0109 - Broadway-Krieg
Rückzugsbewegung heraus warf ich mich nach vorne, beide Arme vorgestreckt, die Hände geöffnet. Ich erwischte das Handgelenk des schon wieder halb zum Schlag erhobenen Armes, und damit lösten sich Rancos letzte Chancen in Dunst auf. Ich tauchte unter dem Arm durch, ohne ihn loszulassen, stand hinter Tozzo und bog seinen Arm damit auf eine solche Weise nach hinten, dass ein klein wenig mehr genügte, um ihm die Schulter auszukugeln.
Er brüllte vor Schmerzen auf, aber er hielt noch das Bein in der verdrehten Hand.
»Lass los!«, befahl ich und drückte ein wenig mehr gegen den Arm.
Ein neuer Schrei! Die Finger lösten sich. Das Tischbein polterte auf die Erde.
»So, Ranco«, sagte ich. »Ich habe dich gewarnt, und jetzt wirst du den Denkzettel bekommen, den du verdienst.«
Ich ließ ihn los. Er drehte sich um und hielt die Hände vor das Gesicht.
»Wehr dich!«, sagte ich und ging ihn an.
Er wehrte sich schwach. Ich prügelte ihn vor mir her. Er lief rückwärts auf den Kreis der Zuschauer zu. Die Leute wichen zur Seite. Es bildete sich eine Gasse. Tozzo türmte, und ich folgte ihm. Die Bartheke stoppte seine Flucht. Ich knallte ihm einen letzten Haken an den Kopf. Er drehte sich um seine Achse, fegte mit den schon kraftlosen Armen ein halbes Dutzend Gläser von der Theke und blieb mit ausgestreckten Armen über dem Thekentisch liegen.
Ich packte ihn und richtete ihn auf. Er atmete schwer. Sein Gesicht sah nicht mehr besonders aus. Ich tastete ihn ab, aber er trug kein Schießeisen bei sich.
»Ich finde, Sie benehmen sich ausgesprochen unmöglich«, sagte eine Stimme hinter meinem Rücken.
Ich drehte den Kopf über die Schulter. Hinter mir stand ein kaum dreißigjähriger Mann im Smoking. Er war nur mittelgroß, untersetzt. Im ersten Augenblick glaubte ich, ihn zu erkennen, aber ich wusste nicht, wie er hieß, noch wo ich ihn gesehen haben konnte.
»Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram!«, antwortete ich grob.
»Ich hoffe, die Polizei kommt bald und bringt Ihnen etwas Höflichkeit bei.«
»Die Polizei bin ich selbst.«
Er war nicht erschüttert. »Umso schlimmer. Wenn dieser Gentleman eine Beschwerde gegen Sie einreicht, bekommen Sie hoffentlich einen kräftigen Rüffel.«
»Offenbar sind Sie ein Menschenfreund!«
»Ich bin Rechtsanwalt, und ich sehe ungern zu, wenn das Recht verletzt wird.«
Mir kam ein Gedanke. »Kennen Sie diesen Gentleman?«, fragte ich mit einer Kopfbewegung zu Tozzo.
»Nein«, antwortete er.
Wir sahen uns in die Augen.
»Würden Sie mir Ihren Namen nennen.«
»Edsel Läwer!«
»Schön, Mr. Lawer. Und nun tun Sie mir den Gefallen, mich mit diesem Herrn allein zu lassen.«
Er drehte sich auf dem Absatz um. Ich schleifte Tozzo zum nächsten Stuhl. Während die anderen Gäste noch murmelnd das Ereignis besprachen und die Kellner sich daran machten, die Trümmer zur Seite zu räumen, fragte ich den erschütterten Ranco: »Du hast 30 meine letzte Frage noch nicht beantwortet, Freund.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie gesprochen haben«, antwortete er mühsam.
»Für wen arbeitest du jetzt?«
Nun ja, ich konnte ihn zusammenschlagen, aber ich konnte ihn nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen.
»Lassen Sie mich endlich in Ruhe«, knurrte er. »Ich arbeite für niemanden.«
Phil stand plötzlich neben mir.
»Ich glaube, es hat wenig Zweck, Jerry«, sagte er ruhig. »Lass ihn laufen.«
Ich sah den Freund überrascht an. Er zwinkerte mir zu. Ich verstand und ließ die Hände von Tozzo.
»Troll dich!«, befahl ich.
Ich rief den Kellner und zahlte unsere Drinks.
»Der Tisch, Sir«, sagte er schüchtern. »Und die Gläser!«
»Halten Sie sich an meinen Gegner. Er hat angefangen. Außerdem hat er verloren, und wer verliert, zahlt. Das ist üblich.«
Phil und ich gingen hinaus.
»Was gibt’s«, fragte ich auf der Straße.
»Der Mann, der dich an der Bar ansprach, kennt Tozzo. Er sprang auf, als die Prügelei losging. Ich sah genau, dass die Schlägerei ihm nicht passte. Ich glaube, er fluchte vor sich hin.«
Ich pfiff leise durch die Zähne.
»Er behauptete, Rechtsanwalt zu sein. Edsel Lawer nannte er sich.«
»Wir werden uns bei der Anwaltskammer nach ihm erkundigen.«
»Und Tozzo?«
»Ich denke, wir behalten ihn im Auge. Wenn Douns Information etwas taugt, dann werden wir feststellen, mit welchen Leuten er Umgang hat.«
Wir fuhren zum Hauptquartier. Unterwegs fragte ich Phil: »Kam dir das Gesicht dieses angeblichen Rechtsanwaltes nicht bekannt vor?«
»Nein«,
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