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0106 - Der Götze von Passa

Titel: 0106 - Der Götze von Passa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich stundenlang damit unterhalten, die Laute des Waldes anzuhören und sich von Lofty erklären zu lassen, woher sie rührten. Bis dann plötzlich die Trommeln zu dröhnen begannen. Eigentlich war niemand außer Lofty in der Lage, das Geräusch zu identifizieren. Es begann mit einem tiefen Summen, als wäre irgendwo in der Ferne eine mächtige Glocke angeschlagen worden. Lofty horchte aufmerksam dem Summen nach. Larry wollte etwas fragen, aber der Alte brachte ihn mit einer hastigen Handbewegung zum Schweigen.
    Das Summen schwoll an. Dann wechselte es plötzlich die Tonlage und klang jetzt viel höher. Kurz darauf sank es wieder, aber nicht auf die ursprüngliche Höhe. Und so ging es weiter. Das Geräusch wechselte Lautstärke und Tonlage in unregelmäßigen Abständen.
    Loftys Aufmerksamkeit war immer noch ungeteilt von dem merkwürdigen Geräusch beansprucht. Das Geräusch endete schließlich, allerdings nur, um kurze Zeit darauf mit geringerer Lautstärke, anscheinend aus größerer Entfernung, wieder einzusetzen. Lofty war jetzt bereit zu erklären, worum es sich handelte. „Die Evergreens geben Signale”, sagte er aufgeregt. „Sie benutzen dazu eine Art Trommel. In Wirklichkeit sind es lange, hohle Glasstämme, die auf einem Gestell liegen. Ich verstehe ein bißchen von ihrer Trommelsprache”, fuhr Lofty fort. „Verschiedene Begriffe drücken sie durch verschiedene Tonhöhe und Lautstärke aus. Natürlich ist es eine primitive Sprache. Man kann nicht allzu viel damit sagen. Aber für die Evergreens reicht es.” Ron nickte. „Also schön, Lofty. Was haben Sie verstanden?” Lofty kratzte sich am Kopf. „Wenn ich es nicht mit eigenen Ohren gehört hatte und jemand anders es mir erzählte, würde ich ihn einen Narren heißen. Aber die Evergreens scheinen tatsächlich so eine Art Götzen gefunden zu haben, den sie irgendwo weit hinten im Wald verehren. Die Trommeln sagen, daß der Götze seine Geduld nicht verlieren und bei ihnen bleiben soll. Sie wurden es schon schaffen, ihm noch mehr Opfer zu bringen.” Ron und Larry waren nicht sonderlich überrascht. „Jetzt wissen wir, wer der Sssst ist”, meinte Larry. „Hat er einen Namen?” wollte Ron wissen. „Das kann ich nicht sagen”, antwortete Lofty. „Die Trommelsprache ist eine andere als die, die die Evergreens sonst reden. Was sonst zum Beispiel üüüüchi heißt, ist hier nur irgendein Summton. Man kann Begriffe verstehen, aber keine Worte.” „Eine andere Frage”, mischte Larry sich ein: „Würden die Evergreens in ihrer Trommelsendung etwas von uns erwähnen, wenn sie wüßten, daß wir in ihren Wald eingedrungen sind?” Lofty antwortete ohne Zögern: „Ja, ganz bestimmt.” „Daß sie nichts davon sagen”, fuhr Larry fort, „bedeutet also, daß sie nichts von uns wissen?” „Ja, dessen bin ich sicher.” Larry nickte befriedigt. „Das ist gut”, erklärte er. „Ich möchte nicht, daß ihr seltsamer Götze zu früh auf uns aufmerksam wird. Er könnte uns sonst Unannehmlichkeiten bereiten.” Er sah Ron spitzbübisch an, und Lofty hatte plötzlich den Eindruck, es gäbe ein Geheimnis zwischen den beiden, von dem er nichts wußte.
    Der Evergreen, mit dem Ron gesprochen hatte, saß noch auf dem Boden hinter Andy Levers Haus, als die blaue Sonne schon längst untergegangen war und die rote sich zum Aufstieg erhob. Er hatte keinen Sinn für die neue Schönheit seiner Welt, als das trübe, rote Licht der gewaltigen Sonne sie übergoß und der mächtige Ball, eher einem Mond gleich als einer Sonne, am gelben Himmel in die Höhe stieg. Erstens war er diesen Anblick gewöhnt, denn Passa war seine Heimat, und sein Leben lang hatte er außer der blauen Sonne keine andere zu sehen bekommen als eben diese riesengroße rote mit dem gelben Himmel dahinter. Und zweitens zermarterte er sich das Gehirn. Er sollte irgend etwas tun, daran erinnerte er sich. Er sollte aufstehen und fortgehen. Warum tat er es nicht? Er versuchte, sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Irgend etwas war nicht so, wie es sein sollte. Er mußte etwas vergessen haben. Was war es?
    Am nächsten Morgen stieg der Gleiter, diesmal unter Rons Führung, noch vor dem Aufgang der blauen Sonne von der kleinen Halbinsel in die Höhe. Lofty gab zu verstehen, daß er niemals weiter als bis zu diesem Fluß vorgedrungen sei und daß sie sich jetzt in ein Gebiet begäben, das noch niemals eines Ter-raners Fuß betreten hatte. Jenseits des Flusses gab es auch keine Namen mehr. Der

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