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0109 - Broadway-Krieg

0109 - Broadway-Krieg

Titel: 0109 - Broadway-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Broadway-Krieg
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riskieren eine Menge dabei.
    Während Phil und ich den Zeitungsbericht noch studierten, wurden wir angerufen. Fred Kendy von der Daily Times war am Apparat.
    »Hallo, Cotton«, sagte er. »Hast du schon von dem Raub bei Hesters gehört?«
    »Habe es gerade in der Zeitung gelesen.«
    »Interessant, wie?«
    »Ziemlich interessant.«
    »Viel interessanter, als du glaubst. Kannst du mich in der Redaktion besuchen?«
    »Was ist denn los?«
    »Komm! Ich verspreche dir eine erstklassige Überraschung.«
    »Versprich mir einen Whisky, und ich komme!«
    Er lachte. »Mein Eisschrank ist nie leer!«
    Fred Kendy war der Polizei- und Gerichtsredakteur der Daily Times, und er 16 arbeitete in dieser Branche seit dreißig Jahren. Kendy wusste von den New Yorker Verbrechern fast soviel wie unsere Archive, aber er wusste es auswendig. Wir arbeiteten hin und wieder mit ihm zusammen. Kendy war immer bereit, für uns Nachrichten in die Presse zu schleusen, von denen wir uns eine Wirkung in einem bestimmten Fall versprachen, und er war ebenso bereit, bekannte Tatsachen zu verschweigen, wenn unsere Arbeit dadurch gefährdet wurde.
    Kendy war klein, dicklich und weißhaarig. Er balancierte eine riesengroße Brille auf seiner winzigen Stupsnase. Er sah aus wie ein friedlicher Bienenzüchter. Niemand konnte in diesem Mann New Yorks besten Kriminalredakteur vermuten.
    »Setzt euch«, sagte er zu Phil und mir. Er holte eine große Whiskyflasche aus dem Eisschrank, der, groß genug für eine Gaststätte, seltsam fremd zwischen den Bücherregalen prangte. Wie viele kleine Leute hatte Kendy eine Schwäche für Großes. Er umgab sich mit Dingen, die für Riesen gemacht zu sein schienen. Zum Glück waren auch die Whiskygläser groß, und Kendy füllte sie bis zum Rand. Er gab sie uns und ließ sich in seinen viel zu großen Sessel fallen.
    »Cheerio«, sägte er, und wir taten dem Whisky mehr, als nur an ihm zu nippen.
    »Ich möchte euch etwas vorlesen«, erklärte Kendy. Er nahm eine Mappe vom Tisch.
    »Banküberfall!«, begann er wichtig.
    »Heute Morgen um neun Uhr überfiel eine noch nicht mit Sicherheit bekannte Anzahl von Männern die Filiale der… na, ihr kennt die Bank ja. Der Überfall war sorgfältig vorbereitet und wurde mit größter Kaltblütigkeit durchgeführt. Nach den Aussagen der Bankangestellten schützten die Männer ihre Gesichter durch hochgezogene Schals. Ein Mann blieb am Eingang und bedrohte die Anwesenden mit einer Maschinenpistole, während sich die anderen im Raum verteilten. Zwei Männer packten das Geld aus der Kasse in einen mitgebrachten Koffer. Der Überfall ist umso erstaunlicher, als die Bank als eines der am besten gesicherten Geldinstitute New Yorks gilt. Alle Fenster sind schwer vergittert. Neben dem Eingang befindet sich ein durch Stahlplatten gesicherter Raum, in dem sich die ständige Wache aufhält. Von dort aus werden die Alarmanlage und das Gitter vor dem Eingang bedient. Obwohl einer der Gangster versuchte, die Besatzung dieses Raumes dadurch außer Gefecht zu setzen, dass er eine Tränengasbombe durch einen Sehschlitz warf, hätten die Wächter eigentlich noch in der Lage sein müssen, die Sicherungsvorrichtung und die Alarmklingel zu bedienen. Unglücklicherweise versagte die Vorrichtung aufgrund eines bisher noch ungeklärten technischen Fehlers. Weder ertönten die Klingeln, noch senkte sich das Gitter. Die Gangster, die eigentlich wie Mäuse in der Falle hätten enden müssen, konnten sich mit ihrer Beute in Sicherheit bringen. Soweit wir wissen, ist das der erste Überfall auf eine gute gesicherte Bank, bei dem kein Schuss fiel. Von den Tätern…«
    »Stop mal, Fred«, unterbrach ich. »Um deinen Bericht über den Hesters-Fall zu hören, hättest du uns nicht auf die Beine bringen brauchen. Die zehn Cents, um sich die Daily Times zu kaufen, besitzt auch ein armer G-man immer noch.«
    Kendy sah mich über seine Brille hinweg mitleidig an.
    »Wann wirst du endlich den Unterschied zwischen einem Redakteur und einem Reporter begreifen? Ein Reporter schreibt, ein Redakteur korrigiert, wählt aus und entscheidet, was in die Zeitung kommt. Ich bin Redakteur. Aber zufällig hast du recht. Diesen Artikel schrieb ich eigenhändig. Nur, ich schrieb ihn vor mehr als dreißig Jahren. Es war meine erste Arbeit als Kriminalreporter. Damals war ich noch Reporter.«
    Er überreichte mir die Mappe. Sie stammte aus dem Archiv und enthielt alte Nummern der Daily Times. Überrascht suchte ich nach dem Datum und fand

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