0106 - Der Götze von Passa
Kriminalpolizei bis zur silbernen des militärischen Sicherungsdienstes. Sie trugen alle das gleiche Muster: Eine kleine Erdkugel, und dahinter die beiden Buchstaben S und L. Die Farbe der Medaille bestimmte das Ausmaß an Hilfeleistung, das der Träger der Medaille von den Behörden erwarten konnte. Silber war das Höchste, was Froyd jemals zu sehen bekommen hatte. Er hatte nie recht daran glauben wollen, daß es eine violette Medaille gab, die die silberne noch um ein gutes Stück übertraf. Bis jetzt. Denn was Landry da in der Hand hatte, das war eine violette Medaille. „Sie sehen das, Coleman”, sagte er ernst. „Das Ding hier”, dabei ließ er die Medaille wieder in seiner Tasche verschwinden, „steht Ihnen natürlich zur Prüfung zur Verfügung. Aber vorher rufen Sie Ihre Expedition zurück! Sie soll auf dem schnellsten Wege umkehren und sich wieder in Modessa einfinden.” „Das ist er”, sagte Froyd und deutete mitten in den Dunst hinein.
Ron Landry kam in den Sinn, daß niemand auf einer so „neuen” Welt eine Kneipe erwarten würde, die Geruch und Patina mehrerer Jahrhunderte an sich trug. Aber das hier war ohne Zweifel eine von der Sorte. Ron Landry und Larry Randall hatten sie in Froyd Colemans Begleitung aufgesucht, nachdem Froyd in einer zweiten Unterredung im Büro des terranischen Flottenoffiziers versichert hatte, daß der Mann, der sich in den Glaswäldern am besten auskannte, Lofty Patterson wäre und daß man ihn am ehesten bei Fianos finden könnte. Lofty Patterson, für Ron und Larry im Augenblick noch eine kleine, dürre Figur mitten in Qualm und Lärm, war der beste Kenner des Planeten, der einzige noch Lebende der ersten Siedlergruppe, die auf Passa gelandet war - vor fünfundvierzig Jahren. Ron machte eine auffordernde Handbewegung. Froyd schritt in den Dunst hinein, während Ron und Larry in der Nähe der Tür stehenblieben. Ron sah Froyd dem alten Mann auf die Schulter tippen und sich mit ihm unterhalten.
Lofty nickte ein paar Mal, und Froyd wies schließlich zur Tür. Dann kamen sie beide. Ron öffnete die Tür und ließ Lofty hinaus. Er studierte ihn in der Sekunde, in der er an ihm vorbeiging. Lofty hatte ein lustiges, verschmitztes Gesicht mit Tausenden von Fältchen. Seine kleinen Augen glitzerten vergnügt, die Hände steckten tief in den Taschen, und der Anzug konnte nicht viel jünger sein als Lofty selbst. Lofty war nach Rons Schätzung zwischen sechzig und fünfundsechzig. Er mußte noch ein kleiner Junge gewesen sein, als er nach Passa kam. Draußen auf dem Bürgersteig blieben sie stehen. Der Wagen, den die Stadtverwaltung Ron und Larry zur Verfügung gestellt hatte, stand am Straßenrand geparkt. „Froyd spricht für Sie”, begann Lofty die Unterhaltung mit einer Stimme, die genau zu seinem lustigen Gesicht paßte. „Das macht Sie vertrauenswürdig. Also ... Was ist los?” „Wir wollten uns woanders darüber unterhalten”, bemerkte Ron verbindlich: „Hat Froyd Ihnen das nicht gesagt?” „Das schon. Aber...” „In Major Bushnells Büro, beruhigt Sie das?” „O ja”, versicherte Lofty.
„Warum sind Sie nicht mit der Expedition gegangen?” war Ron Landrys erste Frage. Major Bushnells Büro war ein ziemlich großer, ungemütlicher Raum. Major Bushnell, der terranische Flottenoffizier auf Passa, war selbst nicht anwesend. Ron Landry hatte ihm bestätigt, daß diese Angelegenheit nicht in seinen Aufgabenbereich falle. Bushnell war gerne bereit gewesen, sein Büro für alle notwendigen Unterredungen zur Verfügung zu stellen.
Für Ron und Larry war dies von besonderer Wichtigkeit, denn die Wände besaßen den Vorzug, daß sie jede Beschädigung - etwa durch den Versuch, ein Abhörgerät anzulegen - an ein zentrales Überwachungssystem meldeten. Lofty schien sich in dieser Umgebung nicht besonders wohl zu fühlen. Er sah sich mit zusammengekniffenen Augen um, bevor er antwortete: „Weil ich wußte, daß sie keinen Erfolg haben würde.” „Haben Sie das den Männern nicht gesagt?” „Doch. Aber sie lachten mich aus. Sie lachen mich immer aus. Sie meinen, ich wäre zu alt. Dabei hat sich in den Glaswäldern nichts geändert, seitdem ich hier gelandet bin.” Ron hörte aufmerksam zu. „Warum, glauben Sie, wird die Expedition keinen Erfolg haben?” Lofty lachte meckernd.
„Ganz einfach: Springen Sie mal ins Wasser und versuchen Sie, einem Haifisch hinterher zu schwimmen. Was kommt dabei heraus?” „Nichts, Lofty. Das klingt überzeugend. Sie
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