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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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aus.
    Die meisten vertrauten ihm. Hatte er nicht bewiesen, daß er über eine unwahrscheinliche Erfahrung verfügte, was die Wirkungen bestimmter Kräuter gegen menschliche und tierische Leiden betraf? Wer hatte denn den Sohn des Gastwirtes gerettet? Wer die beiden Kühe der Witwe Banoli wieder auf die Beine gestellt, obgleich der Tierarzt sie bereits aufgegeben hatte?
    Sie alle fühlten sich in Gesellschaft dieses Experten geborgen und in Sicherheit. Niemand beneidete die beiden wagemutigen Männer, die mitten in der Nacht auszogen, um ein vermißtes Mädchen zu suchen…
    ***
    Robert Houdain kehrte in sein Versteck zurück. Er stieg in den Keller. Noch trug er das Gewand des Scharfrichters. Er zog sich um. Verbarg die unhandliche Axt hinter einem losen Wandbrett und stopfte das schwarze Trikot in das Wandloch. Er tarnte alles gründlich, ehe er sich seiner Gefangenen zuwandte.
    Nicole Duval lag bleich und erschöpft auf dem Feldbett. Die Experimente, die ohne ihr Wissen und ohne ihre Einwilligung unternommen wurden, zehrten an der Substanz. Sie verlor Energie wie eine Batterie.
    Ich muß sie schonen. Solch einen Schatz finde ich so schnell nicht wieder, dachte Robert Houdain.
    Er gab Nicole den Befehl, alles zu vergessen, was sie in den vergangenen zwölf Stunden gesehen oder erlebt hatte. Mit einem Federstrich tilgte er diese Zeitspanne aus ihrem Leben. Er ließ das Wissen darum absinken in tiefere Schichten des Bewußtseins. Ohne fremde Hilfe würde das Mädchen die Erinnerungen niemals wieder beschwören können. Houdain war sich seiner Sache sicher.
    Er hatte Jahre damit verbracht, Schwarze Magie zu studieren. Er kannte die Trancezustände verbotener persischer Derwischorden ebenso wie die Praktiken südamerikanischer Indio-Schamanen, die bisweilen Drogen zur Hilfe nehmen mußten. Als erstem Europäer war es ihm gelungen, in die düsteren Riten des Voodoo eingeweiht zu werden. Er hatte selbst als sogenanntes »Gottespferd« agiert, als Besessener, der für heilig gehalten wird und als Medium des Gottes Dambalah gilt.
    Jahrzehnte hatte Houdain sich auf der ganzen Welt herumgetrieben, ehe er zurückgekehrt war nach Mazamet, um eine unglaubliche Rache zu üben an denen, die er haßte.
    Houdain streckte die Hand aus, berührte die Schläfen des Mediums und führte gewisse Bewegungen aus. Langsam erwachte Nicole und sah sich verwundert, aber keineswegs ängstlich um.
    »Wo bin ich?« fragte sie erstaunt.
    »In guter Gesellschaft«, behauptete der Franzose zynisch.
    »Wo ist Zamorra?« Nicole dachte an ihren Auftrag. Sein Telegramm hatte sehr alarmierend geklungen und sie förmlich gezwungen, sich sofort auf die Reise zu begeben. Warum war sie nie angekommen? Hier stießen ihre Gedanken auf die hypnotische Sperre. Deutlich erinnerte sie sich an die Tatsache, daß sie ihren kleinen Wagen aus der Garage geholt hatte und losgefahren war.
    »Sie hatten einen kleinen Unfall«, erklärte Houdain Das war nicht einmal gelogen, Nur konnte kein übliches Mißgeschick die gleichen verheerenden Folgen haben wie die rücksichtslosen Versuche des Robert Houdain. Sein Medium konnte an seelischer Erschöpfung zu Grunde gehen oder wahnsinnig werden, je nachdem, in welchen Grad der Erschöpfung er das Mädchen trieb.
    »Ich bin doch nicht etwa im Krankenhaus«, meinte Nicole.
    »Ein Hospital gibt es nicht. Sie sind in Mazamet«, beschwichtigte ihr Herr und Meister.
    »Ich fühle mich entsetzlich schlapp, aber nicht gerade krank«, behauptete Nicole. »Ich werde jetzt aufstehen und Zamorra suchen.«
    »Er hat mich angewiesen, Sie zu betreuen. Er kommt selbst vorbei, wenn es an der Zeit ist«, lehnte Houdain ab.
    »Warum darf ich nicht aufstehen?«
    »Weil Sie eine schwere Gehirnerschütterung erlitten haben.«
    »Um Gottes willen - ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Eben!«
    »Was ist mit meinem Wagen? Ist er kaputt?«
    »Das kann man wohl sagen. Aber Blech ist zu ersetzen. Tun Sie nur, was ich Ihnen sage, dann sind Sie in drei Tagen wieder auf den Beinen. Das garantiere ich Ihnen.«
    »Sind Sie etwa Arzt?«
    »Kein Gedanke, obgleich ich gewisse Fähigkeiten beherrsche. Ich war während des Krieges Sanitäter.«
    Houdain berührte das Mädchen an einem bestimmten Punkt der Schulter.
    Nicole sank gehorsam in die Kissen und bewegte sich nicht mehr.
    Houdain versetzte sie abermals in Tiefschlaf. Denn er brauchte sie. Sie mußte ihm helfen, seine Feinde zu besiegen.
    Houdain spürte, daß ihm Gefahr drohte. Er war mit telepathischen

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