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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Kräften ausgestattet, die nicht so sehr Ergebnis einer angeborenen Fähigkeit waren, sondern vielmehr das Resulat jahrelanger Studien und Übungen in einem Kloster der Zen-Buddhisten.
    Houdain hätte keine Einzelheiten nennen können. Sein Instinkt meldete ihm nur gewisse Störfelder, die sich aus Mazamet auf ihn zubewegten. Er erriet sehr schnell, daß es sich um zwei Personen handelte und mußte unwillkürlich grinsen.
    Einen größeren Suchtrupp hatte der Professor also nicht auf die Beine gebracht? Das bewies, daß die Leute die bittere Medizin geschluckt hatten. Sie glaubten an die Existenz des wiederauferstandenen Scharfrichters und hüteten sich, ihm in die Quere zu kommen.
    Wenn Zamorra und dieser andere, dessen Gesicht Houdain nicht erkennen konnte, so wild darauf waren, Nicole Duval zu finden, sollten sie sie zu Gesicht bekommen - allerdings in einer Form, von der sich ihre Schulweisheit nichts träumen ließ.
    Houdain bewegte lautlos die Lippen. Er konzentrierte sich jetzt ganz auf das Medium.
    Und dann geschah es!
    Es war, als teile sich das Mädchen. Eine zweite Gestalt, wie ein bleicher Schatten, trat aus ihrem Körper, umgeben von einer silbernen Aura, die manchmal sichtbare Sphäre ihres Ätherleibes.
    Die beiden Leiber trennten sich mühelos. Der Schemen floß davon, entfernte sich, während Nicole scheinbar unbeweglich auf dem Feldbett zurückblieb, ohne Einfluß auf das, was ihre Doppelgängerin trieb.
    Denn die wurde - über Nicoles Unbewußtes - von Robert Houdain beherrscht und gelenkt. Ohne daß auch nur ein Wort fiel. Nur kraft seiner Gedanken und seiner ungeheuren Konzentration, auf telepathischem Wege. Eine Methode, in der er Meister war.
    Es war, als sei Nicole mit einem unsichtbaren Band an ihren Astralschalten gebunden. Als habe sie sich geteilt und existiere in zwei Wesen, die sich an verschiedenen Orten aufhielten, aber miteinander kommunizierten wie zwei Röhren.
    »Professor!« sagte Nicole leise, obgleich sie selbst Zamorra nicht sehen konnte.
    Zwar wußten die Einwohner von Mazamet nicht, daß er hier draußen hauste. Er war vor nicht allzu langer Zeit aus der Fremde zurückgekehrt, mittellos zwar, aber mit Fähigkeiten, die ihn weit über alle anderen erhoben. Er konnte jeden beherrschen. Mit oder gegen dessen Willen. Ausgenommen vielleicht diesen Zamorra, der zunächst seinen Hypnosebefehlen getrotzt hatte. Den er aber doch noch kalt erwischt hatte, indem er seinem Gehirn Bilder vorgegaukelt hatte, bei denen selbst ein Zamorra nicht mehr sicher unterschieden hatte zwischen Wirklichkeit und Schein. Ein Erfolg, auf den Houdain sehr stolz sein durfte.
    Natürlich - diese Bauern der Montagne Noire waren keine ernstzunehmenden Gegner. Selbst Lapin, der Abbé, konnte ihm das Handwerk nicht legen. Aber Zamorra bedeutete eine ernste Bedrohung seiner Pläne. Deshalb mußte der Mann weg. Noch diese Nacht.
    Es war schon ein Kreuz, daß der Professor die Spur aufgenommen hatte. Normalerweise hätte sonst Houdain seinen unstillbaren Rachedurst befriedigen können, seine Feinde vernichten und sich unerkannt wieder absetzen können. Das ging nicht mehr, seit Zamorra mitmischte. Und Houdain war eine Spielernatur. Fast freute es ihn, auf einen zumindest ebenbürtigen Gegner zu treffen. An ihm konnte er seine subtilsten Kräfte ausprobieren, mußte sein ganzes Können aufbieten, um zu bestehen. Wie gerade jetzt, wo es ihm darauf ankam, Zamorra samt Begleiter zu vernichten…
    ***
    »Nicole ist auf keinen Fall unterwegs mit dem Wagen liegengeblieben - jedenfalls nicht auf der Rue Nationale«, behauptete Zamorra. »Dort hätte sie überall Gelegenheit gehabt, mich telefonisch zu benachrichtigen. Welche Zufahrtswege oder Abkürzungen gibt es, wenn man möglichst schnell nach Mazamet will?«
    »Und aus Norden kommt?« vergewisserte sich der Abbé. Gewiß nicht klein, wirkte er eher so, weil ihn der Professor um Haupteslänge überragte. Sie gingen die Dorfstraße hinunter.
    »Soviel ich weiß - nur eine Möglichkeit«, überlegte der Priester. »Die Spur mündet am letzten Haus von Mazamet in die Dorfstraße ein und wurde von Gespannen geschaffen, die vom Moor her auf dem kürzesten Vvege das gestochene Torf einfahren wollten.«
    »Versuchen wir es dort«, meinte Zamorra. »Es muß etwas geschehen. Ich fürchte um Nicole. Sie ist ausgesprochen zuverlässig.«
    »Aber doch nicht unbeschlagen, was okkulte Geheimnisse angeht«, spottete der Abbé Der kühle Morgenwind spielte mit den Schößen seiner

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