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0106 - Der Götze von Passa

Titel: 0106 - Der Götze von Passa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fluß hieß Windside River - warum, das wußte kein Mensch - und er war in Ostrichtung das letzte Stück Topographie, das durch einen terranischen Namen bewies, daß Terraner es im Laufe der Kolonisationsgeschichte von Passa auch anders als aus einem sicheren Gleiter zu Gesicht bekommen hatten.
    Weiter nach Osten war alles Neuland. Die Berge, die nach einer Flugstunde am Horizont aufstiegen, hatten keinen Namen. Vor vierundfünfzig Jahren waren die Meßtrupps der terranischen Flotte über sie hinweggeflogen und hatten sich damit begnügt, sie auf einer Generalkarte des Planeten zu vermerken. Die Taufe wollten sie den Siedlern überlassen, die das größere Recht darauf hatten.
    Aber soweit, waren die Siedler nie gekommen. Loftys Erklärung veranlaßte Ron Landry dazu, sich über den Fortgang der Expedition ein paar Gedanken zu machen. Er hatte Nike Quintos Ermahnungen noch im Ohr, wonach die Springer sich auf Passa niedergelassen und die Eingeborenen mit irgendeinem ihrer Tricks, von denen sie Tausende kannten, veranlaßt hatten, den Terranern die Freundschaft aufzusagen. Wenn das so war, dann würden sie, die drei Mann in dem kleinen Gleiter, es mit höchst beachtlichen Gegnern zu tun haben, sobald sie ans Ziel gelangten.
    Jenseits der Berge würden sie von der nächsten Stadt, Modessa, mehr als tausend Kilometer entfernt sein. Natürlich spielte die Entfernung keine große Rolle, wenn es darum ging, einen Hilferuf abzusenden. Froyd Coleman und Major Bushnell in Modessa würden sofort Bescheid wissen, was weit hinten im unerforschten Waldland los war. Aber Bushnell war eben erst dabei, seine Überwachungsflotte so umzugruppieren, daß er einen Teil davon für Hilfeleistungen abziehen konnte, wenn Not am Mann war. Er würde vielleicht in fünf bis sechs Tagen soweit sein, daß er ein paar Zerstörer zu Hilfe schicken konnte, wenn Ron Landry ihn darum bat. Bis dahin waren sie auf das angewiesen, was Froyd Coleman tun konnte - und das würde vermutlich nicht mehr sein, als die Entsendung von zwanzig oder dreißig Gleitern mit zwei- oder dreihundert Mann, die anderthalb Tage brauchen würden, bis sie ans Ziel kamen, und von ein paar Flugzeugen, die in dem zerklüfteten Berggebiet wenig ausrichten konnten. Zu warten, bis Bushnell seine Umgruppierung vorgenommen hatte, war unmöglich. Jeder Tag, der ereignislos verstrich, gab den Springern Gelegenheit, ihre Position zu festigen. Sie mußten so schnell wie möglich angegriffen werden. Und überdies waren Bushnell und seine flinken Zerstörer wirklich der letzte aller Auswege, denn die Eingeborenen durften nicht erschreckt werden. Ein wichtiger Teil der Kolonialpsychologie war die Forderung, Eingeborenen die Überlegenheit der terranischen Technik niemals im zerstörenden Sinne zu zeigen. Die Erfahrung hatte gelehrt, daß die Eingeborenen von diesem Augenblick an nur mehr Furcht vor den Terranern, aber keine Freundschaft mehr für sie empfanden. Wo man auch immer hinsah, die Aussichten der kleinen Expedition waren alles andere als rosig. Sie hatten eigentlich nur einen einzigen Vorteil, auf den sie sich in diesem Fall verlassen konnten: Der Götze, der wahrscheinlich irgendein Geschöpf der Springer war, hatte keine Ahnung davon, daß sie unterwegs waren.
    Vielleicht stand die Überraschung ihnen bei, das Problem rasch zu lösen.
    Als die blaue Sonne schon wieder hoch am Himmel stand, lag der Evergreen immer noch da, wo Ron Landry und Larry Randall ihn zurückgelassen hatten. Er spürte Hunger und Durst, und seine Haut begann ihn zu jucken, weil es an der Zeit war, daß er sie abwarf. Er konnte sie aber nicht abwerfen, weil er sich dazu an den Ast eines Glasbaumes hätte hängen müssen, den Schwanz um den Ast gewickelt und den Kopf nach unten hängend. Wie hatte er das tun sollen, wo er sich nicht bewegen konnte? Er zermarterte sich das Gehirn, um herauszufinden, was er vergessen hatte und warum seine Muskeln ihm nicht mehr gehorchten. Ein Gefühl der Panik stieg in ihm auf, als er gewahr wurde, daß er in dieser einsamen Gegend verdursten, verhungern oder an seiner eigenen Haut ersticken würde, wenn ihm nicht bald einfiel, was verkehrt war. Aber dadurch wurde die Sache nicht besser. Seine Gedanken verwirrten sich, kreisten einmal um die Not, in der er sich befand, und ein andermal um das, was er vergessen hatte und was ihn steif machte. Was war es?
    Als sie die Berge überflogen, schaltete Ron Landry den Transec ein und ließ die Aufzeichnung des Gespräches abspielen,

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