0108 - Das Eisgefängnis
ihn raus.«
»Haben Sie Beweise dafür, daß Morasso ihn entführt hat?«
»Nein, nicht direkt.« Bartholo nickte. »Eben, und diese Beweise müssen wir finden, sonst kann ich nichts machen. Ich bekomme einfach keinen Durchsuchungsbefehl.«
»Dann stürmen wir die Bude.«
»Das geht auch nicht«, erwiderte der Kommissar. »Ich muß mich an die Gesetze halten. Und vergessen Sie bitte nicht die ungeheure Macht der Mafia.«
Nein, die vergaß Suko nicht. Er wurde immer auf Schritt und Tritt daran erinnert.
»Aber wir können John Sinclair doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!« rief Suko.
Bartholo schwieg.
»Warum sagen Sie denn nichts?«
»Weil mir die Hände gebunden sind.« Er betonte das mir so seltsam, und Suko horchte auf.
»Mir aber nicht.«
»Nein.«
»Haben Sie einen Plan, Kommissar?« Suko beugte sich vor und senkte seine Stimme.
»Man könnte einen Versuch starten.«
»Los, reden Sie. Raus mit der Sprache. Sie kennen Palermo wie Ihre Westentasche.«
Bartholo lehnte sich zurück. »Wir haben Morasso natürlich auch beobachten lassen und folgendes dabei festgestellt. Jeden zweiten Tag kommt ein Wagen, der Lebensmittel bringt.« Der Kommissar lächelte. »Muß ich noch mehr sagen?«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, das brauchen Sie nicht. Sie meinen also, ich soll mir den Fahrer kapern…«
Beschwörend hob der Kommissar beide Hände. »Um Himmels willen, das wäre ungesetzlich.«
»Schlagen Sie etwas anderes vor, aber bitte recht schnell.«
»Wir greifen zu einem Trick. Das ist alles.«
»Und wie soll der aussehen?«
Kommissar Bartholo lächelte verschmitzt, beugte sich zur Seite und flüsterte in Sukos Ohr.
Der Chinese hörte genau zu. Je länger der Kommissar sprach, um so mehr hellte sich Sukos Gesicht auf. Dieser Bartholo war ein mit allen Wassern gewaschenes Schlitzohr. Er konnte zur Not auch einen orientalischen Teppichhändler abgeben.
Suko war einverstanden. Er drückte sich aus dem Sessel und fuhr hoch in sein Zimmer. So völlig unbewaffnet wollte er sich nicht in die Höhle des Löwen wagen.
Ein paar Minuten später war er fertig.
Der Kommissar wartete schon. Neben ihm standen zwei Carabinieri. Jetzt konnte Suko nur noch hoffen, daß der Plan auch klappte. Wenn nicht, war alles umsonst.
***
Hinter mir die Killer mit schußbereiten Pistolen und Revolvern – vor mir der Bottich mit dem eisigen Wasser.
Mein rechtes Knie lag schon auf dem Rand des Bottichs, während der linke Fuß noch auf dem Boden stand. Einem Kerl ging es wohl nicht schnell genug, er kam noch näher und wollte mich mit der linken Hand in den Bottich stoßen.
Dabei mußte er den Arm ausstrecken, und er hatte seine rechte Hand nicht mehr so unter Kontrolle. Der Waffenlauf zeigte an mir vorbei.
Für eine Sekunde höchstens.
Die aber reichte.
Ich warf mich nicht nach rechts in den Bottich, sondern nach links gegen meinen Gegner. Er war so überrascht, daß er gar nicht daran dachte zu schießen, und als er die Waffe in meine Richtung drehen wollte, hämmerte ich ihm meine Handkante auf das Gelenk.
Er ließ die Waffe fallen.
Hastig bückte ich mich und wollte die Kanone an mich nehmen.
Es blieb beim Versuch, denn der Killer, dem ich die Waffe abgenommen hatte, hechtete auf mich zu.
Er prallte gegen mich, als ich die Waffe hochreißen wollte. Ich ließ den Griff fahren und knallte nach hinten. Schmerzhaft schlug ich mit dem Kopf auf den harten Stein.
Ich hörte ein wildes Lachen, und dann tauchte vor meinen Augen eine riesige Faust auf.
Im letzten Augenblick nahm ich den Kopf zur Seite. Die Faust wischte an meinem Schädel vorbei und donnerte auf die Fliesen.
Mein Gegner stieß einen urigen Schrei aus, wahrscheinlich hatte er sich seine Knöchel gebrochen.
Darum konnte ich mich nicht kümmern, denn nun ging es um mein Leben. Ich zog die Beine an, was mir unter vielen Mühen gelang, bekam sie auch in die richtige Position und schleuderte den Kerl von mir.
Diesmal fiel er hin.
Aber da war noch der zweite.
In seinen Augen las ich den Mord. Sterben sollte ich so oder so.
Er wollte mich durch einen Schuß ins Jenseits befördern. Dabei hatte er einen Fehler gemacht. Er war zu nahe an mich herangekommen, und ich holte ihn mit einem Scherenschlag meiner Beine von den Füßen.
Er drückte zwar noch ab, aber das Geschoß jagte in die Decke.
Ich zog unwillkürlich den Kopf ein und hatte Glück, daß ich nicht getroffen wurde.
Der zweite Mafioso war auf die Waffe seines Kumpans gefallen.
Ich
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