0108 - Das Eisgefängnis
wieder geweckt. Wovon die Wissenschaft heute noch träumt, ich habe es geschafft!«
Er lachte, und er sonnte sich in seinem Triumph.
Mir fiel ein altes Sprichwort ein. »Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.«
Auch Dr. Tod übertrieb es. Irgendwann würden sie ihn packen.
Wenn ich es nicht war, dann eben andere.
Sein Lachen verstummte. Kalt blickte er mich an.
»Und was hast du mit den wiedererweckten Menschen vor?« fragte ich ihn.
»Sie werden nur auf mich hören. Ich schicke sie in alle Länder der Welt, wo sie meinen Weg ebnen, aber das wirst du nicht erleben. Dich, Sinclair, werde ich nicht am Leben erhalten. Du wirst sterben. Ich werde dich einfrieren, und der Tod kriecht langsam in deine Knochen hinein. Und wenn du dann steif gefroren bist, schicke ich deine Leiche an Scotland Yard.«
Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß Dr. Tod seine Androhung wahrmachen würde. Mich allein haßte er wie sonst nichts auf der Welt. Schließlich war er unter anderem zurückgekehrt, um mich zu töten. Und er stand dicht davor.
»Hast du noch eine Frage?«
»Nein!«
»Gut, Sinclair.« Er ging einen Schritt zur Seite und gab seinen beiden Vasallen einen Wink. »Werft ihn in den Bottich hinein!« befahl er. »Ich komme später zurück und schaue ihn mir an!«
Die Männer nickten.
Sie lösten sich von der Wand und kamen langsam näher. Dr. Tod ging inzwischen auf die Tür zu. Noch einmal warf er mir einen langen Blick zu, dann zog er die Tür auf und verschwand.
Bereits jetzt war ich ziemlich durchgefroren, denn in diesem Raum herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Klar, daß sich auf dem Wasserspiegel eine Eiskruste gebildet hatte. Und wenn ich erst einmal in diesem Bottich steckte, war alles verloren.
Zudem ging ich davon aus, daß die Temperatur in diesem Raum von außen her gesteuert werden konnte. Dr. Tod würde sie sicherlich noch mehr herunterdrehen.
Die beiden Mafiosi waren stehengeblieben. Ich schaute in ihre glatten Gesichter und sah Mörderaugen. Von den Typen hatte ich keine Gnade zu erwarten. Sie würden sich auch nicht auf irgendwelche Verhandlungen einlassen, sondern nur den Befehl ihres Anführers durchführen.
»Steig in den Bottich!« befahl der rechts von mir stehende Mann.
Ich zögerte. »Hört mal, Jungs«, grinste ich. »Wir könnten uns doch…«
»Nein!«
Die Antwort sagte mir genug.
Ich hob die Schultern und drehte mich um. Jetzt wandte ich den beiden den Rücken zu. Ein Schauer rann über meine Haut. Nicht nur allein durch die Kälte verursacht, es war auch die Angst, die mich umklammert hielt.
Das Eis auf der Oberfläche schillerte. An den Rändern war es härter als in der Mitte. Aber es würde mein Gewicht nicht tragen.
Ich sackte ein und dann…
Waffenstahl wurde mir in den Rücken gedrückt.
Da hob ich langsam das rechte Bein…
***
Kommissar Bartholo kam mit großer Besetzung.
Suko erwartete ihn in der Halle. Er hatte die Hotelleitung über den Vorfall aufgeklärt, und die zuständigen Manager rangen nur die Hände.
Sie hatten große Angst um den Ruf ihres Hauses, jammerten und beschwerten sich. »So etwas ist noch nie vorgekommen. Bisher waren wir stolz darauf, ein ordentliches Haus zu führen. Und nun das.«
Suko hatte die Einwände mit einer Handbewegung weggewischt. Jetzt ging es um mehr. Für ihn stand das Leben eines Freundes auf dem Spiel. Und das mußte gerettet werden! Der Chinese ging dem Kommissar entgegen, während Bartholos Leute schon in den vierten Stock fuhren, um dort mit der Spurensicherung zu beginnen. Bartholo war blaß.
»Wie konnte so etwas nur passieren?« fragte er und schüttelte den Kopf.
»Vielleicht gibt es eine Person unter den Angestellten, die mit den Gangstern zusammengearbeitet hat«, vermutete Suko.
»Das ist möglich.« Der Manager hatte das Gespräch gehört. »Nein!« rief er. »Ich stelle mich vor meine Leute, das kann gar nicht sein.«
Bartholo lächelte skeptisch. »Bezahlen Sie so gut, daß Ihre Angestellten kein Interesse haben, nebenbei Geld zu verdienen?«
Da schwieg der Manager.
Suko und der Kommissar ließen ihn stehen. In den bequemen Ledersesseln nahmen sie Platz. »Von John Sinclair haben Sie noch keine Spur?« fragte der Chinese.
Bartholo schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, leider nicht.«
Suko schaute ihn an. »Aber ich weiß, wo er steckt.«
»Sie vermuten es.«
»Nein, ich weiß es. Bei Morasso.« Jetzt lächelte der Kommissar.
»Dagegen kann ich nichts sagen.«
»Dann holen wir
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