0107 - Das blaue System
Linearversuchsschiffes mit seltsamer Scheu von diesem Sonnensystem gesprochen hatten. Ich richtete mich auf die Ellenbogen auf, krümmte den Rücken und blieb so noch eine Weile liegen. Als ich endlich in die Hocke ging, um den letzten Rest der Benommenheit abzuschütteln, war mir niemand behilflich.
Ich stand auf. Drei Akonen blickten mich feindselig an.
Ich beachtete sie nicht, bis Rhodan neben mir stand. Zusammen kümmerten wir uns um Tama Yokida, dessen empfindliches Gehirn den schweren Schock anscheinend noch nicht überwunden hatte.
Bei Mutanten wußte man ja nie, wie sie diese oder jene Belastung überstehen würden. Rhodan fühlte seinen Puls, dann nickte er mir zu. „Okay, er ist gleich wieder da. Hast du auch festgestellt, daß wir auf der abgeflachten Polkuppel einer riesigen Raumstation gelandet sind?” Ich bestätigte es. „Schön, dann wirst du mir vielleicht sagen können, weshalb man hier, am äußersten Rande dieses Systems, ein solches Monstrum erbaut hat?” Nein, das konnte ich ihm nicht sagen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung. „Abwehrfestung?” rief ich zögernd. Er lachte, was den drei Akonen nicht zu gefallen schien. Einer von ihnen trat empört näher. „Scheren Sie sich zum Teufel”, sagte Rhodan eisig, um in Altarkonidisch hinzuzufügen: „Ich wünsche nicht angesprochen zu werden.” Der Akone verfärbte sich, und ich hielt den Atem an.
Nerven hatte dieser Terraner! Rhodan drehte dem Fremden den Rucken zu und sprach mich an, als wäre nichts geschehen.
Diesmal verwendete er wieder die japanische Sprache. „Diese Station gehört wahrscheinlich zu jenen vielen Kraftwerken, die man an den Grenzen des Systems stationieren mußte, um den blauen Energieschirm mit Kraftstrom versorgen zu können. Die wulstigen Gebilde da drüben”, er deutete nach rechts, „sind Projektoren. Ich möchte nicht in ihre Nähe kommen. Oh, er gibt wohl nicht auf, wie?” Diesmal lächelte er den verstört wirkenden Akonen an, der anscheinend nach Worten suchte. „Seine Erhabenheit, Imperator Gonozal VIII. von Arkon”, stellte mich Rhodan vor. „Ich selbst dürfte Euch bekannt sein. Nun ersuche ich Euch dringend, uns jene Behandlung widerfahren zu lassen, die uns gebührt. Euer Name?” Der alte Mann zeigte plötzlich ein verschlossenes Gesicht. Wenn er Humor besessen hätte, wäre er mit Rhodans Erklärung besser fertig geworden. Ich konnte ein Schmunzeln kaum unterdrücken. Es war eine Frechheit, was sich der kleine Barbar mit dem offenbar hochstehenden Vertreter meiner Stammväter erlaubte. Immerhin - ich begann darüber zu staunen - schienen Perrys Worte gewirkt zu haben. Ob er sich wohl rein intuitiv in die für uns fremdartige Mentalität dieser Intelligenzen hineinfinden konnte? Rhodan wollte provozieren.
Diesmal war er es, der kühle, Mißachtung ausdruckende Blicke auf die beiden abseits stehenden Akonen warf. „Euer Name!” wiederholte er lauter und fordernd. „Sehe ich in Euch einen kommandierenden Offizier oder bevollmächtigten Staatsmann?
Wenn nicht, ersuche ich Euch, eine autorisierte Persönlichkeit zu benachrichtigen.” Ich begann langsam zu begreifen. Rhodan, der noch niemals, noch nicht einmal andeutungsweise, seine hohe politische und militärische Stellung ausgespielt hatte, tat das jetzt mit voller Absicht. Natürlich, so überlegte ich, hatte er allen Grund dazu, eine Begrüßung oder gar ein Verhör durch unbedeutende Personen abzulehnen. Ich war aber überrascht, als der ältere Akone wie selbstverständlich auf Rhodans Forderungen einging.
Ich richtete mein Verhalten dementsprechend ein. „Lempart von Fere-Khar, Erster Obmann des Regierenden Rates von Akon, Leiter der Hochenergie-Versuchsanstalt Eretres, Euer Exzellenz”, stellte sich der Akone vor. Er tat es reserviert, aber doch respektvoll. So mußte man also mit diesen Leuten reden! Es war eine interessante Erkenntnis, zumal wir ja alle angenommen hatten, trotz unserer hohen Stellung als Barbarenhäuptlinge angesehen zu werden. Oder hatte unser mißglückter Befreiungsversuch im Einklang mit der von Rhodan ausgesprochenen Kriegserklärung eine wesentliche Änderung im Benehmen der Akonen bewirkt? Fast sah es so aus! „Ich fordere Aufklärung über das in Eurem Auftrag begangene Verbrechen”, sagte ich scharf. Als Lempart zu sprechen begann, erlebte ich das niederschmetterndste Fiasko meiner bisherigen Laufbahn als arkonidischer Flottenchef und Imperator. Hochfahrend schnauzte er mich an: „Ihr habt nichts
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