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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
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unheimliche Gewalt hielt mich fest auf meinen Stuhl gebannt.
    »Fass mich doch, G-man«, zischte Stanley. »Rühr dich doch, wenn du kannst.« Ein unsagbarer Hass glomm in seinen Augen. »Zwei Mann von uns hast du auf dem Gewissen. Dafür wirst du Zeit deines Lebens büßen müssen. Man wird dich nicht bestrafen können, aber du hast deinen besten Freund erschossen. Daran gehst du zugrunde, G-man.«
    Ich sah alles, ich hörte alles, doch ich nahm die Vorgänge um mich her ganz ohne irgendwelche Beteiligung auf. Ich hatte keinen Köntakt zu den Dingen. Ich weiß nicht, ob Sie das Gefühl schon einmal gehabt haben. Im Traum kommt das vor. Man sieht sich plötzlich selbst von außen. Man erlebt alle Handlungen mit, und trotzdem ist man sich fremd Ich sah Ken Stanley dicht vor mir, und ich hatte noch nicht einmal die Kraft, ihn zu hassen. Ich sah Phil, doch er war mir so fremd, so gleichgültig.
    Stanley gab mir meine Waffe. Es kam mir gar nicht richtig zum Bewusstsein, dass ich eine Waffe in der Hand hielt.
    »Du wirst jetzt deinen Kollegen erschießen«, sagte er kalt und trat etwas auf die Seite. »Ich gebe dir den Befehl, erschieße deinen Freund, erschieße Phil Decker.«
    »Erschieße Phil Decker«, hämmerte es in meinem Gehirn. »Erschieße Phil Decker. - Du musst Phil Decker erschießen.« Die Nennung des Namens wirkte irgendwie hemmend auf mich.
    »Triff ihn genau in die Stirn«, brüllte Stanley.
    »In die Stirn«, pulste es in mir. »Erschieße Phil Decker. Triff ihn in die Stirn.«
    Ich hob langsam die Hand mit der Waffe. Mein Arm wurde nicht von meinem Willen geleitet. Es war eine mechanische Bewegung auf einen Befehl von außen her.
    »Los, ziele«, hörte ich Stanley sagen. »Ziel auf die Stirn.«
    Ich hob den Arm noch mehr. Ich sah über den Lauf der Smith & Wesson hinweg Phils Gesicht. Der Schweiß lief mir in Strömen über das Gesicht, mein Hemd klebte am Körper. Stoßweise kam mein Atem. Meine Hand schwankte.
    »Schieß«, brüllte Stanley und trat näher zu Phil heran.
    Ich blickte auf Phil und sah seine Augen. Sie waren riesengroß.
    »Du musst schießen«, hämmerte es in mir, »du musst doch schießen.«
    Und ich starrte in Phils Augen, die mich gefangen hielten. Und ich sah Ken Stanley, und für den Bruchteil einer Sekunde setzte mein Herzschlag aus.
    Stanley beugte sich vor. »Schieß, los, schieß doch.«
    Mein Körper bäumte sich auf. Irgendwie in meinem Unterbewusstsein lag eine Sperre, gab es ein gebieterisches »Nein.«
    Und ich sah Ken Stanley.
    Wenige Zoll nur musste ich den Arm zur Seite schwenken. Es gelang mir. Und dann drückte ich ab.
    Ich hörte den Schuss, sah, wie Stanley hinschlug. Dann fiel mir die Pistole aus der Hand. Ich sackte in mich zusammen, kippte seitwärts vom Stuhl.
    ***
    Zuerst begann mein Gehör zu funktionieren. Ich vernahm undeutlich eine Stimme, und dann begriff ich, dass eine Frau sprach. Und endlich verstand ich auch die Worte.
    »Sie müssen ihn retten, unbedingt«, sagte sie. »Ich flehe Sie an, Doktor, bringen Sie ihn durch. Er darf nicht sterben.«
    Die Stimme kam mir bekannt vor. Ich überlegte krampfhaft, woher ich sie kannte. Das Denken funktionierte aber noch nicht so recht, und die weiteren Worte, die die Frau sprach, bekam ich nicht ganz mit.
    Eine dunkle Männerstimme antwortete. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Miss Norteek, er wird es überstehen.«
    Norteek? Den Namen kannte ich doch?Tatsächlich, jetzt hatte ich es. Das war ja die Reporterin.
    »Ich rechne damit, dass er schon in den nächsten Stunden wieder zu sich kommt«, hörte ich die Männerstimme reden. »Sie brauchen wirklich keine Befürchtungen zu haben.«
    Dann war es still.
    Ich versuchte mich zu bewegen. Es ging nicht. Ich versuchte die Augen zu öffnen. Auch dies misslang. Doch ich fühlte, wie es in mir arbeitete, ich spürte das Strömen meines Blutes. In meinen Gliedern lag ein Brennen und Zerren.
    »Wird er auch nichts zurückbehalten?«, fragte Miss Norteek.
    »Sie machen mich noch mit Ihrer dauernden Fragerei nervös.« Das war Phil.
    Jemand ergriff das Gelenk meiner rechten Hand. Sicher war das der Doc.
    »Sein Puls ist fast wieder normal«, sagte er nach einer Weile.
    Ich nahm meine ganze Energie zusammen, und diesmal klappte es. Ich bekam die Augen auf.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis die Dinge um mich herum Gestalt und Form annahmen. Ich konnte Miss Norteek erkennen, die sich über mich gebeugt hatte.
    Der Doktor schob sie zur Seite. Er packte meinen Arm und zog mich

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