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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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sprach. Er hatte ebenmäßige, kräftige Zähne. Seine Sprache war stark akzentuiert, sein Englisch klar, deutlich, von keinem Dialekt gefärbt.
    »Ich heiße euch willkommen, meine Freunde«, sagte er. »Ihr seid zu etwas Großem auserwählt. Wenn ihr diese geweihte Stätte verlaßt, seid ihr Solaria, der jungfräulichen Sonne, unterworfen, die euch durch mich ihre Befehle übermitteln wird. Ich bin Uztapioc, der Meister der roten Sonne! Ihr werdet helfen, ein Schattenreich zu errichten. Das ist ein Befehl von Quatlepec, dem Solaria und ich zu gehorchen haben. Seht… da ist sie!«
    Seine Rechte wies nach oben. Alle sahen hinauf zur Decke der Felsenhalle.
    Über dem Altar stand, nein, schwebte, eine Frau. Sie war völlig nackt. Blauschwarzes Haar hing ihr weit auf den Rücken. Ein buntbesticktes Stirnband hielt es zusammen. Die Oberarme schmückten zwei breite Goldreifen.
    Aufrecht stehend kam sie herunter, die Arme ausgebreitet wie Uztapioc. Er trat zur Seite, so daß sie seinen Platz in der Mitte vor dem Altar einnehmen konnte.
    Die Frau war etwas mehr als fünf Fuß groß, schlank und grazil. Ihre runden Brüste waren nicht übermäßig groß, aber fest. Sie besaß ein ausladendes Becken, volle Schenkel und lange, gutgeformte Beine. Die ein wenig aufgeworfenen Lippen schimmerten dunkelrot. Vorstehende Wangenknochen dominierten in dem faszinierenden Gesicht mit den großen, schwarzen Augen, aus denen Feuer zu sprühen schien.
    »Solaria, die jungfräuliche Sonne!« rief Uztapioc und verbeugte sich vor ihr.
    Sie führte beide Hände flach vor ihrem Gesicht zusammen, legte den Kopf weit zurück, wobei sie beide Hände mitnahm. So stand sie sekundenlang starr und steif, nur ihre Lippen bewegten sich noch. Zu hören war jedoch nichts.
    Die Umrisse ihrer Gestalt verschwammen plötzlich, wurden von mildem, rötlichem Licht eingehüllt. Das Wesen verschwand, eine Feuersäule trat an die Stelle Solarias.
    Und dort, wo sich eben noch Uztapioc befunden hatte, war nun ein Feuerrad, aus dem sein Gesicht leuchtete.
    Hinter dem Altar wurde es hell. Gleißend hell. Es war wie eine gewaltige Explosion. Rauch stieg auf, verflüchtigte sich. Die Tomtoms begannen zu dröhnen, klappernde Töne wurden vernehmbar. Es klang wie ein Xylophon, nur wesentlich lauter, hundertfach verstärkt, härter und rhythmischer. Es war eine monotone Melodie, die an den Nerven zerrte. Zwischendurch kurze Pausen, in denen Glocken bimmelten und die Glasharfe zu hören war.
    Uztapioc in seinem Feuerrad wanderte nach links, die Feuersäule, in der sich Solaria verbarg, nach rechts. Die fünf Lanzenträger senkten die Köpfe, Der sechste mit der Sonnenstange, stand jetzt auf einem Sockel, einige Yards von Uztapioc entfernt. Dreimal stieß er den Stab auf, hob ihn dann über seinen Kopf und ließ ihn rotieren. Die goldene Sonne begann zu glühen und gab einen singenden Ton von sich.
    Als dieser Ton jäh abbrach, dafür die Tomtoms lauter und schneller wurden, stieg eine neue dunkelrote Wolke hinter dem Altar auf, zerplatzte, löste sich in nichts auf.
    Ein Wesen stand jetzt vor dem Altar. Mittelgroß, mit vier Armen und zwei Köpfen, deren Hälse sich in einem vereinigten. Jeder Kopf besaß nur ein Auge, doppelt so groß wie ein normales. Es saß über der Nasenwurzel. Die Münder waren zahnlos, die breiten, wulstigen Lippen rissig und voller Schrunden.
    Jede der vier Hände hatte sieben Finger. Genau wie Solaria und die anderen Wesen. Zotteliges Haar fiel von jedem Kopf links und rechts herunter.
    Der Oberkörper war nackt und stark behaart. Den Unterleib bedeckte eine Art Lendenschurz aus geflochtenen Goldfäden. Die Beine dieses Ungeheuers waren fleischlos wie bei einem Skelett.
    »Ich bin Quatlepec!« Es war grausig anzusehen, wie die Münder sich öffneten und synchron sprachen. »Herr vieler Dämonen und Gottes der Finsternis, dem es gelang, die rote, jungfräuliche Sonne zu unterwerfen!«
    Die vier Arme schossen vor, Dutzende roter, deutlich sichtbarer Strahlen zischten auf die Wartenden zu. Als Quatlepec die Arme wieder sinken ließ, hatten sich die Menschen in Skelette verwandelt.
    Es war schauerlich anzusehen, wie sie dastanden. Nur noch Knochen und Totenschädel mit leeren Augenhöhlen.
    Quatlepec sprach weiter, jedoch in einer nicht verständlichen Sprache. Die Skelette verstanden jedes Wort. Einige nickten, andere bewegten die Arme. Fast eine Viertelstunde lang sprach Quatlepec in beschwörendem Ton. Endlich hob er die Arme, erneut kamen die

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