlich fahre ich solo. Suko ist mit seiner Shao irgendwo in Wales, und du kannst nicht. Ich werde Jane fragen. Vielleicht hat sie Lust, mich zu begleiten.«
    Weitere zehn Minuten später hatte ich die Zustimmung der hübschesten Privatdetektivin der Welt in der Tasche.
    »Sie freut sich auf die Reise«, meldete ich Bill, der alles sehr erleichtert aufnahm. »Eines macht mir allerdings Sorge.«
    Sofort verdüsterte sich sein Gesicht. »Und das wäre?« fragte er gespannt.
    »Die Brüder Lerois sind vor einem Monat verschwunden, Bill. Wer weiß, ob es noch Spuren gibt.«
    »Du wirst das schon schaukeln, John!« erklärte sein Freund voller Zuversicht, und was sollte ich darauf antworten? Ich bin eben auch nur ein Mensch und höre von Zeit zu Zeit ganz gern, daß jemand meine Leistungen anerkennt.
    ***
    Mit dem Flugzeug wäre es schneller gegangen, aber es war nicht zu leugnen, daß ich für eine Behörde arbeitete, die mit Steuergeldern sparsam umging. Jane und ich mußten den Zug nehmen, und das bedeutete dreimal umsteigen. Das erste Mal, als wir auf die Kanalfähre gingen, das zweite Mal in Paris und das dritte Mal in Grenoble, nun schon mitten in den Alpen, die sich von ihrer schönsten Seite präsentierten. Die Sonne strahlte vom tiefblauen Himmel. Die Bergspitzen hoben sich scharf und klar davon ab. Um einige hing ein Wolkenband wie eine Halskrause. In manchen Tälern unterhalb der Gipfel lag ewiger Schnee.
    Wir hatten in dem Zug von

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