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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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dekolletiert.
    »Ja und nein?« echote sie.
    Ich erzählte ihr von den britischen Seeleuten, mit denen ich gesprochen hatte.
    »Es war sehr aufschlußreich, was sie mir erzählten«, sagte ich.
    »Vor allem ihr Hinweis auf die Existenz einer schwarzen Sekte war für mich sehr wertvoll.«
    Donna Varese griff nach ihrem Martiniglas. Als sie trank, sah sie mich mit ihren grünen Katzenaugen interessiert an.
    »Angeblich«, fuhr ich fort, »befindet sich der Sitz der schwarzen Sekte nicht in Bombay, sondern außerhalb. Grogger und McKammit wissen, wo er ist. Aber sie sind nicht bereit, ihn mir zu verraten.«
    »Warum nicht?«
    Ich sprach von dem Angriff der skelettierten Geier. Jedem Andern hätte Donna Varese diese Geschichte nicht geglaubt, mir jedoch nahm sie sie ab.
    Hatte ich so viel Überzeugungskraft? Oder war sie einfach nur bereit, mir alles zu glauben, weil ich ihr sympathisch war?
    Da war kein Mißtrauen in ihren schönen Augen, und auch kein Zweifel.
    »Ist es sehr wichtig für Sie, den Weg zu dieser schwarzen Sekte zu finden, John?«
    »Ich bin davon überzeugt, daß sie das Auftauchen des Wertigers veranlaßt hat.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Ich hob erstaunt eine Braue. »Sie, Donna?« Ich nahm gespannt einen Schluck von meinem Manhattan. Er schmeckte ausgezeichnet.
    »Ich hörte gestern abend nebenan im Restaurant unfreiwillig das Gespräch zweier Männer mit. Landsleute von Ihnen. Ritualforscher und Journalisten. Harald McClure und William van Dyke heißen sie. Sie wohnen gleichfalls im ›Taj Mahal‹.«
    »Und?«
    »Sie saßen am Nebentisch und unterhielten sich über eine Fahrt, die sie heute unternehmen wollten. Ihr Ziel sollte ein Ort vierzig Kilometer nördlich von Bombay sein: Kanheri.«
    Ich nickte. »Dort gibt es mehr als hundert buddhistische Höhlenklöster.«
    »Eines dieser Klöster soll jetzt der schwarzen Sekte gehören. Das wollten McClure und van Dyke heute aufsuchen. Inzwischen müssen sie längst da sein. Ich sah sie vor ungefähr zwei Stunden mit einem Landrover abfahren.«
    »Kanheri also!« sagte ich erfreut. »Sie wissen nicht, wie sehr Sie mir geholfen haben.«
    »Sie könnten sich revanchieren, indem Sie mich nach Kanheri mitnehmen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Höhlenklöster zu sehen. Vor allem das Kloster der schwarzen Sekte würde mich sehr interessieren.«
    »Selbst auf die Gefahr hin, daß Sie mir jetzt böse sind, muß ich Ihren Wunsch leider ablehnen, Donna.«
    »Warum?«
    »Ich mache keine Vergnügungsfahrt nach Kanheri, das dürfen Sie nicht vergessen. Denken Sie an die Skelettgeier, von denen ich Ihnen erzählt habe. Es kann auf der Fahrt nach Kanheri zu gefährlichen Zwischenfällen kommen. Doch selbst wenn nichts passiert, können sich im Kloster der schwarzen Sekte Dinge ereignen, die Sie in Lebensgefahr bringen. Ich möchte nicht, daß Ihnen etwas zustößt, deshalb werde ich die Fahrt nach Kanheri allein antreten.«
    Donna Varese zuckte mit den Schultern. »Schade«, sagte sie bedauernd. »Sie hätten mir eine große Freude gemacht.«
    »Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie hierbleiben.«
    »Nun, wenn es der Geisterjäger sagt, wird es wohl stimmen.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Glauben Sie, daß auch McClure und van Dyke in Gefahr sind?«
    »Nach dem Bild, das ich mir bisher gemacht habe, bin ich davon überzeugt. Wenn sie das Kloster der schwarzen Sekte betreten haben, wird es sehr schwierig für sie sein, es wieder zu verlassen – wenn diese Möglichkeit überhaupt noch besteht.«
    Donna Varese blickte mich besorgt an. »Dennoch haben auch Sie die Absicht, das Höhlenkloster zu betreten, nicht wahr, John?«
    »Ich bin für den Kampf gegen das Böse besser gewappnet als McClure und van Dyke.«
    »Dennoch bleibt es auch für Sie ein großes Risiko…«
    »Das steht außer Zweifel.«
    Donna Vareses Hand legte sich auf die meine. Sie schaute mir ernst in die Augen und flüsterte: »Geben Sie gut auf sich acht, John, und kommen Sie wohlbehalten wieder.«
    Ich lächelte. »An mir soll’s nicht liegen.«
    »Gott schütze Sie.«
    »Auf bald«, sagte ich, ließ meinen Drink auf die Zimmerrechnung setzen und verließ die Bar des »Taj Mahal«.
    Auf meinen Wunsch hin besorgte man mir einen vollgetankten Jeep. Ich schwang mich in den allradgetriebenen Geländewagen und brauste ab.
    Es war mir nun doch schneller gelungen, die Spur der schwarzen Sekte zu finden, als ich erwartet hatte. Ich war froh, nicht mehr auf Grogger und McKammit angewiesen zu

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