0109 - Broadway-Krieg
Tony MacLean starb in Ihren Diensten. Seinen Bruder ließen Sie umlegen. Caglio musste ich erschießen, und bei Punder besorgten Sie es selbst. Ich kann Ihnen den Bearer-Raub nicht nachweisen, aber ich werde Ihnen ein anderes Verbrechen nachweisen, das sie auf den elektrischen Stuhl bringt. Hundertprozentig hat der G-man sein Versprechen nicht erfüllen können, aber später stellte er den Boss und erschoss ihn.«
Fred Kendy griff nach seinem Whiskyglas. Ich beugte mich über den Tisch und hielt seinen Arm fest.
»Der Chef war Hollyway?«
»Ja, Fedor Hollyway. Cress kam erst im gleichen Jahr nach New York und wurde der Partner seines Bruders.«
»Und der G-man?«
»Nicht schwer zu raten«, sagte Phil. »Jonathan Bend natürlich.«
Kendy nickte, machte seinen Arm frei und trank sein Glas leer.
»Glaubst du, Cress habe das Rezept seines Bruders bei dem Überfall auf die Hesters-Bank angewandt?«
Der Redakteur sah mich geradezu mitleidig an.
»Wieso bist du eigentlich mit deiner mäßigen Intelligenz G-man geworden? Ich habe mich im Lauf meines Lebens mit Tausenden von Verbrechen beschäftigt, modernen und längst vergessenen. Kein Verbrechen ähnelt per Zufall haargenau einem anderen. Entweder sind es die gleichen Täter oder sie verüben ihre Taten nach einem bestimmten Rezept. Der Hesters-Raub wurde nach dem 20 Hollyway-Rezept ausgeführt. Daran gibt es keinen Zweifel.«
»Aber Cress kann ihn nicht ausgeführt haben. Hollyway ist Sechsundsechzig.«
»Niemand behauptet, dass sich der alte Ganove persönlich beteiligt hat. Er lieferte das Rezept!«
Ich trank den Rest meines Whiskys und stand auf.
»Wir werden uns also den Wächter der Hesters-Bank ansehen und ihn auf seine Bestechlichkeit prüfen, und wir werden uns die Alarmanlage sehr genau ansehen.«
»Holt euch einen Fachmann, der etwas davon versteht«, empfahl Kendy.
»Vielen Dank, Kendy. Das war ein wichtiger Hinweis.«
Als Phil dem Redakteur die Hand gab, sagte er: »In einem Punkt hast du dich doch geirrt, Kendy. Du sagtest, niemand wäre in dieser Angelegenheit vor Gericht gestellt worden. Ich nehme an, der verhaftete ehemalige Bankwächter kam vor einen Richter.«
»Ich irre mich nie«, antwortete Kendy grob. »Der Mann hängte sich in der Zelle auf.«
***
Die Hesters-Bank war nach dem Überfall geschlossen worden. Ein Stab der Kriminalabteilung arbeitete noch darin. In einer Ecke stand ein kompakter Herr im dunklen Anzug mit einem weißen Schnauzbart und brüllte, hochroten Gesichtes, auf einen relativ jungen Mann ein. Der Gentleman war so wütend, dass sich sein Schnauzbart sträubte.
»Schund!«, brüllte er. »Solch einen Dreck zu liefern. Schlamperei! Knallerbsen wären wirkungsvoller…«
Inspektor Dane von der Kriminalabteilung, der zusammen mit irgendeinem Experten auf dem Fußboden herumkroch, blickte auf, als wir hereinkamen.
»Das liebe FBI«, sagte er. »Die Burschen gönnen uns den Job nicht.«
»Hallo, Dane! Lassen Sie sich nicht stören. Sie können meine Fragen auch von der Erde aus beantworten.«
Er stand auf, wischte sich den Staub von den Knien und reichte uns die Hand.
»Wer ist der Mann, der so brüllt?«, fragte Phil.
»Der alte Hesters, Hauptinhaber der Bank.«
»Und wen schreit er an?«
»Den Ingenieur der Firma, die die Sicherungsanlage geliefert hat. Er brüllt schon seit einer halben Stunde.«
»Warum nur?«, wunderte sich Phil. »Er hat keinen Grund, sich aufzuregen. Niemand ist getötet worden, und den Schaden deckt die Versicherung.«
»Er ist Hauptaktionär der Gesellschaft, bei der seine Bank versichert ist.«
»Wie schön!«, freute ich mich.
Wir lachten alle drei, während Mr. Hesters ungestört weiterschimpfte.
»Wo ist der Wächter?«, fragte ich.
»Im Krankenhaus. Er hat eine starke Verletzung der Augen durch Tränengas.«
»Haben Sie ihn schon vernommen?«
»Ja, im Hospital. Verdächtigen Sie ihn? Er steht seit über fünfzehn Jahren in Diensten der Bank. Er hat die Sicherungsanlage betätigt. Das steht einwandfrei fest. Dass er nicht geschossen hat, wirft ein seltsames Licht auf seinen Mut, aber er behauptet, er hätte nichts mehr sehen können. Es stimmt, er kann nicht einmal jetzt sehen.«
»Wird er bewacht?«
»Nein! Ich verstehe Ihr Interesse nicht, Cotton. Der Mann hat eine Frau und zwei Kinder. Außerdem muss er noch mindestens drei Tage im Krankenhaus bleiben.«
»Darf ich mich mal mit dem Ingenieur unterhalten?«
»Bitte! Er wird Ihnen dankbar sein, wenn Sie ihn aus den
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