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0109 - Broadway-Krieg

0109 - Broadway-Krieg

Titel: 0109 - Broadway-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Broadway-Krieg
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es: 14. April 1925. Die Balkenüberschrift, die Kendy nicht vollständig vorgelesen hatte, lautete:
    Banküberfall bei der Filiale der Bearer-Bank, Ecke 56. Straße und 11. Avenue. Beute: Über dreihunderttausend Dollar.
    »Noch einen Whisky?«, fragte mein Zeitungsfreund sanft und heimtückisch.
    Ich nickte, während ich die Artikel zu Ende las. Phil sah mir über die Schulter und las mit.
    »Eine tolle Parallele«, sagte ich und ließ die Mappe sinken.
    »Eine praktisch vollständige Übereinstimmung«, bestätigte Kendy. »Eine Bank, die an einer Ecke liegt. Dadurch stehen den Gangstern vier Fluchtwege offen. Eine Alarmanlage, die versagt, sodass niemand etwas von dem Überfall merkt. Kein einziger Schuss! Auch die Telefonanlage haben sie damals zerstört, wenn es auch einfacher war. Sie brauchten nur ein Kabel herauszureißen. Die Unterschiede sind minimal. Damals wurde niemand niedergeschlagen, weil während des Überfalls zufällig kein Mensch die Bank betrat, und weil keine Frau anwesend war, die schrie. Auch stand die Zahl der Gangster zunächst nicht fest. Später wurde sie festgestellt. Es waren ebenfalls fünf Männer.«
    »Ich denke, du hast uns noch einiges zu diesem Überfall vor vierunddreißig Jahren zu sagen, Kendy«, sagte ich.
    Er antwortete mit einem »Cheerio«, und wir taten dem eiskalten Whisky die Ehre an, die ihm gebührte.
    ***
    Kendy kreuzte die kleinen fetten Hände über dem bescheidenen Bauch.
    »Ich bin ziemlich stolz darauf, dass es mein Artikel war, der die Polizei darauf aufmerksam machte, dass das Versagen der Alarmanlage doch recht merkwürdig sei. Sie setzten einen Elektrofachmann darauf an. Er entdeckte, dass eine durchgebrannte Sicherung daran schuld war. Außerdem gaben die beiden Wachmänner, die Kammer war mit zwei Leuten besetzt, an, sie hätten wegen des Tränengases nicht schießen können. Ich stellte in einem späteren Artikel die Frage, wie eine Sicherung bei einer Anlage durchbrennen kann, die überhaupt nicht benutzt worden ist, und damit niemals unter Strom stand. Die Polizei griff den Gedanken auf und zog die beiden Stahlkammerhelden durch eine Unmenge von Verhören, aber die Burschen blieben hart. Sie sagten, sie hätten wegen des Tränengases nicht schießen können, aber sie hätten die Hebel der Alarm- und Sicherungsanlage bedient. Es sei nicht ihre Schuld, wenn die Anlage nicht funktioniert habe. Die Cops mussten die Burschen laufen lassen. Natürlich wurden sie sofort von der Bank gefeuert. Einer von beiden hatte sogar die Frechheit, beim Arbeitsgericht wegen einer Entschädigung zu klagen. Grund: Unberechtigte Entlassung, und weil die Staatsanwaltschaft ihn außer Verfolgung gestellt hatte, kam er damit sogar durch, und die Bank musste ihm achthundert Dollar zahlen. Der Überfall auf die Bearer Bank wurde jedenfalls nie aufgeklärt.«
    »Nie?«, fragte Phil.
    Kendy lächelte verschmitzt.
    »Jedenfalls wurde nie wegen dieses Bankraubes Anklage gegen irgendwen erhoben, obwohl man später ziemlich genau wusste, wer die Beteiligten gewesen waren.«
    »Erzähl keine Märchen, Kendy«, mahnte ich.
    »Stiehl mir nicht meine Pointen, G-man und lass mir das Vergnügen, einmal klüger zu sein als die hohen Herren 18 vom FBI. Ich erzähle die Geschichte der Reihe nach oder überhaupt nicht. Du hast die Wahl.«
    »Der Reihe nach«, lachte ich.
    »Die Stadtpolizei gab die Nachforschungen auf. Ihr stand die Arbeit ohnedies bis über die Ohren. Der Gangsterkrieg der Zwanziger Jahre tobte in voller Stärke. Die Hälfte der Beamten war bestochen, und die andere Hälfte hatte keine Lust, ihr Leben zu riskieren, um Gangster zu fangen, die dann freigesprochen wurden. Dann kamen die ersten G-men nach New York und das Leben für die Könige der Unterwelt und ihre Helfer wurde härter. Einer von diesen G-men knöpfte sich den schon verstaubten Bearer-Fall vor. Er setzte sich auf die Fährte der beiden Stahlkammerhelden. Einer von beiden war gestorben, aber der G-man sprach mit seinen Erben. Es stellte sich heraus, dass der Mann über zehntausend Dollar hinterlassen hatte, eine hübsche Summe für einen stellungslosen Bankangestellten in der damaligen Zeit. Mit Feuereifer stürzte sich der G-man auf die Suche nach dem zweiten Bankwächter. Er fand ihn in einem kleinen eigenen Haus. Sein Bankkonto wies eine fünfstellige Summe aus. Ich fürchte, es war nicht alles ganz gesetzlich, was der G-man tat, um dem Mann den Mund zu öffnen. Ich glaube, er schrieb ihm Drohbriefe in einem Stil,

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