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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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stattlichen Kinderzahl begleitet wurden, waren längst vorbei. Auch das Gesinde, das den Weg zum Gotteshaus zu Fuß zurücklegen durfte, war längst verschwunden. Mazamet war ein sterbendes Dorf. Die jungen Leute zog es zu besseren Jobs in die großen Städte. Sie überließen ihre Heimat dem unabwendbaren Schicksal.
    Zamorra steuerte »Au Relais« an, wo er Quartier bezogen hatte. Sein Citroën stand auf dem Hof. Aber von Nicoles Wagen fehlte jede Spur. Obgleich seine hübsche Sekretärin längst eingetroffen sein mußte.
    Zamorra spürte eine gewisse Unruhe. Er schob sie auf die verwirrenden Erlebnisse, die er hinter sich hatte. Da mußte man ja Schwarzsehen und das Schlimmste fürchten. Der Gegner war überlegen, fast unschlagbar. Wenn er mit Hypnose nichts erreichte, so beherrschte er doch noch andere wesentlich gefährlichere Tricks und kam so zu seinem Ziel. Auch beim Professor war es ihm gründlich gelungen, Sein und Schein durcheinander zu bringen, die Grenzen ineinanderfließen zu lassen.
    Die Gaststube war überfüllt.
    Louis Barret, der Kräutersammler, berichtete zum zigsten Male sein Abenteuer mit dem Scharfrichter, stieß aber auf eine gewisse Skepsis. Nicht, daß jemand eine solche Erscheinung für unmöglich hielt. Aber wer wollte sich angesichts der Tatsache, daß der Abbé am Tisch saß, offen zu okkulten Dingen bekennen, die - wie jeder wußte - von der Kirche scharf verurteilt und verdammt wurden.
    »Ach, da kommt mein Zeuge«, schrie Barret erleichtert, nachdem er gerade den Professor als vermutlich tot abgeschrieben hatte.
    »Monsieur, Sie können doch sicher bestätigen…«, begann der alte Kräutermann, der eine gewaltige Warze auf seiner gewiß nicht zierlichen Nase mit sich herumschleppte und dessen Falten und Runzeln nebst der ungesunden Hautfarbe eigentlich gegen das Reklame machte, was er den anderen verschrieb und für teures Geld verkaufte. Stets mit dem kleinen Hinweis, daß die moderne Schulmedizin sicher nicht der Weisheit letzter Schluß sein könne.
    »Haben Sie Mademoiselle Duval getroffen?« erkundigte sich Zamorra aufgebracht. Wobei er die Antwort vorausahnte.
    »Sie ist bislang nicht eingetroffen. Ich warte noch.« Barret schüttelte den grauen Kopf.
    »Warum haben Sie nicht nach ihr suchen lassen? Es muß etwas passiert sein!« rief Zamorra.
    Barrets Gesicht wurde lang und länger.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich heute nacht noch einmal hinausgehe? Ich bin doch nicht wahnsinnig«, stammelte der Beschuldigte. Er hatte nicht die Spur eines schlechten Gewissens. Seine unbeschreibliche Angst vor dem, was sich draußen abspielte, genügte ihm als Entschuldigung. Er hatte weder behauptet, er sei ein Held, noch, etwas von übernatürlichen Dingen zu verstehen. Er war kein Experte wie der Proefessor. Mochte der doch sehen, wie er zurechtkam. Er kannte gewisse Praktiken, um sich böser Geister zu erwehren und sie zu besänftigen, aber er war nicht wahnsinnig genug, um sie anzugreifen, in ihrem Tun zu behindern und sie sogar zu bekämpfen.
    »Ich komme mit Ihnen«, erbot sich Abbé Lapin.
    Er fühlte sich dazu gezwungen, weil er es schließlich gewesen war, der seit Jahren über angeblichen Schadenszauber, schwarze und weiße Magie oder Geistererscheinungen gewettert und geschimpft hatte. Jetzt mußte er wohl Farbe bekennen. Durfte nichts tun, was ihm als Schwäche ausgelegt werden konnte.
    »Ich danke Ihnen, Abbé«, nickte Zamorra. »Ich bin noch ein wenig verwirrt. So übel hat mir noch nie jemand mitgespielt.«
    Er berichtete kurz, was er erlebt hatte.
    Betroffen starrten ihn seine Zuhörer an.
    »Das alles meinen Sie doch nicht etwa im Ernst?« stammelte der Priester und sank wie erschlagen auf seinen Sitz zurück. Seine Hand, die den Stiel des Weinglases umkrampfte, begann zu zittern.
    Zamorra sah nämlich gar nicht so aus, als scherze er. Er wollte offenbar niemanden verunsichern oder ihm ein X für ein U vormachen. Er berichtete einfach und sachlich, ohne zu werten.
    Louis Barret schaute sich triumphierend um.
    »Und ihr habt behauptet, nur der Rotwein sei schuld!« sagte er.
    »Abbé, Sie haben sicher das Wort Exorzismus gehört und kennen das Rituale Romanorum«, meinte der Professor.
    »Da wird es Ihnen wohl nicht schwer fallen, an die Existenz eines Wesens zu glauben, das mal in der Gestalt, mal in der auftritt, oder?«
    »Soviel ich weiß, handelt es sich aber stets um den Scharfrichter von Mazamet«, parierte der Geistliche und strich seine Soutane

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