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0107 - Das blaue System

Titel: 0107 - Das blaue System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Murmeln und Raunen, wie es bei jeder Transition auftrat. Nur war es hier nicht so stark. Der ziehende Schmerz kam, und das Augenlicht schien zu verlöschen. Schon konnte ich wieder klar sehen. Ich hatte mich mit angeschlagener Waffe hinfallen lassen. Die aufleuchtenden Bildschirme der typischen Rundumgalerie bewiesen, daß wir uns wieder im sternfunkelnden Einsteinuniversum befanden. Der Linearflug war tatsächlich unterbrechen worden. Was aber noch erstaunlicher war: niemand tat das, was ich logischerweise erwartet hatte!
    Keiner der Akonen griff zur Waffe oder unternahm etwas, was wir als für uns gefährliche Handlung hatte auffassen können. Auris lächelte. Innerlich zutiefst beunruhigt, sah ich sie an. „Warum diese unbequeme Lage?” meinte sie maliziös. Ihre Haltung war mir rätselhaft. Ich fühlte, daß wir einen Fehler begangen hatten.
    Welchen aber? „Vorsicht”, sagte Rhodan heftig. Sein Gesicht war verkniffen. Mit zwei Sätzen war er drüben an den Schaltelementen.
    Sich mit dem Rücken dagegen lehnend, konnte er die vier männlichen Besatzungsmitglieder nun von vorn sehen. Seine Waffe drohte. „Machen Sie keine Dummheiten”, warnte er in englischer Sprache, um die Worte gleich darauf in Altarkonidisch zu wiederholen. Die vier Männer verzogen keine Miene. Sie schienen durch uns und die Wände hindurchzublicken. Nur das Mädchen versuchte, etwas zugänglicher zu sein. Rhodan sprach mich an. Er war erregt. „Herkommen und aufpassen”, sagte er hastig in Japanisch. „Ich werde versuchen, die IRONDUKE anzurufen.” Auris von Las-Too'r verfolgte aufmerksam unsere Maßnahmen. Ich ertappte sie ein zweites Mal dabei, wie sie auf den großen, nun dunkel gewordenen Bildschirm der Halbraumortung blickte. Was hatten wir versäumt? Rhodan bemühte sich verzweifelt, mit den Mutanten des Schlachtschiffes einen telepathischen Kontakt zu finden. Falls die IRONDUKE noch im Zwischenraum stand, war das Beginnen hoffnungslos. Es war aber anzunehmen, daß die mit dem Linearflug verbundene Klarsicht nach vorn Oberst Claudrin bewegt hatte, dem überraschenden Rückkehrmanöver des Akonenschiffes sofort zu folgen. Die technischen Voraussetzungen dafür waren gegeben, da es mit den Ortungsgeraten des Schlachtschiffes möglich war, ein gleichfalls in der Librationszone fliegendes Linearschiff anzupeilen. Claudrin mußte bemerkt haben, daß wir die dimensionale Position plötzlich gewechselt hatten. Ich klammerte mich an das Wortchen „mußte”! Wenn aber die Ortung nicht präzise funktioniert hatte oder der Entschluß zum Abbruch des millionenfach überlichtschnellen Fluges zu spät gekommen war - was konnte dann geschehen? War Claudrin unserem Beispiel nicht augenblicklich gefolgt, dann war er jetzt schon viele Lichtjahre von uns entfernt. Selbst wenn er dort in den Normalraum eintauchte, war ein Wiederfinden des kleinen Akonfahrzeuges nicht einfach.
    Wenn er es aber entdeckt hatte, dann war ein äußerst schwieriges und zeitraubendes Anpassungsmanöver erforderlich. Ich wußte, was es hieß, ein fast lichtschnelles Raumschiff mit Hilfe der Normalmaschinen anzufliegen, um zu versuchen, die Kurse zu koordinieren. Das bedeutete nicht nur ein gewaltiges Rechenexempel, sondern setzte auch astronautische Kenntnisse voraus, die hier, in dieser sterndichten Zone mit ihren vielen Energieeinflüssen unerhörte Anforderungen an die Besatzung der IRONDUKE stellen mußten.
    So hoffte ich, daß es Jefe Claudrin rechtzeitig gelungen war, seine Maßnahmen den unseren anzugleichen. Auris von Las-Too'r musterte mich mit rätselhaften Blicken. Die Spannung in mir stieg ins Unermeßliche. Was wollte sie mir in dieser stummen Art zu verstehen geben? War es Mitleid, oder Wohlwollen? Ich versuchte, ihr zuzulächeln. Wahrscheinlich wurde eine verzerrte Grimasse daraus. Noch bedrückender war für uns das Schweigen dieser unglaublich gefühlskalten Leute. Mir schien, als hätten sie sich ohne besonderes Nachdenken in ein Schicksal ergeben, das sie auf Grund der Sachlage durchaus nicht so widerstandslos hatten in Kauf zu nehmen brauchen. Schließlich gab es außerhalb der Zentrale wenigstens fünfzig hochqualifizierte Wissenschaftler und Techniker, die doch einen Weg kennen mußten, um in die Zentrale eindringen zu können. Ich an ihrer Stelle hätte zumindest versucht, mit Hilfe der Luftumwälzpumpen, ein betäubendes Gasgemisch in den Raum zu blasen. Es war anzunehmen, daß es an Bord eines solchen Expeditionsschiffes derartige Chemikalien

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